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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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und den Salamandern in der Luft fühlte ich mich wie Bobby Leach im Fass auf dem Weg zu den Niagarafallen. Alle paar Minuten hatte ich das Gefühl, als würde sich mein Magen umdrehen. Ich drehte den Wasserhahn auf und spritzte mir kaltes Wasser in das schweißnasse Gesicht. «Aber ... das Geld ist hier. Mein Freund. Eine Menge Geld. Hinter Ihnen. Ist ein Paneel über dem Wasserkasten. Der Toilette. Hinter dem Paneel. Ist eine Tasche. Eine Tasche voller Banknoten. In unterschiedlichen Währungen. Und eine Thompson-Maschinenpistole. Genügend Schweizer Goldmünzen, um ein Schokoladengeschäft aufzumachen.»
    «Es ist noch ein wenig früh für Weihnachten», sagte Krempel. «Tsss-tsss. Und ich hab nicht mal einen Stiefel vor den Kamin gestellt.»
    «Meiner war letztes Jahr voller Ruten. Aber es ist hier, ehrlich. Das Geld, meine ich. Reles hat es hier versteckt. Eine Thompson deponiert man schließlich nicht im Hotelsafe. Nicht einmal hier.»
    «Versuch nicht, mich abzulenken», grollte Krempel. «Los, trink weiter.» Er beugte sich vor und tippte mit dem Lauf der Pistole gegen meinen Schuh mit dem Loch in der Sohle.
    Ich füllte die Backen mit der giftig brennenden Flüssigkeit, schluckte mühsam und stieß einen tiefen Seufzer aus. Mir war übel. «Ich hab es gefunden. Als ich diese Suite durchsucht habe. Vor einer Weile.»
    «Und du hast es einfach dagelassen?»
    «Ich mag vieles sein, Gerhard, aber ich bin kein Dieb. In dieser Hinsicht haben Sie mir etwas voraus. Irgendwo hier in der Suite hat der gute alte Max einen Schraubenzieher versteckt. Irgendwo. Um besagtes Paneel abzuschrauben. Ganz sicher. Ich hab vorhin danach gesucht. Damit ich Sie gebührend begrüßen konnte, wenn Sie sich mit der Princips in der Pranke zeigen. Nichts Persönliches, verstehen Sie das nicht falsch, aber eine Thompson gebietet nun mal mehr Respekt, egal, wie man es sieht.»
    Ich schloss kurz die Augen, hob die braune Steingutflasche zu einem lautlosen Salut und trank noch einen Schluck. Als ich die Augen wieder öffnete, untersuchte Krempel interessiert die Schrauben, die das Paneel hielten.
    «Es ist genügend Geld dadrin, um mehrere Kompanien zu kaufen - oder zu bestechen, wen auch immer man bestechen muss. Glauben Sie mir, es ist atemberaubend viel Geld in dieser Tasche. Viel, viel mehr, als er Ihnen zahlt, Gerhard.»
    «Halt die Klappe, Gunther.»
    «Geht nicht. Ich werde immer so redselig, wenn ich getrunken habe. Das letzte Mal war ich so besoffen, als meine Frau starb. Spanische Grippe. Haben Sie sich eigentlich nie gefragt, warum es Spanische Grippe heißt? Sie nahm ihren Verlauf in Kansas, in den Vereinigten Staaten, wissen Sie? Aber die Amis konnten das geheimhalten, weil die Zensurvorschriften vom Krieg noch in Kraft waren. Es kam erst in die Zeitungen, als die Grippe schon in Spanien ausgebrochen war. Wo es keine Zensur gab, weil Spanien nicht Krieg geführt hat. Hatten Sie mal die Grippe, Gerhard? Genau so fühle ich mich jetzt. Als hätte ich eine Einmannepidemie. Jesses, ich glaube, ich habe mir in die Hosen gemacht.»
    «Du hast den Wasserhahn aufgedreht, Trottel, schon vergessen?»
    Ich gähnte. «Habe ich?» «Trink aus.»
    «Auf meine Frau. Sie war eine gute Frau. Zu gut für mich. Haben Sie eine Frau, Gerhard?» Er schüttelte den Kopf.
    «Mit all dem Geld in der Tasche könnten Sie sich mehrere leisten. Und keine von ihnen würde sich beschweren, dass Sie so ein hässlicher Mistkerl sind. Eine Frau kann so gut wie jeden körperlichen Nachteil bei einem Mann ignorieren, solange nur ein großer Sack Geld auf dem Tisch liegt. Jede Wette, dieses Miststück nebenan, Dora, hat keine Ahnung von der Existenz der Tasche. Sonst hätte sie bestimmt längst zugegriffen, ganz sicher. So ein kleines käufliches Luder. Eins muss man ihr lassen - ich hab sie nackt gesehen, und sie ist ein Pfirsich. Man darf selbstverständlich nicht vergessen, dass jeder Pfirsich einen Stein im Innern hat. Doras Stein ist größer als die meisten anderen, aber sie ist dennoch ein Pfirsich, keine Frage.»
    Mein Kopf war so schwer wie ein Stein. Ein riesiger Pfirsichstein. Und als er mir auf die Brust sank, schien er so tief zu fallen, dass ich für einen Moment glaubte, er wäre in den Korb unter dem Fallbeil gekullert. Ich schrie auf, weil ich glaubte, tot zu sein. Ich riss die Augen auf, nahm einen tiefen zitternden Atemzug und versuchte mich in eine vertikale Haltung zu kämpfen, doch ich drohte die Schlacht zu verlieren.
    «In Ordnung», sagte

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