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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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verlegen bin.»
    «Hören Sie, warum nehmen Sie nicht einfach die Pistole runter, und wir suchen Ihnen einen Morgenmantel? Anschließend können wir uns unterhalten. Es gibt eine ganz einfache Erklärung für mein Hiersein.»
    «Und du glaubst, ich weiß nicht, wie diese Erklärung aussieht, Gunther? Wir haben dich schon erwartet, Max und ich. Seit du von deinem kleinen Ausflug nach Würzburg zurück bist.»
    «Eine hübsche kleine Stadt. Zuerst hat es mir dort überhaupt nicht gefallen, stellen Sie sich vor. Wussten Sie, dass es dort eine der schönsten Barock-Kathedralen Deutschlands gibt? Die einheimischen Fürstbischöfe haben sie erbaut, als Wiedergutmachung dafür, dass die Bürger im Jahr 689 einen armen irischen Priester ermordet haben. Den heiligen Kilian. Max Reles würde überhaupt nicht auffallen, sollte er je nach Würzburg fahren. Aber das macht er ja jetzt wohl, nachdem er dort den einen oder anderen Steinbruch besitzt und Lieferverträge mit dem deutschen Olympischen Organisationskomitee abgeschlossen hat. Natürlich hat er einen der Besitzer ermordet, das wollen wir nicht vergessen. Mit diesem Eispickel dort auf der Anrichte.»
    «Du solltest zum Radio gehen.»
    «Hören Sie, Dora. Bisher ist nur Max Reles dran. Erinnern Sie sich an Myra Scheidemann? Die Schwarzwaldmörderin? Für den Fall, dass Sie es verdrängt haben - wir richten auch Frauen hin in diesem großartigen Land. Es wäre eine Schande, wenn Sie auf die gleiche Weise enden würden wie Myra. Also seien Sie bitte vernünftig und legen Sie diese Pistole weg, ja? Ich kann Ihnen helfen. Ich habe Ihnen schon einmal geholfen.»
    «Halt den Mund!» Sie winkte mit dem langen Lauf der Mauser in Richtung Badezimmer. «Los», sagte sie entschlossen. «Da rein!»
    Ich tat, was sie mir befahl. Ich hatte gesehen, was eine Kugel aus einer Mauser anrichten kann. Mich hatte nicht der Anblick der Wunde erschreckt, die sie dort riss, wo sie in den Körper eindrang. Sondern der Anblick der Wunde, die dort klaffte, wo die Kugel wieder heraustrat. Ein Unterschied wie zwischen einer Kirsche und einer Apfelsine.
    Ich öffnete die Badezimmertür und schaltete das Licht ein.
    «Nimm den Schlüssel aus dem Schloss», befahl sie. «Und steck ihn außen wieder hinein.»
    Abgesehen davon war Dora eine ehemalige Hure. Vielleicht war sie immer noch eine. Und Huren sind nicht sehr wählerisch, wenn es darum geht, Leute zu erschießen. Insbesondere Männer. Myra Scheidemann beispielsweise war eine Hure gewesen, die drei von ihren Kunden beim Geschlechtsverkehr mitten im Wald mit einer Zweiunddreißiger in den Kopf geschossen hatte. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die meisten Huren Männer nicht besonders mögen. Genau wie diese hier. Sie erweckte zumindest den Eindruck, als hätte sie nichts dagegen, mir eine Kugel in den Bauch zu jagen. Also zog ich gehorsam den Schlüssel ab und steckte ihn auf der anderen Seite der Tür wieder ins Schloss, genau wie sie es von mir verlangt hatte.
    «Und jetzt mach die Tür zu.»
    «Ich soll den Auftritt verpassen?»
    «Bring mich nicht dazu, dir zu beweisen, dass ich mit einer Pistole umgehen kann.»
    «Vielleicht sollten Sie sich bei den olympischen Sportschützen bewerben, Dora. Ich glaube, Sie hätten keine Mühe, die Juroren zu beeindrucken mit Ihrem Kostüm. Natürlich könnte es schwierig werden, Ihnen eine Medaille an die Brust zu heften. Obwohl - Sie könnten ja einen Eispickel benutzen.»
    Dora streckte die Hand aus, zielte sehr bedächtig auf eine Stelle zwischen meinen Augen und hielt die Waffe still.
    «Schon gut, schon gut.» Ich versetzte der Tür einen Tritt, dass sie ins Schloss flog. Ich war wütend über mich selbst, weil ich nicht daran gedacht hatte, die kleine Automatik mitzubringen, die ich Eric Goerz abgenommen hatte. Ich hörte, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde, und drückte das Ohr an die Tür, um die Unterhaltung mit Dora Bauer fortzusetzen.
    «Ich dachte, wir wären Freunde, Dora. Schließlich war ich es, der Ihnen die Arbeit bei Max Reles besorgt hat. Schon vergessen? Dank meines Einsatzes müssen Sie jetzt nicht mehr auf den Strich gehen.»
    «Als du und ich uns begegnet sind, Gunther, war Max längst ein Kunde von mir. Du hast mir lediglich eine Gelegenheit verschafft, mich legitim mit ihm zu treffen. Wie ich schon einmal zu dir gesagt habe: Ich liebe diese großen Hotels.»
    «Ich erinnere mich. Du magst die großen Badezimmer.»
    «Außerdem, vielleicht gefällt es mir ja, auf den Strich

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