Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
Vom Netzwerk:
durch mehrere Holzplanken, die im Erdreich vergraben lagen, in ein Loch gebrochen.
    Ich richtete mich auf und setzte vorsichtig auf die Straße zurück. Dann stieg ich aus, um einen genaueren Blick auf das zu werfen, was dort vergraben lag. Weil es jedoch so dunkel war, konnte ich nichts Genaues erkennen, nicht einmal im Streulicht der Scheinwerfer. Ich musste eine Taschenlampe aus dem Kofferraum holen, um durch die geborstenen Planken zu leuchten. Ich hob eines der Bretter an, richtete den Strahl der Lampe auf den Hohlraum darunter und spähte ins Innere von etwas, das eine große Kiste zu sein schien. Die genaue Größe war nicht festzustellen, doch es lagerten mehrere kleinere Holzkisten darin. Auf dem Deckel einer dieser Kisten stand in weißer Schablonenschrift mark2 fhg, auf einer anderen browning M19.
    Ich war über ein geheimes Waffenlager gestolpert.
    Ich schaltete augenblicklich die Taschenlampe und die Scheinwerfer des Wagens aus, dann blickte ich mich um für den Fall, dass mich jemand gesehen hatte. Der Sand-Tennisplatz war in denkbar erbärmlichem Zustand; einige der weißen Plastikmarkierungen des Spielfelds fehlten oder waren verschlissen, und das Netz hing schlaff herunter wie die Nylonstrümpfe einer alten Frau. Hinter dem Tennisplatz stand eine heruntergekommene Villa mit einer Veranda und einem ebenso massiven wie rostigen schmiedeeisernen Tor. Überall bröckelte der Putz von der Fassade, und in keinem der Fenster brannte Licht. Hier wohnte schon seit einer ganzen Weile niemand mehr.
    Nach einigen Minuten hob ich eines der zerbrochenen Bretter hoch und benutzte es wie einen Schneeschieber, um Erde zurück auf das heimliche Waffenlager zu schaffen. Dann markierte ich die Stelle mit drei kleinen Felsbrocken von der anderen Straßenseite. Alles zusammen dauerte weniger als fünf Minuten. Ich wollte nicht länger als unbedingt nötig an diesem Ort bleiben - nicht mit Militär in der Nähe. Man würde meine Erklärung wohl kaum akzeptieren, wie ich dazu kam, um Mitternacht an einer einsamen Straße in El Calvario ein heimliches Waffendepot anzulegen - genauso wenig, wie die Leute, die es angelegt hatten, mir glauben würden, dass ich nicht beabsichtigte, die Polizei zu benachrichtigen. Ich musste so schnell wie möglich von hier verschwinden. Also sprang ich in meinen Chevy und fuhr davon.
    Ich kam bei der Finca La Vigia an, als Alfredo Lopez gerade aufbrechen wollte. Er stieg in seinen weißen Oldsmobile, um loszufahren. Ich setzte zurück und hielt neben ihm. Dann kurbelte ich die Scheibe hinunter. Lopez folgte meinem Beispiel. «Gibt es Probleme?», wollte er wissen.
    «Für jemanden mit einer Achtunddreißiger und einer Aktentasche voller Rebellenflugblätter: ganz sicher.» «Sie wissen, dass ich das bin.»
    «Lopez, mein Freund, Sie sollten vielleicht überlegen, für eine Weile aus dem Geschäft auszusteigen. An der Hauptstraße Richtung Norden hat die militia eine Straßensperre errichtet, gleich bei der Tankstelle in Diezmero.»
    «Danke für die Warnung. Ich schätze, ich muss eine andere Route nach Hause nehmen.»
    Ich schüttelte den Kopf. «Ich bin über Manilla und El Calvario hierher zurückgekommen. Dort unten ist eine weitere Wagenladung abgestiegen und steht im Begriff, eine Straßensperre zu errichten.» Ich sagte nichts von dem Waffendepot, über das ich gestolpert war. Ich hielt es für das Beste, wenn ich es einfach vergaß. Für den Augenblick zumindest.
    «Scheint so, als wollten sie heute Nacht ernsthaft Fische fangen», sagte Lopez.
    «Der Käscher war jedenfalls schon voll», sagte ich. «Aber meiner Meinung nach wollen sie mehr, als den Fisch nur fangen. Ihn gleich einmachen vielleicht. Ich hab zwei Fische am Straßenrand liegen sehen. Und sie sahen so tot aus wie geräucherte Makrelen.»
    «Individuelle Tragödien, nehme ich an», sagte Lopez. «Zwei Tote sind selbstverständlich nicht zu vergleichen mit der Tyrannei echter Despoten wie Stalin und Mao Tse-tung.»
    «Denken Sie, was Sie wollen. Ich bin nicht hergekommen, um Sie zu bekehren, sondern um ihren Holzkopf zu retten.»
    «Ja. Natürlich. Es tut mir leid», sagte Lopez. Er schürzte die Lippen, dann biss er sich auf die Unterlippe, dass es schmerzen musste. «Normalerweise kommen sie von Havanna aus nicht so weit nach Süden.»
    Noreen kam aus dem Haus und die Stufen hinunter. Sie hatte ein Glas in der Hand, und es war nicht leer. Sie sah nicht betrunken aus. Sie klang nicht einmal betrunken. Aber da ich für

Weitere Kostenlose Bücher