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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Vierfach-Registervergaser und atmete laut durch den in die Heckstoßstange eingelassenen Doppelauspuff aus. Eine der schicken, tief ausgeschnittenen Türen öffnete sich, und Dinah stieg aus. Sie sah hinreißend aus. Der Fahrtwind hatte ihr Haar zerzaust und ließ sie natürlicher erscheinen als zuvor. Und noch sinnlicher, falls das überhaupt möglich war. Sie trug eine Stola über den Schultern, die vielleicht aus hellbraunem Zuchtnerz gemacht war, doch ich sah nicht mehr hin.
    Ich war damit beschäftigt, den Fahrer des Caddy anzustarren, der nun auf der anderen Seite aus dem roten Eldorado ausstieg.
    Er trug einen tadellos geschnittenen leichten grauen Anzug mit einem weißen Hemd und blitzenden Manschettenknöpfen, deren Steine zum Wagen passten. Er erwiderte meinen ungläubigen Blick mit einer Mischung aus Belustigung und Staunen, als bemerkte er meinen verändertem Gesichtsausdruck und fragte sich, was er wohl zu bedeuten hatte.
    Dinah begab sich unterdessen auf die weite Pilgerfahrt um das Heck des endlos langen Cabriolets herum und schob elegant einen Arm unter seinem hindurch.
    «Hallo, Gunther», sagte der Mann in beinahe perfektem Deutsch.
    Er trug einen Schnurrbart, doch ansonsten hatte Max Reles immer noch die gleiche Hackfresse wie vor zwanzig Jahren.
     

Kapitel 6
    «Überrascht, mich zu sehen?» Er kicherte sein vertrautes Kichern.
    «Ich schätze, Sie sind genauso überrascht wie ich, Max.»
    «Sobald mir Dinah von dem Besucher erzählte, fing ich an zu überlegen. Und dann hat sie Sie beschrieben ... den Rest können Sie sich denken. Herrgott im Himmel, Gunther. Noreen wird meinen Besuch nicht mögen, aber ich musste persönlich vorbeikommen, um selbst nachzusehen. Mich zu überzeugen, dass Sie tatsächlich der verdammte Mistkerl von damals sind.»
    Ich zuckte die Schultern. «Wer glaubt heutzutage noch an Wunder?»
    «Jesses, Gunther, ich war absolut sicher, dass Sie tot sein mussten, mit den Nazis und den Russen und Ihrem verdammten vorlauten Mundwerk.»
    «Heutzutage bin ich ein wenig schweigsamer.»
    «Nur Dummschwätzer reden sich das Maul franselig», sagte Reles. «Ein echter Mann schweigt. Mein Gott, wie lange ist das her?»
    «Müssen tausend Jahre sein. So lange sollte Hitlers Reich jedenfalls überdauern.»
    «So lang, wie?» Reles schüttelte den Kopf. «Was zum Teufel führt Sie nach Kuba?»
    «Ach, wissen Sie ... ich wollte einfach mal weg von allem.» Ich zuckte die Schultern. «Abgesehen davon, mein Name lautet Hausner. Carlos Hausner. Zumindest steht das in meinem argentinischen Pass.»

    «Wie gefällt Ihnen Kuba?»
    «Mir gefällt der Wagen. Schätze, es geht Ihnen gut. Wie viel muss man hinlegen für so einen Ein-Mann-Konvoi von Auto?» «Um die siebentausend Dollar.»
    «Die Gewerkschaftsmasche scheint gut zu laufen in Kuba.»
    «Ich bin raus aus diesem Scheiß, Gunther. Heutzutage bin ich im Hotel- und Unterhaltungsgeschäft.»
    «Siebentausend Dollar sind eine Menge Übernachtungen.»
    «Sie können es nicht lassen, einmal Cop, immer Cop.»
    «Ist mir egal. Heutzutage bin ich nur ein ganz normaler Bürger.»
    Reles grinste. «Das kann vieles bedeuten hier in Kuba. Insbesondere in diesem Haus. Hier gibt es , neben denen Joseph Stalin aussieht wie Theodore Roosevelt.» Während er redete, sah er gleichgültig Alfredo Lopez an, der mir zum Abschied zunickte und dann langsam davonfuhr.
    «Sie beide kennen sich?», fragte ich.
    «Könnte man so sagen.»
    Dinah unterbrach uns auf Englisch. «Ich wusste gar nicht, dass du Deutsch sprichst, Max.»
    «Es gibt noch eine ganze Menge Dinge über mich, die du nicht weißt, Süße.»
    «Ich erzähle ihr jedenfalls nichts, keine Sorge», sagte ich auf Deutsch. «Nicht, dass ich es für nötig hielte - ich schätze, das hat Noreen längst erledigt. Sie hat mir schon erzählt, dass ihre Tochter hier schlechten Umgang pflegt. Kann man ihr nicht verdenken, Max. Wäre Dinah meine Tochter, würde ich mir ebenfalls Sorgen machen.»
    Reles grinste schief. «Ich bin nicht mehr wie damals», sagte er. «Ich habe mich geändert.» «Die Welt ist klein.»
    Ein weiterer Wagen kam die Auffahrt hinauf. Allmählich herrschte ein Betrieb wie vor dem Eingang des Hotel Nacional de Cuba. Jemand saß am Steuer von Noreens Pontiac.
    «Nein, wirklich», beharrte Reles. «Heutzutage bin ich ein respektabler Geschäftsmann.»
    Der Fahrer von Noreens Pontiac stieg aus und ging wortlos zum Beifahrersitz des Cadillac, den Reles gefahren hatte. Plötzlich sah

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