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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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meinen Teil wahrscheinlich betrunken war, hieß das überhaupt nichts.
    «Was ist los?», fragte sie mich. «Hast du deine Meinung geändert, oder warum bist du zurückgekommen?» Ihr Ton klang sarkastisch.
    «Ganz genau», sagte ich. «Ich bin zurückgekommen, um nachzusehen, ob einer von euch eine illegale Ausgabe des Kommunistischen Manifests hat.»
    «Du hättest dich wenigstens verabschieden können, als du gefahren bist», sagte sie steif.
    «Es ist merkwürdig, aber ich dachte nicht, dass irgendjemand etwas dagegen hätte.»
    «Warum bist du zurückgekommen?»
    «Das Militär errichtet überall in der Gegend Straßensperren», erklärte Lopez. «Dein Freund hier war so freundlich zurückzukommen, um mich zu warnen.»
    «Warum sollte das Militär Straßensperren errichten?», fragte Noreen. «Es gibt keine Ziele in der Gegend, die die Rebellen interessieren könnten. Oder doch?»
    Lopez schwieg.
    «Das kommt darauf an, was man als interpretiert», sagte ich an seiner statt. «Auf dem Rückweg hierher habe ich einen Wegweiser zu einem Stromgenerator gesehen. Das ist genau ein Ziel, wie es sich Rebellen aussuchen würden. Schließlich geht es bei der Revolution nicht nur um die Ermordung von Regierungsvertretern und das Anlegen von Waffendepots. Das Lahmlegen der Versorgung hilft, die Bevölkerung zu demoralisieren. Es lässt sie glauben, dass die Regierung die Kontrolle verliert. Außerdem ist es viel ungefährlicher als ein Angriff auf eine Armeekaserne. Stimmt es, Lopez?»
    Lopez starrte mich verwirrt an. «Ich verstehe das nicht. Sie haben keinerlei Sympathie für unsere Sache, und trotzdem sind Sie das Risiko eingegangen, hierher zurückzukehren, um mich zu warnen. Warum?»
    «Die Telefonleitungen sind tot», sagte ich. «Sonst hätte ich angerufen.»
    Lopez grinste und schüttelte den Kopf. «Nein. Das ist keine Antwort.»
    Ich zuckte die Schultern. «Es stimmt aber. Ich mag den Kommunismus nicht, aber manchmal zahlt es sich aus, die Außenseiter zu unterstützen. Wie bei Braddock versus Baer 1935. Abgesehen davon hatte ich gehofft, Sie alle in Verlegenheit zu bringen. Ich, der bourgeoise Reaktionär und Apologet des Faschismus, komme hierher zurück, um Ihre bolschewistischen Eier zu retten.»
    Noreen schüttelte den Kopf und lächelte. «Das ist so typisch für dich, du sturer Kerl.»
    Ich grinste und verneigte mich in ihre Richtung. «Ich wusste, dass dich diese Geschichte amüsieren würde.»
    «Mistkerl.»
    «Sie wissen, dass es nicht sicher ist, erneut die Straßensperre zu passieren», sagte Lopez. «Vielleicht erinnert man sich an Sie und zählt eins und eins zusammen. Selbst das Militär ist nicht so dumm, dass es dabei nicht auf zwei kommt.»
    «Fredo hat recht», sagte Noreen. «Es ist nicht sicher für dich, heute Nacht nach Havanna zurückzufahren, Bernie. Es wäre besser, wenn du hier bleiben würdest bis morgen früh.»
    «Ich möchte keine unnötigen Umstände machen», sagte ich.
    «Es sind keine Umstände», sagte sie. «Ich gehe und sage Ramón, dass er dir ein Bett beziehen soll.»
    Sie wandte sich um und ging leise summend zurück ins Haus. Unterwegs sammelte sie eine Katze auf und stellte ihr leeres Glas auf der Brüstung ab.
    Lopez betrachtete ihr Hinterteil länger als ich, und so hatte ich Zeit, ihn dabei zu beobachten. Er musterte sie mit den Augen - und vielleicht auch dem Mund - eines Verehrers: Er leckte sich die Lippen dabei, was in mir die Frage aufwarf, ob sie nicht nur politische Ansichten, sondern ab und an auch das Bett teilten. Und weil ich neugierig war, fügte ich hinzu: «Was für eine Frau, nicht wahr?»
    «Ja», sagte er abwesend. «Das ist sie.» Lächelnd fügte er hinzu: «Eine wunderbare Schriftstellerin.»
    «Ich habe nicht ihr Werkverzeichnis gemeint.»
    Lopez kicherte. «Ich bin nicht bereit, das Schlimmste von Ihnen zu denken. Trotz allem, was Noreen vorhin gesagt hat.»
    «Hat sie? Was denn?» Ich zuckte die Schultern. «Ich habe nicht zugehört, als sie mich beleidigt hat.»
    «Was ich eigentlich sagen will, ist, danke, mein Freund. Ich danke Ihnen. Sie haben mir heute Abend zweifellos das Leben gerettet.» Er holte die Aktentasche von der Rücksitzbank des Oldsmobile. «Wenn sie mich damit geschnappt hätten, wäre ich tot gewesen.»
    «Und jetzt? Ist es nicht zu gefährlich für Sie, nach Hause zu fahren?»
    «Ohne diese Hefte? Kein Problem. Ich bin schließlich Anwalt. Ein angesehener Anwalt obendrein, trotz allem, was Sie vielleicht von mir

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