der Cadillac sehr klein aus. Der Mann hatte dunkle Augen und ein bleiches, aufgequollenes Gesicht. Er trug einen weiten weißen Anzug mit großen schwarzen Knöpfen. Sein Haar war kraus und graumeliert und dicht, als hätte er es auf einem Basar in Obispo gekauft, einen Dollar das Knäuel. Er machte einen traurigen Eindruck - vielleicht, weil es schon ein paar Minuten her war, dass er etwas gegessen hatte. Er sah aus wie jemand, der eine Menge aß. Aas wahrscheinlich, von der Straße. Er rauchte eine Zigarre von der Größe und Form einer panzerbrechenden Granate, doch in seinem Mund sah sie aus wie ein Gerstenkorn auf einem Augenlid. Man musste unwillkürlich an Pagliacci denken, mit zwei Tenören anstatt einem: ein Tenor in jedem Hosenbein. Er wirkte ungefähr so seriös wie eine Rolle Vierteldollarstücke in einem Boxhandschuh.
«Respektabel, ja sicher», murmelte ich, während ich den Riesen in dem roten Cadillac musterte. «Ich nehme an, dieser Oger ist Ihr Buchhalter.»
«Waxey? Er ist ein Babka. Ein süßer Hefekuchen. Abgesehen davon - meine Bücher sind ziemlich dick.»
Dinah seufzte und verdrehte die Augen wie ein launenhaftes Schulmädchen. «Max», beschwerte sie sich. «Es ist unhöflich, eine Unterhaltung auf Deutsch zu führen, wo du weißt, dass ich diese Sprache nicht spreche.»
«Das verstehe ich nicht», sagte Reles auf Englisch. «Das verstehe ich wirklich nicht, wo deine Mutter doch so ausgezeichnet Deutsch spricht.»
Dinah schnitt eine Grimasse. «Wer will schon Deutsch lernen? Die Deutschen haben neunzig Prozent der Juden in Europa ermordet. Niemand will heutzutage noch Deutsch lernen.» Sie sah mich an und zuckte gleichmütig die Schultern. «Tut mir leid, aber ich schätze, so ist es nun einmal.»
«Kein Problem. Mir tut es ebenfalls leid. Es war meine Schuld. Dass wir uns auf Deutsch unterhalten haben, meine ich. Das andere nicht. Obschon es mir selbstverständlich leidtut - nicht, dass Sie mich falsch verstehen.»
«Euch Krauts wird das alles noch sehr, sehr lange leid tun», lachte Reles. «Dafür tragen wir Juden Sorge.»
«Glauben Sie mir, ich habe nur Befehle ausgeführt.»
Dinah hörte nicht mehr zu. Sie hörte nicht zu, weil sie nicht gut im Zuhören war. Fairerweise musste man sagen, dass Reles seine Nase in ihrem Ohr und seine Lippen auf ihrem Hals hatte, was jeden abgelenkt hätte, der alle Sinne beisammenhatte.
«Vergib mir, Honik», murmelte er ihr ins Ohr. «Aber ich habe diesen Fershtinkiner, diese Laus, seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen.» Er ließ für einen Moment von ihr ab und sah mich an. «Ist sie nicht wunderschön?»
«Das ist sie in der Tat, Max. Das ist sie in der Tat. Außerdem hat sie noch ihr ganzes Leben vor sich. Im Gegensatz zu Ihnen und mir.»
Reles biss sich auf die Lippe. Dann lächelte er und hob drohend den Zeigefinger in meine Richtung. Ich lächelte zurück, als spielten wir eine Partie Tennis. Ich schlug hart auf - viel härter vermutlich, als er es gewohnt war.
«Immer noch der gleiche lästige Mistkerl wie eh und je», sagte er und schüttelte den Kopf. Das große Gesicht auf der Vorderseite desselben hatte schon früher verschlagen ausgesehen, doch heute war es obendrein ledrig und gebräunt und zeigte eine Narbe auf der Wange, die so groß war wie ein Kofferetikett. Ich fragte mich, was Dinah an einem Mann wie Reles fand. «Der gleiche Bernhard Gunther wie vor zwanzig Jahren.»
«In dieser Hinsicht scheinen Sie und Noreen ja einer Meinung zu sein», sagte ich. «Aber natürlich haben Sie recht, Reles. Ich bin ein lästiger alter Mistkerl. Und ich werde immer schlimmer, je älter ich werde. Es ist das
, das mich richtig nervt, verstehen Sie? Die Faszination, die ich einst gespürt habe beim Gedanken an meine körperlichen Vorzüge, hat nun einen gleichwertigen Widerpart im Entsetzen angesichts der unübersehbaren Anzeichen meines fortschreitenden Alters. Mein Bauch, meine krummen Beine, das dünner werdende Haar, die zunehmende Sehschwäche, das zurückgehende Zahnfleisch. Ich bin über das Ablaufdatum hinaus, ganz gleich, von welchem Standpunkt man es betrachtet. Ich habe nur einen einzigen Trost, Max - ich bin jünger als Sie.»
Reles grinste weiter, nur diesmal musste er tief durchatmen, um die Fassung zu bewahren. Dann schüttelte er den Kopf und sah Dinah an. «Du lieber Gott, hast du das gehört? Dieser Kerl beleidigt mich in deinem Beisein!» Er stieß ein verblüfftes Lachen aus. «Ist er nicht phantastisch? Das ist