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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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sah aus wie der Erste Sekretär des Havanna Yacht Club.
    «Gentlemen», sagte er. «Das ist der Bursche, von dem ich Ihnen erzählt habe. Das ist Bernie Gunther. Mein neuer General Manager.»
    Wie immer zuckte ich zusammen bei der Erwähnung meines richtigen Namens. Ich stellte den Attachekoffer ab und ergriff Max' Hand.
    «Entspannen Sie sich, okay?», sagte er. «Keiner von uns hier hat nicht mindestens eine genauso aufregende Vergangenheit wie Sie, Bernie. Fast alle dieser Jungs haben schon einen Knast von innen gesehen, einschließlich meiner selbst.» Er kicherte, wie er immer kicherte. «Das wussten Sie nicht, geben Sie's zu.»
    Ich schüttelte den Kopf.
    «Wie ich bereits sagte, wir alle haben eine Vergangenheit. Bernie, darf ich vorstellen, Meyer Lansky, sein Bruder Jake, Moe Dalitz, Norman Rothman, Morris Kleinman und Eddie Levinson. Jede Wette, Sie hatten keine Ahnung, dass so viele von uns auf der Insel sind. Wir sind nur die Kommandozentrale. Für alles andere haben wir unsere Wops und Micks. Das sind Santo Trafficante, Vincent Alo, Tom McGinty, Sam Tucker, die Cellini-Brüder und Wilbur Clark.»
    «Hallo zusammen», sagte ich.
    Die Unterwelt von Havanna starrte mich an.
    «Das muss ja ein Kartenspiel gewesen sein», bemerkte ich.
    «Waxey, hol Bernie einen Drink, ja? Was trinken Sie, Bernie?»
    «Ein Bier, danke.»
    «Einige von uns spielen Gin, andere Poker», sagte Max. «Manche kennen den Unterschied nicht zwischen einem Kartenspiel und einem Sortierschalter in einem Postamt. Das Entscheidende ist, dass wir uns zusammensetzen und vernünftig miteinander reden. Wie Jesus und seine zwölf beschissenen Apostel. Haben Sie Adam Smith gelesen? Der Wohlstand der Nationen?» «Kann ich nicht behaupten, nein.»
    «Smith redet von etwas, das er nennt. Er schreibt, dass ein Individuum, das in einer freien Wirtschaft seinen eigenen Interessen nachgeht, zugleich der Gemeinschaft als Ganzem dient. Dieses Prinzip nennt er .» Reles zuckte die Schultern. «Das ist es, was wir tun, Bernie. Wir sind die unsichtbare Hand. Schon seit vielen Jahren.»
    «Allerdings», grölte Lansky.
    «Meyer hält sich für den Schlaumeier unter uns», kicherte Reles. «Weil er eine Menge liest.» Er hob den Zeigefinger in Lanskys Richtung. «Aber ich lese ebenfalls, Meyer. Ich lese ebenfalls.»
    «Lesen, pah. Lesen ist was für Juden», sagte Alo. Er war ein großer Mann mit einer langen, scharfgeschnittenen Nase, die aussah, als gehörte sie einem Juden, doch er war einer von den Italienern.
    «Und da fragen sie sich immer wieder, warum es den Juden so gut geht», sagte ein Mann mit einem ansteckenden Grinsen und einer Nase wie einem Speedbag. Moe Dalitz.
    «Ich habe genau zwei Bücher im Leben gelesen», sagte einer der Micks. «Das von Hoyle über das Spielen und die Cadillac-Betriebsanleitung.»
    Waxey kam mit meinem Bier zurück. Es war kalt und dunkel wie seine Augen.
    «F.B. überlegt, ob er sein altes Erziehungsprogramm wieder ins Leben rufen soll», sagte Lansky. «Wenn ihr mich fragt, einige von euch Jungs sollten überlegen, ob sie sich anmelden. Ihr könntet ein wenig Bildung gebrauchen.»
    «Ist es das gleiche wie das von 1936?», fragte sein Bruder Jake.
    Meyer nickte. «Allerdings sorgt er sich, dass einige der Kinder, denen er das Lesen beibringt, die Rebellen von morgen sein könnten. Wie diese Bande, die jetzt auf der Isla de Pinos sitzt.»
     «Er tut gut daran, sich zu sorgen», sagte Alo. «Manche von diesen Mistkerlen hängen am Kommunismus.»
    «Andererseits», fuhr Lansky fort, «wenn die Wirtschaft in diesem Land erst blüht, und zwar so richtig, dann brauchen wir gebildete Leute, die in unseren Hotels arbeiten. Die Croupiers von morgen. Man darf kein Dummkopf sein als Croupier. Man muss rechnen können. Lesen Sie viel, Bernie?»
    «Immer mehr», räumte ich ein. «Für mich ist es wie die französische Fremdenlegion. Ich tue es, um zu vergessen. Mich selbst, denke ich.»
    Max Reles sah auf seine Armbanduhr. «Wo wir von Büchern reden, Gentlemen. Es wird Zeit, Sie zu verabschieden. Ich muss meinen Anruf bei F.B. machen. Die Zahlen mit ihm durchgehen.»
    «Wie funktioniert das eigentlich? Am Telefon?», rief jemand.
    Reles zuckte die Schultern. «Ich lese die Zahlen vor, und er schreibt sie auf. Wir wissen beide, dass er eines Tages kommt, um alles zu kontrollieren, warum zur Hölle also sollte ich ihn betrügen?»
    Lansky nickte. «Das verbietet sich definitiv von

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