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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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reichte ihm vierhundert Pesos. «Zehn Prozent des Gewinns. So ist es üblich, wenn ich mich nicht irre.»
    Der Manager schüttelte den Kopf. «Das wird nicht nötig sein. Ich danke Ihnen, dass Sie ihn geschlagen haben. Ich hoffe seit langem darauf, dass jemand diesem Schwein einen Denkzettel verpasst. Und wie es aussieht, haben Sie ihm einen ordentlichen Denkzettel verpasst.»
    Ich nickte.
    «Vielleicht möchten Sie in mein Büro kommen, wenn Sie fertig sind bei Senor Reles. Ich würde Sie gerne auf einen Kaffee einladen und Ihren Sieg feiern.»
     

Kapitel 12
    Ich hatte immer noch Ben Siegels Backgammonset bei mir, als ich in den Aufzug stieg, der mich hinauf in den achten Stock und zum Swimmingpool brachte, wo Waxey und eine weitere Aufzugkabine bereits auf mich warteten. Max' Leibwächter war diesmal ein wenig freundlicher - nicht, dass man es hätte bemerken können, außer man konnte Lippen lesen. Für einen so großen und schweren Mann hatte er eine ungewöhnlich leise Stimme, und ich erfuhr erst sehr viel später, dass Waxeys Stimmbänder durch einen Schuss in den Hals verletzt worden waren. «Entschuldigung», flüsterte er. «Aber ich muss Sie filzen, bevor ich Sie nach oben lassen kann.»
    Ich stellte das Backgammonset ab, hob die Arme und sah an ihm vorbei auf das wie ein Weihnachtsbaum erstrahlende Barrio Chino in der Ferne, während er seine Arbeit machte.
    «Was ist in diesem Koffer?», fragte er.
    «Das ist das Backgammonset von Ben Siegel. Es ist ein Geschenk von Max, aber er hat mir nicht die richtige Kombination für die Schlösser genannt. Er hat gesagt, sie wäre sechs-sechs-sechs, aber das stimmt nicht.»
    Waxey nickte und trat zurück. Er trug eine weite schwarze Hose und ein graues Guayabera, passend zu seiner Haarfarbe. Weil er kein Jackett trug, konnte ich seine nackten kräftigen Unterarme sehen. Das lose sitzende Hemd sollte wahrscheinlich die Pistole im Halfter hinter seinem Rücken verbergen, doch der Saum hatte sich unter dem polierten Holzgriff eines achtunddreißiger Colt Detective Special verfangen - wahrscheinlich dem besten kurzläufigen Revolver, der je gebaut worden war.
    Er griff in seine Hosentasche und brachte einen Schlüssel an einer silbernen Kette zum Vorschein, den er in das entsprechende Schlüsselloch auf dem Bedienpaneel der Kabine steckte und einmal umdrehte. Er musste keinen weiteren Knopf drücken. Der Aufzug setzte sich unverzüglich in Bewegung. Die Türen öffneten sich erneut. «Sie sind draußen auf der Terrasse», sagte Waxey.
    Ich roch sie, bevor ich sie sehen konnte. Der starke Geruch nach einem kleinen Waldbrand. Mehrere große Havannazigarren. Dann hörte ich sie. Laute amerikanische Stimmen, raues Männerlachen, Obszönitäten, die eine oder andere jiddische oder italienische Phrase, weiteres raues Gelächter. Ich passierte die Überreste einer Kartenrunde im Wohnzimmer: einen großen Tisch voller Chips und leerer Gläser. Nachdem das Spiel zu Ende war, hatten sie sich alle nach draußen auf die kleine Poolterrasse begeben. Männer in schicken Anzügen mit harten Gesichtern, doch vielleicht nicht mehr ganz so hart wie früher einmal. Einige von ihnen trugen eine Brille und dazu Sakkos mit Tüchern in den Brusttaschen. Sie alle sahen ganz genau nach dem aus, was sie zu sein behaupteten: Geschäftsleute, Hoteliers, Clubbesitzer, Gastronomen. Vielleicht konnte nur ein Polizeibeamter oder ein Agent des fbi diese Männer als das erkennen, was sie in Wirklichkeit waren - sie hatten ohne Ausnahme ihren Ruf während der Prohibition auf den Straßen von Chicago, Boston, Miami oder New York erlangt. In dem Augenblick, in dem ich die Terrasse betrat, war mir klar, dass vor mir die hohen Tiere der Unterwelt Havannas versammelt standen. Die Mafiabosse, die Senator Estes Kefauver in seinem Untersuchungsausschuss nur zu gerne gesprochen hätte. Ich hatte einige der Anhörungen vor den Senatskomitees in den Wochenschauen verfolgt. Die Namen dieser Bosse waren in aller Munde gewesen - und vor allem hatte man über diesen kleinen Mann mit der großen Nase und dem glatten, schwarzen Haar gesprochen, der nun vor mir stand. Er trug ein braunes Sakko und darunter ein offenes Hemd. Meyer Lansky.
    «Ah, da ist er ja», sagte Max Reles. Seine Stimme war ein wenig lauter als gewöhnlich, doch er war elegant gekleidet. Er trug eine graue Flanellhose, braune Schuhe mit Oxfordspitzen, ein blaues Button-down-Hemd, eine blaue Seidenkrawatte und einen navyblauen Blazer aus Kaschmir. Er

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