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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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dass die Deutsche Boxsportvereinigung die erste Organisation war, aus der alle Juden ausgeschlossen wurden?»
    «Ich muss gestehen, das überrascht mich nicht. Boxen ist für die Nazis eine wichtige Sportart.»
    «Oh? Das wusste ich nicht.»
    «So ist es aber. Die sa hat schon vor 1925 Leuten die Fresse poliert. Diese Bierhallenschläger waren immer für einen ordentlichen Kampf zu haben. Erst recht, nachdem Schmeling Weltmeister geworden war. Gut, als er den Kampf gegen Max Baer verlor und damit auch seinen Titel los war, hat er den jüdischen Boxern in Deutschland nicht gerade einen Gefallen getan.»
    Mrs. Charalambides sah mich mit leerem Blick an. Ich nahm an, dass sie über diesen wenig eleganten Sport nicht mehr wusste als das, was sie gerade gesagt hatte.
    «Max Baer ist Halbjude», erklärte ich.
    «Ah. Ich verstehe, Herr Gunther. Ich bin sicher, dass Sie bereits über die Möglichkeit nachgedacht haben, dass der Tote - nennen wir ihn Fritz - Mitglied in einem Boxclub war oder in einem anderen Sportverein und dass er wegen seiner Religion ausgestoßen wurde. Wer weiß, was sich anschließend abgespielt hat?»
    Diese Möglichkeit hatte ich ganz und gar nicht bedacht. Ich war zu sehr damit beschäftigt gewesen, über das nachzudenken, was mir möglicherweise drohte. Doch ich muss einräumen, dass das, was sie sagte, plausibel klang. Nicht, dass ich es zugeben würde. Noch nicht. Nicht, solange diese beiden Frauen etwas von mir wollten.
    «Ich habe überlegt», fuhr Mrs. Charalambides fort. «Ich habe überlegt, ob Sie mir vielleicht dabei helfen würden, etwas mehr über Fritz herauszufinden? Quasi wie ein Privatdetektiv. Ich spreche zwar gut Deutsch, wie Sie sehen, aber ich kenne mich überhaupt nicht aus in Berlin. Die Stadt ist mir ein einziges Rätsel.»
    Ich zuckte die Schultern. «Wenn die ganze Welt eine Bühne ist, dann ist Berlin nichts als Bier und Würstchen.»
    «Und der Senf? Das ist nämlich mein Problem, verstehen Sie? Ich fürchte, wenn ich herumziehe und eigenmächtig Fragen stelle, renne ich direkt der Gestapo in die Arme und werde des Landes verwiesen.»
    «Das ist durchaus möglich.»
    «Ich plane, jemanden vom Deutschen Olympischen Komitee zu interviewen. Von Tschammer und Osten oder Diem oder vielleicht Lewald. Wussten Sie, dass er Jude ist? Ich möchte nicht, dass sie merken, worauf ich hinauswill, bevor es zu spät ist, um mich noch daran zu hindern.» Sie zögerte. «Ich würde Sie selbstverständlich bezahlen. Ein Honorar dafür, dass Sie mir helfen.»
    Ich wollte sie gerade daran erinnern, dass ich bereits eine Arbeit hatte, als Hedda Adlon sich der Problematik annahm.
    «Ich kläre das mit meinem Mann und Herrn Behlert», sagte sie. «Herr Muller kann vorläufig für Sie einspringen.»
    «Er hat gekündigt», sagte ich. «Aber ich kenne jemanden in der Sektion für Jugendstraftäter beim Alex, der die Überstunden wahrscheinlich gut gebrauchen könnte. Ein junger Mann namens Bruno Stahlecker. Ich wollte ihn sowieso anrufen.»
    «Bitte tun Sie das.» Hedda nickte. «Sie würden mir damit einen Gefallen erweisen, Herr Gunther», sagte sie. «Ich möchte nicht, dass Mrs. Charalambides etwas zustößt, und Sie an ihre Seite zu stellen scheint mir die beste Möglichkeit, ihre Sicherheit zu garantieren.»
    Ich spielte mit dem Gedanken, ihr zu sagen, dass Mrs. Charalambides am sichersten wäre, wenn sie die ganze Idee einfach vergaß, doch die Aussicht, Zeit mit ihr zu verbringen, gefiel mir. Ich hatte Kometenschweife gesehen, die weniger schön waren.
    «Sie ist im Übrigen fest entschlossen, das zu tun, gleichgültig, wie Sie sich entscheiden», fügte Hedda hinzu, als hätte sie meine Gedanken gelesen, zumindest die erste Hälfte. «Also verschwenden Sie nicht Ihre Zeit, Herr Gunther. Ich habe schon versucht, sie davon abzubringen. Noreen war schon immer stur.»
    Mrs. Charalambides strahlte.
    «Sie dürfen sich selbstverständlich meinen Wagen ausleihen.»
    Es war offensichtlich, dass die beiden sich bereits alles genau überlegt hatten und ich nichts weiter tun musste, als ihnen zu folgen. Ich wollte nach dem Honorar fragen, doch die beiden Frauen schienen nicht geneigt, sich erneut diesem Thema zuzuwenden. Das ist das Dumme bei Leuten mit Geld - nur wenn man kein Geld hat, ist Geld wichtig. Wie der Zobel. Der Zobel hatte sicher auch kein Interesse an seinem Fell gehabt - bis zu dem Tag, an dem es nicht mehr da gewesen war.
    «Ich bin selbstverständlich erfreut, auf jede nur

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