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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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durchgeschmort», stellte er fest. «Ich kann zwar nicht sehen, wie Ihr Rücken aussieht, aber es kann nicht allzu schlimm sein, sonst würden wir es riechen.»
    «Ein tröstlicher Gedanke», erwiderte ich. «Übrigens - danke. Danke, dass Sie mir geholfen haben.»
    Ich legte den Arm um seine massige Schulter und richtete mich unter Schmerzen auf.
    «Er hat es nicht anders gewollt», sagte Joseph Deutsch.
    «Ich fürchte leider, dass ich die Wahrheit gesagt habe, was Ihren Neffen angeht. Es tut mir leid, dass Sie es auf diese Weise erfahren mussten.»
    Joseph Deutsch schüttelte den Kopf. «Ich hatte etwas in der Art bereits vermutet», sagte er. «Goerz hat mir natürlich ein Märchen erzählt, aber ich schätze, tief im Innern wusste ich, dass es Isaac erwischt hatte. Ich wollte Goerz glauben, um Isaacs wegen. Ich schätze, ich musste es von jemand anderem hören, um zu begreifen.»
    Eric Goerz rollte sich langsam auf dem Bauch und stöhnte.
    «Das ist ein sehr beeindruckender Haken, den Sie da schlagen, Joseph.»
    «Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause.» Er zögerte. «Können Sie aus eigener Kraft stehen?» «Ja.»
    Er beugte sich über den bewusstlosen Fahrer und zog ihm einen Schlüsselbund aus der Westentasche. «Wir nehmen den Wagen von Goerz», sagte er. «Für den Fall, dass diese beiden Mistkerle uns verfolgen.»
    Goerz stöhnte erneut und rollte sich zusammen wie ein Fötus. Für einen Sekundenbruchteil dachte ich, dass er einen Krampf hatte oder etwas Ähnliches, bis mir wieder einfiel, was Blask, der Vorarbeiter, mir über die Waffe erzählt hatte, die Goerz um den Knöchel geschnallt bei sich trug. Nur, dass die Waffe jetzt nicht mehr in ihrem Halfter am Knöchel war. Sondern in seiner Hand.
    «Aufpassen!», brüllte ich und trat Goerz gegen den Kopf. Ich hatte nicht vorgehabt, ihn dort zu treffen, doch als ich den Fuß hob, verlor ich das Gleichgewicht und fiel wieder zu Boden.
    Der Schuss ging durch eine Fensterscheibe.
    Ich kroch auf allen vieren zu Goerz, um ihn zu untersuchen. Ich wollte nicht noch einen Toten auf meinem Gewissen haben. Er war bewusstlos, doch er atmete noch - zu meiner Erleichterung und seinem Glück. Ich sammelte meinen Ausweis vom Boden auf und nahm die Pistole an mich. Es war eine Bayard, halbautomatisch, Kaliber 6,35 Millimeter.
    «Französische Zigaretten, französische Kanone», murmelte ich. «Konsequent, schätzungsweise.» Ich sicherte die Pistole und zielte damit auf die Tür. «Was meinen Sie - wartet draußen noch jemand?», fragte ich Joseph.
    «Nein, es gibt nur diese beiden, die drei Lastwagenfahrer und, wie ich leider einräumen muss, mich selbst. Nach Isaacs Tod haben sie mich auf ihre Lohnliste gesetzt. Als zusätzlichen Helfer, haben sie gesagt, aber ich nehme an, hauptsächlich, damit ich den Mund halte.»
    Er half mir zur Tür, und ich nutzte die Gelegenheit, ihn genauer in Augenschein zu nehmen. Ich erblickte einen Mann, der genauso wenig jüdisch aussah wie ich selbst. Die Haare an den Schläfen seines riesigen Schädels waren bereits grau, doch weiter oben waren sie blond und lockig wie ein Lammfell. Das riesige Gesicht war gerötet und teigig wie alter Schinken. Kleine braune Augen rechts und links einer gebrochenen spitzen Nase. Die Augenbrauen nahezu unsichtbar, genau wie die Zähne in seinem gewaltigen Mund. Irgendwie erinnerte er mich an einen überdimensionalen Säugling.
    Wir stiegen eine Treppe hinunter, und ich stellte fest, dass wir im Lokal Albert der Bär waren. Der Besitzer war nirgendwo zu sehen, und ich fragte nicht nach ihm. Die frische Morgenluft draußen half mir ein wenig, zu Kräften zu kommen. Ich stieg auf der Beifahrerseite des Hanomag ein, und Deutsch fuhr uns ohne Rücksicht auf das Getriebe rasch davon. Er war ein grauenhafter Fahrer und hätte um ein Haar schon an der nächsten Ecke einen Wassertrog gerammt.
    Wie sich herausstellte, wohnte er nicht sehr weit von mir entfernt im südöstlichen Teil der Stadt. Wir ließen die Überreste des Hanomag auf dem großen Parkplatz vor dem Friedhof in der Baruther Straße zurück. Deutsch wollte mich in ein Krankenhaus bringen, doch ich wehrte ab und sagte, dass mir nichts fehle.
    «Wie steht es mit Ihnen?», fragte ich.
    «Mir? Mir geht es gut. Sie müssen sich keine Sorgen machen um mich, Junge.»
    «Sie haben meinetwegen Ihre Stelle verloren.»
    Joseph Deutsch schüttelte den Kopf. «Ich hätte diese Stelle niemals annehmen sollen.»
    Ich steckte uns zwei Zigaretten an. «Möchten Sie

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