Die Ärzte der Galaxis
landeinwärts detonieren ließen. Dann warteten sie, bis der Küstenstreifen zu töten, zu fressen und zu trinken aufhörte, bis die Küstenräuber an dem toten Fleisch das Interesse verloren und verschwanden.
Die radioaktiven Abfälle waren den Rollern gleichgültig, zumal sie vom Wind landeinwärts getrieben wurden. Aber Conway hatte eine Stelle gewählt, die nur wenige Meilen von einem noch sehr aktiven Küstenabschnitt entfernt war. So konnte auch aus ihrer ersten Untersuchung ein wenig mehr werden als nur eine Autopsie beziehungsweise Leichenschau.
Mit dem Verschwinden der Räuber regenerierte sich das Leben der Meerespflanzen. Auf Drambo war die Trennung zwischen pflanzlichem und tierischem Leben kaum scharf zu nennen, und alle Tiere waren Allesfresser.
Sie mußten an der Küste eine Strecke von fast einer Meile zurücklegen, bis sie einen Rachen fanden, der nicht zu dicht verschlossen oder zu stark verwachsen war. Aber diesmal war es keine Zeitverschwendung, weil Camsaug und Surreshun in der Lage waren, auf eine große Anzahl gefährlicher Pflanzen hinzuweisen, denen selbst die schwer gepanzerten Wesen, wenn möglich, aus dem Weg gehen mußten.
Die Praxis der extraterrestrischen Medizin wurde wesentlich vereinfacht durch die Tatsache, daß Krankheiten und Infektionen der einen Art nicht auf eine andere übertragen werden konnten. Doch das bedeutete nicht, daß Gifte oder toxische Substanzen, die extraterrestrischen Tiere und Pflanzen absonderten, nicht töten konnten. Und auf dem Drambo-Meeresboden war die Vegetation besonders heimtückisch. Es gab Arten, die mit giftigen Spinnen bedeckt waren, und eine davon erinnerte lebhaft an einen vegetabilen Kraken.
Die erste brauchbare Öffnung sah aus wie eine riesige Höhle. Die Scheinwerfer ihres Fahrzeugs begleiteten die Roller hinein. Sie sahen eine scheinbar endlose, blasse Vegetation, die sich langsam und wellenartig bewegte. Surreshun und Camsaug rollten auf dem dichtbewachsenen Boden Achterfiguren und entschuldigten sich wegen des Umstands, daß sie die Gruppe nicht weiter hineinführen konnten, ohne möglicherweise angehalten zu werden.
»Wir verstehen«, sagte Conway. »Vielen Dank.«
Als sie tiefer in den gewaltigen Rachen vordrangen, wurde die Vegetation spärlicher. Sie sahen jetzt große Flächen des Gewebes der Kreatur. Es sah rauh und fibrös aus und eher pflanzlich als animalisch, selbst wenn man berücksichtigte, daß vor einigen Jahren alles abgestorben war. Das Dach begann plötzlich abzusinken, und die Lichtkegel der Scheinwerfer zeigten die erste ernste Barriere: ein Gewirr langer, hauerartiger Zähne, die so groß waren, daß sie wie der Rand eines versteinerten Waldes aussahen.
Einer der Melfans berichtete als erster und sagte: »Mit Sicherheit weiß ich es erst dann, wenn die Pathologie meine Proben analysiert hat, Doktor Conway, doch gewisse Anzeichen deuten darauf hin, daß die Zähne der Kreatur eher aus vegetabilen als aus animalischen Verknöcherungen bestehen. Sie stehen sowohl unterhalb als auch oberhalb des Rachens dicht zusammen, und wir können bei weitem nicht alle überblicken. Die Wurzeln wachsen schräg, so daß sich die Zähne unter stetem Druck nach vorn und nach hinten biegen können. In der normalen Position sind sie scharf nach vorn gewinkelt. Sie sind eine Tötungsbarriere für größere Räuber und dienen weniger dem Zweck, sie in kleine Stücke zu zermahlen. Nach der Position und Kondition verschiedener Kadaver in diesem Bezirk zu schließen, dürfte das Verdauungssystem der Kreatur sehr einfach arbeiten. Das Meerwasser, das Tiere aller Größenordnungen enthält, wird in einen Magen oder Vormagen gesogen. Kleinere Lebewesen schlüpfen durch die Zwischenräume der Zähne, während die größeren aufgespießt werden. Dann biegen sich die Zähne unter dem Einfluß der Strömung nach hinten und geben die Opfer frei. Ich nehme an, daß die kleineren Tiere kein Problem sind; aber die größeren können ernstlich den Magen beschädigen, bevor sie von dem Verdauungssystem neutralisiert werden. So müssen sie also tot sein, bevor sie den Magen erreichen.«
Conway richtete einen Scheinwerfer auf den Bezirk, in dem sich der Melfan befand, und sah ihn mit dem Unterkiefer wackeln. Er sagte: »Das hört sich logisch an, Doktor. Es würde mich nicht überraschen, wenn der Verdauungsprozeß sehr langsam fortschreitet. Tatsächlich stelle ich mir die Frage, ob die Kreatur nicht mehr vegetabil als animalisch ist. Ein Organismus
Weitere Kostenlose Bücher