Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
Komplott gegen mich schmiedet und mich vom Thron stürzen will – auch wenn so mancher glaubt, ich würde nur fixen Ideen nachjagen, statt anständig zu herrschen. Aber Cecil führt einen schmutzigen Guerillakrieg gegen mich. Er greift mich aus meinen Wäldern heraus an, befreit Elfen und geht dann wieder in Deckung. Gibt es ein besseres Mittel, ihn endlich hervorzulocken, als die öffentliche Enthauptung seines Cousins? Außerdem ist es eine sehr wirkungsvolle Reaktion auf dein Eindringen.«
»Vielleicht könnten wir eine Enthauptung vortäuschen«, schlug Ralph vor.
»Bei der ein künstlicher Kopf in den Korb rollt? Oder wie sollte das deiner Meinung nach funktionieren?« Chessies Interesse war echt. »Nichts gegen deine Idee, aber sie scheint mir noch ein wenig unausgereift.«
»Keine Ahnung, wie du das bewerkstelligen könntest«, sagte Ralph. »Aber wer wie du mit Elfen und Einhörnern zu tun hat, wird wohl auch einen passenden Zauber zur Hand haben, um eine Enthauptung vorzutäuschen. Das kann doch nicht so schwer sein. Du hast bestimmt Erfahrung in solchen Dingen.«
»Ja, das habe ich wohl«, meinte Chessie und rümpfte die Nase. Sie war sich ihrer Position höchst bewusst.
»Wie viel Zeit bleibt mir noch?«, wollte Ralph wissen.
»Das kann ich herausfinden. Fuchsia?«
Fuchsia flatterte herbei. Elfen tragen häufig keine Kleidung. Nun war Fuchsia ausgesprochen vollbusig, aber nur dreißig Zentimeter groß, pinkfarben und hatte Flügel. Das alles führte bei Ralph zu einer seltsamen Verwirrung der Gefühle. Er bemühte sich, respektvoll auf den Vorhang zu starren. »Ja, Ma-am?«, fragte Fuchsia.
»Wo ist Unerbittlicher Puls?«
»Der macht gerade Pause, Ma-am.«
Im Handumdrehen hatte Chessie Fuchsia eingefangen, auf ihren Schoß verfrachtet und drückte ihr mit Daumen und Zeigefinger den kleinen Hals zu. »Ich brauche die Uhrzeit!«
»Ja, Ma-am«, krächzte Fuchsia. Chessie ließ sie los, worauf die vollbusige Elfe würgend und hustend gen Decke flüchtete.
»Und zwar sofort!«, befahl Chessie. Fuchsia schoss durchs Fenster davon.
»Ein Herzogtum voller Elfen, und die da waren das Beste, was ich in meine Dienste nehmen konnte! Niedliche kleine Dingelchen, ja schon. Aber sie können einem nicht einen Wunsch von den Lippen ablesen, und außerdem können sie ums Verrecken nicht kochen – im wahrsten Sinne des Wortes. Die blöden Flügel fangen Feuer. Da brennen sie ab, ehe sie fertig sind.« Chessie erhob sich und ging in der Kutsche auf und ab.
Dann kehrte Fuchsia mit einem bebrillten, bekleideten und in Ketten gelegten Elfen zurück. Sie hatte den Ärmsten am Schlafittchen gepackt. Mit jeder neuen Grimasse, die das nervöse Kerlchen schnitt, wechselte es die Farbe. Als der Elf Chessie übergeben wurde, leuchtete er plötzlich in einem strahlenden Blauton, wobei dieser am Hosenbund in Grün überging.
»Sehr gut, Unerbittlicher Puls«, flötete Chessie. »Das ist Ralph. Er hat nach der Uhrzeit gefragt. Und weil er in Kürze seinen Kopf verliert, musst du ihm diesen Gefallen tun.«
Unerbittlicher Puls krempelte die Ärmel hoch und rückte die Brille zurecht. Nachdem er den Kopf zum Fenster hinausgestreckt, zur Sonne hochgeschaut und den Kopf wieder eingezogen hatte, vertiefte er sich in Berechnungen. Seine Farbe war jetzt ein sattes Kastanienbraun. »Es ist zwei Uhr achtunddreißig, Ma-am, mit einer möglichen Abweichung von vierzig Minuten.«
»Sehr gut, Unerbittlicher Puls«, sagte Chessie und platzierte das Kerlchen rücklings auf ihrer Fingerspitze, etwa da, wo sein Kreuz war. Dann stieß sie ihn an den Beinen an und sah zu, wie er sich um sich selbst drehte. Der Elf jaulte auf. Während seine Gestalt zu einem schillernden Kaleidoskop verschwamm, steigerte sich sein Jaulen zu einem Schrei. Die kleine Brille flog zu Boden und zerbrach. Trotz des verblüffenden Farbenspiels – Batik im Schleudergang –, griff Ralph ein und setzte der Quälerei ein Ende. Er holte den Elfen von Chessies Fingerspitze. Schlaff und blassgelb hing der Uhrzeitberechner in seiner Hand. Ein Flügel war eingerissen.
»Du hast ihn verletzt!«, sagte Ralph anklagend.
»Höchstwahrscheinlich geht er ein, der kleine Trottel. Lass mich damit in Ruhe!«, schnaubte Chessie. »Elfen gibt es hier in Hülle und Fülle. Man trauert doch auch nicht um ein Zuckertütchen!«
Sie goss sich Sahne in ihren Tee. Dieses Mal rührte sie mit einem silbernen Rührlöffel um. Das Metall klirrte gegen das Porzellan. »Du hast übrigens
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