Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
greifen wir an. Wenn sie von ihren Wachen umringt ist, haben wir keine Chance, an sie heranzukommen. Aber wenn wir sie überraschen, können wir sie zwingen, sich ins Schloss zurückzuziehen. Wir beide folgen ihr und verriegeln die Tür. Und dann legen wir ihr ein für alle Mal das Handwerk.«
»Was ist mit den Elfen?«
»Die haben dann ihren Zweck erfüllt.«
»Oh. Okay.« Ralph betrachtete die vielen Elfen, die jubelnd vor ihnen hermarschierten, bereit, ihren Zweck zu erfüllen. »Weißt du, Cecil«, sagte er, »wir könnten diese Elfenarmee stattdessen auch zur Farm bringen. Mit einer so großen Truppe könnten wir spielend alle befreien.«
»Dann wäre die Herzogin gewarnt. Kommt nicht infrage!«
»Du müsstest Chessie ja gar nicht angreifen. Die Elfen könnten alle im Klotzwald leben.«
»Und was dann?«, spottete Cecil. »Warten, bis die Mächtigen sich dazu entschließen, uns dort aufzustöbern? Ein Leben auf Sparflamme, in der Hoffnung, dass irgendwann ein Wunder geschieht und wir gleichberechtigt und in Freiheit existieren dürfen? So kann es nicht weitergehen, Ralph. Nein, ich arrangiere mich auf keinen Fall mit dem System!«
»Verstehe«, sagte Ralph. »Du siehst hier deine große Chance, ein paar Ungerechtigkeiten aus der Welt zu schaffen. Dabei soll es natürlich so dramatisch wie möglich zugehen. Aber du reißt alle diese Elfen mit ins Unglück. Die stärkste von ihnen kann gerade mal Funken schlagen, Cecil. Wenn Chessie mehr als zwei Wächter hat, haben wir nicht die geringste Chance …«
»Du übertreibst, was uns ja wohl beiden klar ist, und …«
»Ich will damit sagen, wenn wir nur auf Chessie und ihre Einhörner treffen würden – falls sie überlebt haben sollten –, bestünde allenfalls Chancengleichheit. Wenn wir aber die Hauptstadt erreichen, hat Chessie dort wahrscheinlich Hunderte von Wachen. Dazu noch alle möglichen Monster – Drachen und was weiß ich.«
»Mach dich nicht lächerlich!«, fauchte Cecil. »So was wie Drachen gibt es nicht.«
Ralph betrachtete den Zug der Elfen. Sie sangen den Vögeln Lieder vor und steckten sich Zettelchen zu, wenn sie glaubten, dass die Hauptmänner gerade nicht hinguckten. Unter dem Gewicht ihrer Bleistiftschwerter mussten sie mit aller Kraft flattern, um überhaupt vom Boden abzuheben.
»Es scheint dir sehr viel mehr um deinen eigenen Ruhm zu gehen als um das Wohl der Elfen.«
Cecil knurrte wütend und boxte Ralph gegen die Schulter. »Das nimmst du zurück! Sie wollen ihr Überleben sichern. Und ich bin es, der ihnen Hoffnung gibt!«
»Das ist albern«, erklärte Ralph unumwunden. »Lass sie sofort umkehren!«
»Das hier ist mein Wunsch!«, schnaubte Cecil. »Wenn du das nicht kapierst, wollen wir dich nicht bei uns haben. Niemand hat dich hergebeten, Schlauberger. Geh nach Hause und lös deine Mathe-Aufgaben, wenn dir das mehr Spaß macht!«
Einige Elfen hatten sich unbemerkt an Ralph und Cecil herangeschlichen, um sie besser belauschen zu können. Cecil stellte sich so vor Ralph, dass sie ihn nicht sehen konnten. »Schau her«, sagte er und legte die Hand auf den Griff seines Schwerts, »ich will das eigentlich nicht. Aber auf meinem Vormarsch kann ich niemanden gebrauchen, der uns unseren Traum kaputtmacht. Die Stimmung ist sowieso schon gedrückt. Du brauchst nicht alles noch schlimmer zu machen.«
»Okay, okay. Ich sage nichts mehr.«
Mit einem verstohlenen Blick über die Schulter vergewisserte sich Cecil, dass er weiter beobachtet wurde, trat einen Schritt zurück und versetzte Ralph einen kräftigen Kinnhaken.
»Was sollte das denn jetzt?«, schrie Ralph, der sofort zu Boden gegangen war. Er hielt sich das Kinn.
»Ich dulde nichts anderes als absoluten Erfolg!«, rief Cecil laut. Sie hatten das Ende der Kolonne gebildet, und Cecil machte, dass er zu seinen Elfen-Untergebenen aufschloss. Ralph war plötzlich wieder mutterseelenallein.
24. Kapitel
Mutterseelenallein … bis auf einen Picknickkorb Feuer rülpsender Häschen. Ihr freundliches Quieken unter dem Baumwolltuch führte dazu, dass Ralph sich noch verlassener fühlte. Er setzte sich unter einen Baum und tat sich eine halbe Stunde lang mächtig selbst leid.
Seine trüben Gedanken kreisten in einer Endlosschleife um Cecils abweisende Reaktion, das Elend der Elfen, seinen Tod samt Wiederauferstehung. Darüber hinaus um sein Unvermögen, diesen Wunsch zu verlassen, seine Eltern, Katzen und alten Freunde, die gescheiterte Jobsuche bei MonoMyth, Ritter Helmgart
Weitere Kostenlose Bücher