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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Archer
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vom Lorbeerkranz und schließlich den Moment, als ihn seine Eltern über ihr (aus jetziger Sicht sehr nachvollziehbares) Wunschverbot informierten. Genau das aber hatte Ralph letzten Endes dazu getrieben, sich überhaupt in diese missliche Lage zu bringen. Während er grübelnd über die Liste seiner Misserfolge nachdachte, fragte er sich, ob er dazu verdammt sei, ein Loser zu sein.
    Ralph hatte schlechte Laune. Nicht einmal die Häschen, die begonnen hatten, sanft an seiner Jeans zu knabbern, konnten ihn aufmuntern. Ich wünschte, ich könnte nun berichten, wie er aus einer plötzlichen Eingebung heraus doch noch den Mut fand, die Verfolgung der Elfenarmee aufzunehmen.
    Aber so war es leider nicht. Nein, irgendwann hatte er einfach keine Lust mehr, Trübsal zu blasen, und das war alles.
    Ralph sammelte seine Häschen ein (sie waren aus dem Korb gehoppelt, um süßes Gras zu mümmeln), setzte sie wieder in den Korb und hopste die Straße entlang Richtung Hauptstadt. Als ihm bewusst wurde, wie albern sein Hopsen aussah, zumal er auch noch den Häschenkorb trug, wechselte er in eine lässigere Gangart, eine Art Trab. Dabei ballte er die Fäuste.
    Stadt und Schloss sahen so aus, wie man sie aus Filmen kennt: Türmchen, die als Kulisse für Prinzessinnenträume geeigneter schienen als für Belagerungsszenarien, ein Burggraben voller Krokodile, deren einziger Job wahrscheinlich darin bestand, das Maul auf- und zuzuklappen, und rasengesäumte Straßen wie mit Zuckerwürfeln gepflastert. Mittendrin erhob sich ein mehrfarbiger Bergfried. Die Rhomben seines ziegelgedeckten Daches wirkten gepflegt.
    Weil sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen mangels Armee nicht infrage kam, stellte Ralph sich zu den Bauern vor dem Tor. Die Warteschlange reichte bis weit über die heruntergelassene Zugbrücke hinaus. »Hallo!«, schmetterte er den Wachen entgegen. Sie musterten ihn aufmerksam, und Ralph deutete vage auf den Häschenkorb. Die Wachen ließen ihn durch. Jeans und Häschen waren eine seltsame Kombination, zu seltsam für Unruhestifter.
    Manche Gebäude waren älteren Baujahrs – Fachwerkhäuser im Tudorstil. Aber die meisten Häuser bestanden aus toten Elfen: Balken aus zusammengezurrten Elfenbeinen und -armen, Dächer und Fenster aus blickdichten oder durchsichtigen Flügeln. Einige der Gebäude verrieten einen perversen Sinn für Humor. Dieser fand seinen Ausdruck in Fußmatten aus Elfenfüßen oder Türklopfern aus gestalteten Elfen-Fingernägeln. Bei anderen Häusern überwog das Pragmatische: Sie waren einfach aus Tausenden von zusammengeschnürten Elfenleichen errichtet worden.
    Noch schlimmer waren die Gebäude aus lebendigen Elfen. Weil sich Elfen von Tau ernähren, spart sich ein Bauherr das aufwändige Vergiften oder Enthaupten ganzer Elfen-Lieferungen, wenn er sie bei lebendigem Leib weiterverarbeitet. Zusammengebunden oder einzementiert, starrten sie regungslos vor sich hin und gaben sich Mühe, die Leidensgenossen neben ihnen nicht mit ihren Flügeln oder Füßen an den Augen zu verletzen.
    Ralph hielt sich im Schatten der Häuser, als er der Menge folgte, die zum Bergfried strömte. Minarettartige Türmchen ragten aus seinen Zuckerbäckerwänden empor wie bunter Christbaumschmuck. Als Ralph den Platz in der Stadtmitte erreichte, hatte die Herzogin gerade begonnen, Übungen auf einem Gymnastikball vorzuführen.
    Sie trug ein riesiges Diadem, dazu ein lavendelfarbenes Kleid mit langer Schleppe, das sie bis zu den Oberschenkeln gerafft hatte, um sich rittlings auf eine elfengroße Kugel zu setzen. Ralph reckte den Hals und sah, dass der Ball ein obszön gemästeter, flügelloser Elf war.
    »Wie ihr sehen könnt«, erklärte Chessie, deren Stimme durch ein Elfen-Mikrofon hallte, »ist es eine ganz einfache Übung. Presst einfach die Beine zusammen«, der Elf lief puterrot, dann langsam blau an, als sie es vormachte, »und je besser ihr euch dabei fühlt, desto fester drückt ihr zu. Das muss ordentlich in den Beinen ziehen. Eins-und-zwei-und-drei-und-vier«, der Elf lief immer dunkler an, bis seine Farbe einem Indigoblau glich, »und dann wieder locker lassen!« Sofort normalisierte sich die Gesichtsfarbe des Elfen. Er atmete so kräftig durch, dass Chessie abgeworfen wurde. Sie versetzte ihm einen Tritt, und er holte wieder Luft und hielt den Atem an.
    Die Menge – einige hundert Menschen, von denen viele ihre Rüstungen angelegt hatten – jubelte begeistert. Ralph hielt nach Cecil und den Elfen Ausschau, konnte

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