Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
sie vorbeikamen, bemühte er sich, Elfen zu befreien. Aber schon bald war er es leid, Elfenknäuel zu entwirren und Flügel aus Lackschichten zu reißen. Ralph hatte es ihm nachgetan und gerade ein sympathisches Elfen-Zwillingspärchen befreit, das sein Leben als Buchstützen gefristet hatte. Jetzt schlug er Cecil vor, den beiden mit der Elfen-Befreiung eine nützlichere Aufgabe zu übertragen.
»Keine schlechte Idee«, gab Cecil zu und wies die Zwillinge kurz ein.
Während die beiden Cousins weiter in den Palast eindrangen, zwangen sie sich, die flehenden Rufe der Elfen zu ignorieren. Immer wieder vertrösteten sie sie mit dem Hinweis auf baldige Hilfe. »Wir befinden uns nun mal im Krieg«, bemerkte Cecil mit recht pathetischem Unterton.
Die Entscheidung, das ganze Haus mit Elfen zu dekorieren, hatte für Chessie jetzt einen Haken, über den sie nicht nachgedacht hatte: Die Elfen konnten zahlreiche Informationen über Chessies Verbleib liefern. So erfuhr Cecil von einem Staubwedel, dass die Herzogin in den zweiten Stock hinauf sei. Dort angekommen, ließ ein geschliffener Elfenspiegel die beiden wissen, Chessie sei noch ein Stockwerk höher geflohen.
Doch je weiter die Cousins kamen, desto spärlicher wurden die Elfen-Informanten. Als Ralph und Cecil den Tanzsaal in der siebten Etage erreichten, waren dort zu ihrem Entsetzen gar keine Elfen mehr zu sehen.
Das ganze Stockwerk bestand aus einer riesigen Tanzfläche mit einer Fensterfront. Der riesige Raum war leer, und es gab keine Treppe, die in ein höheres Stockwerk geführt hätte.
»Glaubst du, sie ist hier irgendwo?«, fragte Ralph.
»Vielleicht ist sie überhaupt nicht so viele Treppen hochgestiegen! Schließlich ist sie eine faule Aristokratin«, schnaufte Cecil.
Schlagfertig wie er war, hätte Ralph, da war er sich sicher, bestimmt eine passende Antwort gefunden. Nur kam er gar nicht dazu. Plötzlich nämlich erstrahlte der Boden des Tanzsaals in leuchtenden Farben.
Eine Wolke hoch über den Köpfen der beiden Eindringlinge war weitergezogen. Sonnenlicht flutete jetzt durch ein Dachfenster, und der ganze Raum schimmerte und schillerte. Ein Blick nach oben offenbarte Ralph, dass Cecil und er unter einer Art riesigem, buntem Glasdach standen. Nur war dieses Glas anders als alles, was Ralph je gesehen hatte. Es schien eine Patchworkdecke aus bunten Gasen zu sein, die in der Luft über dem Tanzsaal hingen und sich an den Rändern in wechselnden Farbschattierungen überlappten.
Aus dem bunten Gaswolkenhimmel baumelte eine blaugrüne Gas-Strickleiter herab.
»Sollen wir?«, fragte Ralph.
»Haben wahrscheinlich keine andere Wahl«, brummte Cecil.
Es ist vielleicht schwierig, sich vorzustellen, dass man eine Leiter aus Gas hochklettern kann. Man muss nur Folgendes bedenken: Gase sind im Grunde dasselbe wie feste Körper; bei ihnen sind nur die Abstände zwischen den Atomen größer. Ganz sicher bin ich mir nicht, obwohl ich ja der Erzähler bin. Aber meine Theorie geht so: Wenn man es mit aller Macht versucht, kann man sich darauf verlassen, dass die eigenen Atome sich nach den Atomen des Gases ausrichten. Dann kann man eine Gasleiter hochklettern wie jede andere Leiter auch. Man muss sich nur darauf konzentrieren. Vögel und Motten können es; sie tun es jeden Tag, wenn sie fliegen. Bäume können es auch; sie tun es, wenn sie sich der Sonne entgegenstrecken. Sogar man selbst konnte es, als man noch klein war und in die Luft hineingewachsen ist. Rein theoretisch also kann jeder die Gasleitern um uns herum hinaufklettern, wenn diese genauso sichtbar wären wie diese eine im Tanzsaal der Herzogin.
Also kletterten Ralph und Cecil in die farbige Gaswolke hinein. Als sie die oberste Schicht durchstießen, waberte Gas von noch weiter oben herab und umgab sie wie eine große, bunte Käseglocke. Um Ralph herum war das Gas blutrot, bei Cecil aber grün und gelb.
Auf einer Gasschicht zu gehen, erfordert noch mehr Konzentration als das Erklimmen einer Gasleiter. Aber als Ralph sich ganz auf den gasförmigen Boden fokussierte und prüfend einen Fuß darauf setzte, trugen ihn die Moleküle. Cecil folgte ihm unmittelbar. Aneinander geklammert versuchten die beiden Jungen, das Gleichgewicht zu halten. Vorsichtig balancierten sie auf die Wände der Gaskuppel zu. Jeder Schritt fühlte sich an, als gingen sie auf einem Luftballon. Die leuchtenden Gase um sie herum waren wie eine Lichtshow mit verblüffenden, aber auch ziemlich unangenehmen Effekten. Ralph war bald so
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