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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Archer
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Doch als er die Füße auf den Boden stellte, vergaß er das Nachthemd und schnappte nach Luft. Im Zimmer selbst war es warm – die Sonne knallte ja auch durchs Fenster –, aber der Boden war eiskalt.
    Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte Ralph aufzustehen. Seine Beine gaben unter ihm nach. Gerade eben noch konnte er sich am Rand der Matratze festhalten. Er kroch wieder ins Bett, unter das dicke Laken aufs pieksige Stroh.
    Die Schritte hatten inzwischen die Tür erreicht. Nervös beobachtete Ralph den Riegel, der sich langsam hob. Er versuchte sich das grausige Wesen vorzustellen, das jeden Moment hereinstürzen würde – ein Schreckgespenst mit Schnabel und pelzigen Gliedern, eine menschengroße Echse mit gelben, unendlich langen und krumm gewachsenen Nägeln.
    Eine Haarstylistin hatte sich offenbar nicht auftreiben lassen und auch keine Kosmetikerin. Wie eine alte Frau sah sie aus – nichtsdestotrotz war es niemand anders als Chessie. Die ergrauten Haare fielen ihr strähnig ins Gesicht, die Haut um die Augen war faltig. Während sie ihr schlichtes Kleid glatt strich, sah sie Ralph unverwandt an.
    Als sie näher kam, fielen ihm ihre Augen auf. Warum hatte er diese Farbe nie bemerkt? Ein Blau so hell wie die Strömung eines reißenden Flusses, ein Blau, das von innen zu leuchten schien.
    »Ich heiße Regina«, stellte sich die Frau vor. Es war die gleiche Stimme, aber ein vollkommen anderer Tonfall. Als wäre sie Chessies Zwillingsschwester und von Chessie getrennt im achtzehnten Jahrhundert irgendwo auf dem Land groß geworden.
    »Chessie, ich bin Ralph. Was ist los? Daphne hat doch gesagt, sie würde uns retten, oder?«
    Die Frau, von der inzwischen klar war, dass es sich wohl doch nicht um Chessie handelte, starrte ihn an.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Ralph. »Sie sehen aus wie jemand, den ich kenne.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Wahrscheinlich ja doch«, murmelte Ralph so leise, dass sie es nicht hören konnte.
    »Du wirst wissen wollen, wie du hierhergelangt bist. Ich pflege dich schon seit einer Woche«, sagte die Frau, und es klang wie eine Geschichte aus einem Märchen. »Du bist ziemlich böse gestürzt. Deshalb solltest du dich noch etwas schonen. Ich werde dir keine Fragen stellen und empfehle dir, es genauso zu halten, wenigstens für den Moment. Damit du nicht den Verstand verlierst, verstehst du?« Sie fixierte ihn mit ihren blauen Augen. Irgendetwas an Ralph schien ihr zu gefallen. Denn ihre Miene hellte sich etwas auf. »Möchtest du essen? Seit du hier bist, habe ich jeden Tag Pumpernickel geröstet. Bis jetzt musste ich es jeden Morgen an die Schweine verfüttern. Ich würde dir gern etwas zu essen machen.«
    Ralph tastete seinen Bauch ab. Er fragte sich, ob er Hunger hatte. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, merkte er, dass er völlig ausgehungert war. »Danke. Ein paar Scheiben Pumpernickel wären großartig«, sagte er.
    Regina ging. Ralph suchte das Zimmer nach einer Waffe ab. Bis Regina mit einem Tablett zurückkam, hatte er nichts entdecken können, was sich hätte als solche benutzen lassen. Auf dem Tablett waren ein paar heiße, dunkelbraun geröstete Scheiben Brot, ein breites Messer und ein tönernes Buttertöpfchen angerichtet. Zufrieden beobachtete Regina, wie Ralph einen großen Bissen von dem noch dampfenden Brot nahm. »Wo bin ich?«, fragte er, als er fertig war, bemüht, möglichst cool zu wirken. Was ziemlich schwierig ist, wenn man in Gesellschaft eines Teddybären ein vorsintflutliches Bett hüten muss.
    »Du bist in meinem Haus. Ich habe so selten Gäste, dass ich mich sehr gefreut habe, als du aufgetaucht bist, das muss ich schon sagen. Du bist direkt über meinem Hühnerstall vom Himmel gefallen. Geradewegs durchs Strohdach, hast meine beste Legehenne und vier ihrer Eier unter dir begraben.«
    »Ich bin vom Himmel gefallen? Ich habe eine Henne umgebracht?«, fragte Ralph beeindruckt. Wenn er das doch nur posten könnte!
    »Ja.« Regina blinzelte. »Ich habe seinerzeit schon einmal mit ein paar Wasserzauberern Bekanntschaft gemacht. Bestimmt willst du deiner Magie im Geheimen nachgehen. Nun, bei mir sind deine Geheimnisse in Sicherheit.«
    »Ich schwöre dir, ich bin kein Zauberer oder Hexer oder so. Ich bin aus New Jersey.«
    Ralph war in vielen Dingen bewandert, er kannte zum Beispiel:
    –  seine eigene IP-Adresse
    –  C++, UNIX, Pascal, Java, BASIC, ASCII, HTML und CGI Scripts
    –  die Namen der drei wichtigsten

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