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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Archer
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sollte. Propheten taten so etwas. Es hätte bedeutet, dass er, Ralph Stevens, unwiderruflich den Verstand verloren hatte.
    »Ralph, du hast um Hilfe gebeten. Wie lautet dein Anliegen?«
    Trotz ihrer Lautstärke klingt Maartens Stimme mit ihrem leicht skandinavischen Akzent angenehm weich. »Bitte, ich brauche Hilfe«, flüsterte Ralph.
    Was ist denn, Ralph?
    »Ich weiß auch nicht. Was ist hier eigentlich los?«
    Du befindest dich in der Zweitfassung einer Geschichte. 12455 Wörter. Erstmals erzählt im Jahr 1845 von meiner Wenigkeit. In Auftrag gegeben von einem gewissen Hans Christian Andersen.
    Ein Erzähler, und zwar meine Wenigkeit, sollte doch wohl reichen, Maarty!
    Er hat um Hilfe gebeten. Ich bin nicht hier, um Schwierigkeiten zu machen.
    Aber klar doch, Mr Schaut-her-ich-bin-Maarten-Einepersson-der-Dienstälteste! Der, der schon mit berühmten Autoren zusammengearbeitet hat! Das heißt aber noch lange nicht, dass du dich in eine Geschichte einmischen darfst, die ich gerade erzähle …
    Wieso? Du bist doch selbst auf Daphnes Quest umgestiegen, und die ist nun mal eine Zweitfassung. Schau mal in dein Handbuch …
    Okay, okay, ich komme schon klar, mach dir da mal keine Sorgen!
    »Mr Einepersson«, sagte Ralph, »entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche: Aber könnten Sie mir erklären, wieso ich in eine andere Geschichte hineingeraten bin?«
    Dieses Dokument wird oft aufgerufen. Bleib mal dran, ich kenne mich mit dem computergestützten System noch nicht so gut aus …
    In der Ferne hörte Ralph eine Tastatur klappern.
    Mal sehen … Die Geschichte wurde ursprünglich in Auftrag gegeben von Herrn Andersen, in Erinnerung an den Wunsch eines kleinen Mädchens namens Gerda. Titel Die Schneekönigin . Die Grundstruktur hat er natürlich vorgegeben. Ich habe dann alles ausgearbeitet und niedergeschrieben.
    »Und weshalb ist das jetzt so wichtig?«, fragte Ralph.
    Mal sehen … Auf das Dokument wurde kürzlich von einer gewissen Herzogin Chessimyn von Cheshire zugegriffen. Das geschah mit Hinweis auf die Kelling-Klausel. Als offiziell anerkannte Wunschgewährerin hat besagte Herzogin von ihrem Recht Gebrauch gemacht, sich in die Datenbank der Königlich-Narratologischen Gilde einzuloggen. Anscheinend hat sie die Geschichte als Ausgangspunkt für Miss Daphnes Wunsch verwendet. Feen tun das häufig, wenn sie keine Zeit haben, sich vorzubereiten. Plagiate dieser Art sind zwar nicht gern gesehen, werden aber geduldet. Während Die Schneekönigin von einem erfahrenen Erzähler umgearbeitet wurde – meiner Wenigkeit –, wirst du bald bemerken, dass die neue Version von einem Auszubildenden stammt. Das ist der Erzähler, den deine Geschichte bisher hatte. Die neue Version wird somit als unbedeutende Variante des Meisterwerks gelistet.
    Also wirklich! Sag das nochmal, du Schwachmat!
    Hör einfach auf, deine eigene Hauptfigur fertigzumachen! Deine ach so geheimen Gründe dafür sind ja nun wirklich nicht zu übersehen!
    »Entschuldigung, was haben Sie da gesagt? Ich dachte, Hans Christian Andersen hätte Die Schneekönigin geschrieben«, flüsterte Ralph.
    Hat er auch im Grunde. Aber trotzdem hat er auch einen Erzähler für sich arbeiten lassen, jemanden, der die ganze Geschichte präsentiert hat, und das war eben nicht Herr Andersen selbst. Wir Erzähler sitzen oberhalb der Bühne in den Laufplanken und erledigen von dort die eigentliche Arbeit. Wir sorgen dafür, dass alles ordnungsgemäß abläuft. Bestimmt hast du schon viele von meinen Geschichten gelesen, ohne dass du jemals auf meinen Namen gestoßen bist. Es ist schon ein tolles Gefühl, dass einen endlich einmal jemand kennt, wirklich …
    »Tut mir leid, dass ich Sie noch einmal unterbreche, aber Chessie kommt bestimmt bald zurück. Ich würde daher wirklich gern wissen, was ich tun soll. Wo ist Daphne, wie kann ich sie finden?«
    Sie wollte dich und Cecil retten. Sie ist unterwegs, um genau das zu tun.
    »Ich muss gerettet werden?«
    Ja, allerdings. Die Schneekönigin höchstpersönlich hält dich gefangen. Sie wird dafür sorgen, dass du innerhalb von vierzehn Tagen stirbst.
    »Hoppla! Aber wo kann ich Daphne denn nun finden?«
    Gar nicht. Du bist zu schwach. Du bist sozusagen die Jungfrau in Nöten.
    »Muss das sein?«
    Sag du’s ihm, Mr Ich-bin-der-offizielle-Erzähler!
    Okay, das reicht jetzt! Warum erzählst du ihm nicht einfach die Original-Schneekönigin-Geschichte, Maarten? Denn genau das hat Daphne ja bisher erlebt. Aber straff sie ein

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