Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
Daphne. Aber sollte er die Geschwister wirklich noch einmal in so eine Sache hineinziehen? Schließlich hatte er ihr Leben schon aufs Spiel gesetzt. Im Reich der Schneekönigin hätten sie mehrmals sterben können. Nein, er, Ralph Stevens, würde den nächsten Wunsch allein in Angriff nehmen! Das war der sicherste Weg.
Während er zur Falltür im Dach ging, blieb er alle paar Schritte stehen, um auf Gertie oder Gideon zu lauschen. Als ihm seine Eltern einfielen, die bestimmt krank vor Sorge waren, packte ihn das schlechte Gewissen. Eigentlich hatte er versuchen wollen, sie anzurufen oder ihnen eine SMS zu schicken. Aber im Wipfel dieses Baumriesens gab es natürlich wieder einmal keinen Handy-Empfang.
An der nächsten Ecke stieß er mit Chessie zusammen. Sie sah ihn misstrauisch an. »Wohin gehst du? Und wo ist Beatrice?«
»Du hast ihr einen Wunsch gewährt«, sagte Ralph ohne Umschweife.
Chessie nickte. »Ja, das ist in der Hitze des Gefechts passiert – mitten in Cecils Wunsch. Ich bin mir sicher, dass ich es jetzt, nach unserer Versöhnung, nicht mehr getan hätte.«
»Hast du vor, es Gertie und Gideon noch zu sagen?«
»Natürlich. Ich weiß ja, dass ich nicht drum herumkomme. Spätestens wenn sich Beatrice’ Geist aufgelöst hat, muss ich mich erklären. Aber du kannst dir ja denken, dass ich nicht besonders erpicht darauf bin. Sich auflösende Geistertöchter sind für Eltern etwas sehr Verstörendes. Und unser Verhältnis steht ohnehin noch auf wackeligen Füßen.«
»Keine Wünsche mehr – du hast es doch versprochen!«
»Sei nicht so tugendhaft, Ralph! Ich hatte gute Gründe dafür, ihr diesen Wunsch zu gewähren. Welche Gründe das sind, brauchst du nicht zu wissen. Vergiss nicht, dass du selbst noch einen Wunsch von mir bekommst, sobald der von Beatrice zu Ende ist. Du hast unsere Abmachung bestimmt nicht vergessen.«
»Gertie und Gideon haben recht, wenn sie dir nicht vertrauen!«
Chessie seufzte. »Wenn du mich jetzt nerven willst, gehe ich ins Bett.«
»Du kannst doch sicher das Ganze bestimmt noch irgendwie abblasen.«
Chessie winkte ab. »Damit bin ich durch. Und im Übrigen hätte ich dir ein bisschen mehr Abenteuerlust zugetraut, nach allem, was du erlebst hast.«
»Kommst du wenigstens mit und hilfst mir?«, fragte Ralph enttäuscht.
Chessie schüttelte den Kopf. »Ich bin fix und fertig. Aber ich bin mir sicher, dass alles unter Kontrolle ist. Der Erzähler hat den Bogen raus.«
Ralph sah zur Falltür hoch.
»Im Übrigen bin ich es satt, dir ständig sagen zu müssen, dass du dich nicht einmischen sollst. Also lass ich’s bleiben«, fuhr Chessie fort. »Aber um eines bitte ich dich: Wenn du schon sterben willst, lass es innerhalb des Wunsches geschehen, anstatt von der falschen Seite des Schlosses runterzuspringen. Für Todesfälle innerhalb eines Wunsches gibt es juristische Präzedenzfälle. Die Sache wird aber sehr viel komplizierter, wenn du auf dem Weg dorthin zu Tode kommst.«
Verwirrt schüttelte Ralph den Kopf.
Chessie seufzte und deutete auf eine andere Stelle in der Decke. »Falsche Richtung. Nimm die andere Falltür!«
»Ah!«, sagte Ralph. »Danke.«
45. Kapitel
Was ist das für ein Erzähler?, fragst du dich jetzt vielleicht. Wie kann er zulassen, dass sich so ein Junge auch noch in den letzten Wunsch einschleicht: ein völliger Loser, jemand, der schön systematisch Witzeerzählen für Dummies durchgearbeitet hat, um lustig zu sein und so Freunde zu finden, und der als Hobbit verkleidet an einem Herr-der-Ringe-Marathon teilgenommen hat?
Ehrlich gesagt hätte ich es vielleicht verhindern können. Aber ich hielt es nicht für erforderlich. Natürlich hätte ich es auch schön gefunden, wenn Cecils und Daphnes Wünsche ganz traditionelle Abenteuer gewesen wären, reine Quests der alten Schule. Aber es hat halt nicht funktioniert. Was soll’s! Dann stolpert Ralph eben durch einen weiteren Wunsch. Was er auch anstellt, ich komme schon damit klar.
46. Kapitel
Beatrice starb in Chessies Schloss, als durch einen Elfenangriff Tonnen von Steinbrocken auf sie herabstürzten.
Erledigt.
47. Kapitel
Ich habe, auch wenn dich das vielleicht überrascht, an einem bewölkten Märztag das Licht der Welt erblickt. Wenn aber manchmal die Sonne hinter den Wolken hervorblitzte, spiegelte sie sich in den glänzenden Augen meiner Mutter, die mich in Windeln gepackt im Arm hielt und …
Hörst du mir eigentlich zu?
Gut. Wie du willst. Also doch zurück zu den
Weitere Kostenlose Bücher