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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Archer
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fragte Ralph.
    »Wie viele tote Menschen gehen nach Hause?«
    Ralph wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
    »Nein«, führte das Skelett trocken aus, »du kannst natürlich nicht nach Hause. Eben weil du dann tot bist.«
    »Dann sollte ich wohl besser am Leben bleiben.«
    Das Skelett fixierte die monotone Meeresoberfläche, ehe es die Augenhöhlen wieder höflich auf Ralph richtete. »Verzeih mir, aber ich verstehe nicht recht, wie du das bewerkstelligen willst.«
    »Hör zu, ich weiß, dass diese Sache hier etwas mit Beatrice zu tun haben muss. Erlaub mir, sie zu sehen, damit ich endlich weiterkomme.«
    Ja!
    Das Skelett sah verwirrt aus. »Beatrice?«
    »Genau. Wir sind doch in ihrem Wunsch.«
    »Und du denkst, dass ich sie unter diesem Namen sofort unter Millionen von Toten ausfindig machen kann?«
    »Wahrscheinlich eher nicht.«
    »In den verschiedenen Fegefeuern gibt es vermutlich an die Tausend tote Beatrices.«
    »Oh, das ist ja schrecklich.«
    Das Skelett seufzte. »Na gut, wagen wir einen Versuch! Diese Beatrice ist also weiblich?«
    »Ja.«
    »Und dir bekannt?«
    »Ja.«
    »Wahrscheinliche Todesursache?«
    Ralph zuckte mit den Schultern.
    »Ist sie von heiterem oder trübem Gemüt?«
    »Trüb. Eindeutig trüb.«
    »Jung oder alt?«
    »Jung. Ziemlich. Ein Teenager.«
    Das Skelett nickte. »Teenagerinnen mit trübem Gemüt werden automatisch dem Postmortale Infrastruktur Fegefeuer Eins zugewiesen. Und das ist derzeit ziemlich überlastet.«
    »Ist es schwer, da reinzukommen?«
    »Unmöglich, solange du lebst. Vollkommen ausgeschlossen. Und selbst wenn du tot bist, ist es schwierig. Vor der Überschwemmung war das PMI-F1 der einzige Zugang für alle Toten. Aber dann mussten wir unsere Nutzerbestände auf Dutzende von Hilfsfegefeuern verteilen. Das PMI-F1 ist praktisch komplett ausgelastet. Selbst wenn du sofort sterben würdest, hättest du kaum eine Chance, dich dort anmelden zu dürfen.«
    »Und wenn ich in einem anderen Fegefeuer wäre, könnte ich auf keinen Fall zu Beatrice gelangen?«
    Das Skelett lachte, was dazu führte, dass die Rippen knirschend aneinander rieben. »Die Fegefeuer sind strikt voneinander getrennt. Es wäre also schlechterdings unmöglich.«
    »Was kann man da machen?«
    Das Skelett zuckte die Achseln – ein unappetitlicher Anblick, wenn die Knochen blank liegen. »Es gibt natürlich regionale Freigaben. Bei jedem Fegefeuer kannst du, wenn du in einem Radius von einer Meile stirbst, eine LB erhalten, eine Lokale Berechtigung. Aber das wird beim PMI-F1 schlicht und ergreifend nicht passieren.«
    »Warum?«
    »Das PMI-F1 lag früher mitten in der Galligen Prärie, die nur schwer zu erreichen war, wobei es damals wenigstens noch im Bereich des Möglichen lag. Aber nach der Schneeköniginnenflut ist die Gallige Prärie …« Das Skelett verstummte und deutete auf die dunklen Tiefen des Meeres. »Um sicher zu sein, dass du höchstens eine Meile vom PMI-F1 entfernt bist, müsstest du in diesem Ozean sterben, und zwar einige Meilen unter der Wasseroberfläche.«
    »Vielleicht könnte ich ja tauchen und dann sterben«, schlug Ralph vor.
    »Meilenweit in die Tiefe tauchen? Na, viel Glück! Abgesehen davon, dass dieser körperliche Kraftakt mit deiner mickrigen Statur kaum zu bewältigen ist, müsstest du auch noch erraten, wo sich das PMI-F1 überhaupt befindet. Durch die Strömung könntest du außerdem weit in die Eiserne See abgetrieben werden, ehe du stirbst.«
    »Weißt du denn, wo das Fegefeuer Nummer eins liegt?«
    »Nicht genau. Ich weiß, dass wir für das PMI-F1 Hunderte von Lokalen Berechtigungen für Wale und Kraken eingerichtet haben. Das PMI-F1 muss also in der Nähe ihrer Kampfzone liegen.«
    »Kannst du mich zu ihnen bringen?«
    »Sie leben unter Wasser, Ralph.« Das Skelett tippte auf den Hohlraum, in dem sich seine Lippen befunden hätten. »Obwohl Wale ja zum Atmen hochkommen müssen. Das müssen Wale doch, oder?«
    Ralph nickte.
    »Ich will sehen, was ich tun kann. Gib mir zwei Tage! So lange dauert es auch in etwa, bis du verdurstet bist. Bleib einfach nur schön sitzen!«
    »Komm bald zurück, ja?«, bat Ralph das Skelett. Aber da war es schon wieder verschwunden.

51. Kapitel
    Die Sonne ging unter. Ralph gab sich alle Mühe, den bohrenden Hunger und den quälenden Durst zu ignorieren. Er kauerte sich in seinem Spinnweben-Kokon zusammen, um auf die Rückkehr des Skeletts zu warten. Nach Einbruch der Nacht war die Luft angenehm kühl. Aber er wusste, dass ihm am

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