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Die Affen von Cannstatt (German Edition)

Die Affen von Cannstatt (German Edition)

Titel: Die Affen von Cannstatt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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zufrieden macht. Und der Mann mittendrin im Paradies ständig vögelnder Frauen.«
    »Dass eine Äffin ein Baby ertränken wollte, hat ihm jedenfalls nicht gefallen. Er hat die Arbeit zurückgewiesen.«
    Sie schaut mich aufmerksam an. »Und du hättest mit ihm in die Kiste steigen müssen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Sie lacht. »In einer Männergesellschaft sind die Lösungsstrategien in der Regel ganz simpel.«
    Ich überlege. »Vielleicht hast du recht.«
    Sie registriert zufrieden, dass ich sie geduzt habe.
    »Später tat es ihm leid«, sage ich. »Er ist vor Weihnachten extra nach Stuttgart gekommen, um mich zum Weitermachen zu überreden.«
    »Wann? Am 23. Dezember?«
    Ich schaue in überwache graue Augen. Ich habe mich verplappert. Scham ist die verärgerte Frage an sich selbst, was ein anderer von einem denken mag. Scham ist der Selbstvorwurf, idiotisch, naiv oder zu offen gewesen zu sein. Scham ist die Angst, dass einen jemand anders für dumm, betrügerisch oder verlogen halten könnte. Scham ist eine Pein, die keinen Ausweg findet, weil der andere nicht mehr erreichbar ist, um sich zu korrigieren, zu entschuldigen oder zu erklären. Scham ist Ohnmacht.
    Ich möchte, dass sie geht. Ich sage es. »Und das Pfefferspray lassen Sie bitte hier.«
    Ein spöttisches Lächeln erscheint auf ihren Lippen. Sie hat die Hände in die Jackentaschen gesteckt und steht vor mir fest auf beiden Beinen. Ich weiß, dass sie zupacken kann.
    Ich schaue ihr fest in die Augen. »Bitte.«
    »Okay, mein Herz.« Sie zieht das Pfefferspray aus der Jackentasche und hält es hoch, mit einer Miene, wie sie einst Onkel Gerald aufsetzte, wenn er mich mit läppischen Zauberkunststückchen verblüffen wollte. »Übrigens, falls du nicht möchtest, dass jemand weiß, wo du arbeitest, dann verbreite es nicht in Facebook. Ich muss schon sagen, es war für mich eine ziemliche Überraschung, als ich feststellte, dass die mit der Bonobostudie auch noch genau dort arbeitet, wo das Opfer herkommt. Und …«, sie schaut mich an, »Deutschbein ist vor seinem Tod einer stark reizenden Substanz ausgesetzt gewesen.«
    Ihre Worte fallen wie Murmeln in den Raum und kullern darin herum. Ich muss meinen Atem bezähmen. Aber vermutlich hört sie, dass er sich verändert hat. »Herr Weber hat doch gesagt, der Bericht läge noch nicht vor.«
    Sie grinst. »Nein, mein Herz, er hat gesagt, er kennt ihn nicht. Er liest so etwas nicht so gern. Aber ich kenne jemanden bei der Polizei. Und der hat mir verraten, dass Deutschbeins Gesicht zwar nicht mehr zu erkennen war, aber Spuren einer heftigen entzündlichen Augenreizung trotzdem festgestellt werden konnten. Bei mir hat es immerhin fast zwei Tage gedauert, bis meine Augen nicht mehr aussahen wie Kirschen.«
    Es sind graue Augen, ziemlich hell und offen. Aufmerksam. Direkt. Wieder fallen mir die hübschen langen Wimpern auf. Das einzig Weibliche an ihr, wenn man von den flachen Brüsten absieht, die sich unter der grässlichen Jacke abzeichnen.
    »Das ist ein weiteres seltsames Zusammentreffen, findest du nicht, Camilla?«
    Ich bin doch nicht die einzige Frau in Stuttgart, die ein Pfefferspray bei sich trägt, denke ich, will mich aber von ihr nicht in eine Verteidigungshaltung drängen lassen. Dazu hat diese Hyäne kein Recht.
    »Also gut«, sagt sie und legt das Spray auf den Tisch. »Wenn du dazu nichts sagen willst, dann mache ich mich eben vom Acker.«
    Wenn sie jetzt geht, nimmt sie die Überzeugung mit, dass ich erst Schmaleisen in den Neckar gestoßen und jetzt Till den Affen zum Mord vorgeworfen habe. Und sie ist Journalistin. Und mit einem Staatsanwalt befreundet. Darf ich sie gehen lassen?
    »Wissen Sie, wie ich mir gerade vorkomme?«, frage ich. »Wie in einem schlechten Krimi.«
    »Tatsächlich?« Plötzlich tritt sie an mich heran. Fasst mich am Kinn, hebt mein Gesicht. »Ich seh dir in die Augen, Kleines«, sagt sie. Und lacht. Als ich mich wehren will, lässt sie los.
    »Bist du lesbisch?« Ich höre meine eigene Panik.
    »Ach, Herzchen! Muss immer ein ›ich bin‹ vor allem stehen, was wir tun? Und hat man sich einmal für einen Istzustand entschieden – Hetero, Homo, Fobo, was weiß ich –, dann ist alles andere eine Entgleisung und löst soziale Schockwellen aus.«
    »Es geht mich ja nichts an«, sage ich.
    »Hast du einen Freund?« Sie schaut sich um. »Hm. Sieht nicht so aus. Das hier ist Schöner Wohnen.«
    »Und das geht dich nichts an!«
    Was für ein hilfloser und alberner Satz. Zu

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