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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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funktional, und der Bot war jedenfalls kräftig genug, um die Teile für ihr Fluchtfahrzeug anzuheben und zu befördern. Den Gaszylinder hinter sich herschleifend, bewegte sie sich durch einen Nebengang, der im Bogen zum oberen Heck führte. Kurz darauf betrat sie einen langgestreckten Raum, der organischen Besuchern vorbehalten war. Beim Einschlag der zweiten Rakete waren die Außenhülle und einige Schotts aufgerissen worden, sodass der Raum zum Vakuum und dem Ionenfluss des Hyperraums hin offen war. Die meisten Trümmerteile waren davongeschwebt, doch einige Gegenstände musste sie aus dem Weg räumen, bis sie eine bestimmte Liege an der Außenwand erreicht hatte.
    Die Frage war, wer für den bislang unbeantworteten Angriff verantwortlich war, doch da Talaveras Raumschiff und dessen Vor-Eskorte hier unterwegs gewesen waren, waren sie vermutlich die Schuldigen.
    Das düstere Licht des Hyperraums beleuchtete flackernd die fixierten Tische und Spinde, in einer der verbliebenen oberen Ecken verbreitete eine einzelne Notleuchte einen unsteten blauen Schein. Als sie sich der Liege näherte, stellte sie fest, dass Nicko nicht da war – dann schwenkte eine Spindtür auf, und ein gedrungener Bot auf Ketten kam langsam hereingerollt. Julia registrierte erleichtert, dass Nicko an der rechten Seite, wo die Kette beschädigt war, ein Rad angebracht hatte.
    »Weshalb versteckst du dich?«, fragte sie über Nahfunk.
    »Jägerdrohne«, antwortete Nicko. »Hat gesucht – ist wieder weg.« Mit einem Zangenfortsatz zeigte er in die Richtung, aus der Julia gekommen war.
    »Gibt es Jagddrohnen an Bord?«, fragte Julia.
    »Keine – Angreifer-Jäger-Drohne – wir komplettieren Raumfahrzeug – fliegen weg!«
    »Ja«, sagte Julia und holte den Gaszylinder aus dem Netz hervor. Es dauerte nur ein paar Minuten, den Behälter an der Unterseite der Liege zu befestigen und mit dem primitiven Steuersystem zu verbinden, das Nicko sich ausgedacht hatte. Nicko war fest davon überzeugt, dass vier an der Rückseite der Liege angebrachte Gasbehälter genug Schub liefern würden, um die Große Nabe zu erreichen.
    Was sie tun würden, sobald sie dort angelangt wären, war ihr noch unklar, doch vermutlich würden sie zunächst eine Schleuse oder einen anderen Zugang suchen.
    Die Liege war noch mit einem einzelnen Bolzen am Deck fixiert, sodass Nicko einen kurzen Test durchführen konnte, bei dem vier weiße Dampfwolken austraten.
    »Alles gut«, sagte er, als er sich am Ende der Liege festband. »Es geht los!«
    Julia bugsierte sich zum Fußteil der Liege und zog sich mit ihren stärksten Werkzeugarmen hinauf. Dann schnallte sie sich fest, streckte einen langen, mit mehreren Gelenken versehenen Arm aus und schlängelte ihn zur Unterseite der Liege, um den letzten Bolzen zu lösen. Als sie die Werkzeugspitze ansetzte, versuchte sie sich vorzustellen, sie befände sich in einem Menschenkörper – doch es gelang ihr nicht. Bin ich überhaupt noch ein Mensch?
    In dem Moment, als der Bolzen sich löste, glitt ein dunkles, gedrungenes Objekt in den Raum. Mit drei kurzen Lichtblitzen scannte es die Umgebung, dann erzeugte es einen gepulsten roten Lichtstrahl.
    »Virenangriff! – Virenangriff!«, meldete Nicko.
    Plötzlich hing die Steuerkonsole am Kabel vor ihrem Sensorcluster, und der kleinere Bot schnallte sich los.
    »Gib Schub, Julia – flieh!«
    Nicko kippte von der Liege und warf sich mit mahlender Kette und durchdrehendem Rad auf die Drohne. Julia zögerte nicht und gab Schub – in einer Dampfwolke glitt die Liege durch das Loch in der Außenhülle.
    Sie hatte sich kaum aus dem Schiff gelöst, als Julia einen leichten Stoß von hinten wahrnahm. Mit einem ausfahrbaren Sensor schaute sie nach und sah die schlanke feindliche Drohne aus dem Schiffswrack hervorkommen. Aus ihrem Gehäuse ragte eine Abschussvorrichtung. Was hatte sie abgefeuert? Dann wurde Julia auf eine Art Pfeil mit dickem Kopf aufmerksam, der in der Rückseite der Liege steckte. Sie geriet in Panik – vermutlich handelte es sich um eine Trackingvorrichtung, die ihre Position an alle feindlichen Kräfte im Umkreis übermittelte. Sie langte mit einem anderen Werkzeugarm nach hinten, riss den Pfeil heraus und schleuderte ihn weg. Die Verfolgerdrohne war nicht mehr zu sehen.
    Sie scannte das Dunkel nach der Großen Nabe, ortete deren Energieprofil, veränderte mit der Schubsteuerung die Flugbahn der Liege, drehte sich nach vorn, neigte sich nach rechts und beschrieb eine leichte

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