Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Botschafter-Sim drückte ein paar Knöpfe am zwischen ihnen befindlichen Holomonitor. Ein Bild baute sich auf. Es war so dunkel, dass Robert einen Moment lang meinte, ins Nichts zu blicken. Dann passte die Sim die Vergrößerung an, und eine unebene, gebogene Fläche trat aus der Schwärze hervor. Als Robert seinen Blick scharf gestellt hatte, sah er einen kahlen, luftlosen Planeten. Immer mehr Details traten hervor, große Dellen, tiefe Risse und Furchen. Dann wurde der Rand eines dieser Risse vergrößert, bis er größer war als ein Canyon, größer als ein See – ein gewaltiger, dunkler Krater in der Planetenoberfläche.
    Als die Sim die Darstellung leicht veränderte, sah Robert, dass der Planet hohl war und der gewaltige Krater in Wirklichkeit eine Öffnung in der krustenartigen Schale. Die Risse und das Loch, die ihm zuvor aufgefallen waren, konnte er noch immer erkennen.
    Und in der Ferne zeichneten sich weitere zernarbte, ausgehöhlte Himmelskörper ab.
    »Tote Welten«, murmelte er. »Waren sie früher mal bewohnt?«
    »Das ist wohl zu bezweifeln. Dies sind kleinere Himmelskörper, eher Satelliten oder Planetoiden, deren Masse nicht ausreicht, um eine Atmosphäre festzuhalten. Bevor die Sonde detaillierte Scans durchführen konnte, ortete sie mehrere große Objekte, die sich ihr näherten …«
    Das Bild schwenkte auf einmal herum und zeigte eine zunächst einheitliche Schwärze – bis Robert auf einmal gewaltige Silhouetten darin ausmachte. Dann brach die Aufzeichnung ab.
    »Das war der Ursprung der von den Sensoren detektierten Lebenszeichen, aber mehr konnte die Sonde nicht herausfinden. Anschließend ist sie zurückgekehrt«, sagte die Sim. »Den Sensordaten ist zu entnehmen, dass es dort etwa fünfzig Planetoiden gibt und dass einer davon in seinem Innern eine Gravitationsanomalie aufweist, genau an den Koordinaten, die du von der Tanenth-Maschine bekommen hast. Von den Lebensformen gibt es bedauerlicherweise mehr als hundert, was der Grund für die Besorgnis unseres braven Captains ist.«
    »Die Lösung liegt auf der Hand«, sagte Robert. »Setz mich in den Aufklärer und locke mit der Herakles die Monster von der Anomalie fort. Dann fliege ich hinein, steige aus und begebe mich ins Bewusstsein der Gottheit.«
    »Einverstanden«, sagte Captain Velazquez, sich ihnen nähernd. »Die Frage ist nur, welche Belastungen bei dem Ablenkmanöver auftreten und wie gut die Rahmenkonstruktion sie verkraftet. Botschafter, Sie haben gemeint, bei den Kampfdrohnen des Konstrukts handele es sich um sehr leistungsfähige Modelle – verfügen sie auch über Trägheitsdämpfer?«
    »Ah, ich verstehe – Sie möchten sie lieber an Bord der Herakles einsetzen als gegen die geheimnisvollen Leviathane?« Die Sim nickte. »Ja, ich glaube, die Trägheitsfelder der Einheiten lassen sich mit denen des Schiffes verschmelzen.«
    »Gut«, sagte Velazquez und wandte sich an Robert. »Mr. Bauer, wir hatten noch keine Gelegenheit, uns näher miteinander bekannt zu machen, aber den Erzählungen des Botschafters war zu entnehmen, dass Sie sich bereits mehrfach für Darien und die Erdsphäre in Gefahr begeben haben.« Ein Lächeln huschte über das faltenzerfurchte Gesicht des Captains. »Und ich muss sagen, nichts wäre mir lieber, als wenn ich an Ihrer Stelle den Zugang benutzen könnte. Doch ich bin mir sicher, dass das Konstrukt klug daran getan hat, speziell Sie für diese Mission auszuwählen. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Sir – möge Gott Sie an den finsteren Orten schützen, an denen Sie wandeln müssen.«
    Sie schüttelten sich mit festem Druck die Hände, was Robert als freundschaftliche Ermunterung und nicht als Abschied interpretierte. Zehn Minuten später befand er sich im hohen, schmalen Hangar der Herakles und kletterte in den Bauch des schichtfähigen Aufklärungsschiffs des Konstrukts. Das in der Parkbucht fixierte Schiff wirkte mit seinen Triebwerksauslegern und dem fächerförmigen Sensoraufsatz am Bug wie eine blassblaue Schildkröte mit schwarzen Beinen. Aufgrund der Abenteuer, die er an Bord der Plausible Antwort erlebt hatte, wusste Robert, dass die Rumpfkonfiguration sich nach Bedarf verändern ließ.
    Die Botschafter-Sim beobachtete von einem zweiten Monitor aus, wie er in die Pilotenkabine kletterte und auf der Liege Platz nahm.
    »Am liebsten würde ich mitfliegen«, meinte die Sim. »Und zwar körperlich.«
    Robert lächelte. Er hatte eine Weile gebraucht, um sich an den Anblick seines älteren