Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)
Antriebsfelder asynchron, und wir landeten in einem sehr seltsamen … Gebiet oder Kontinuum. Das Schiff hatte zahllose Lecks, der Hyperantrieb war nahezu unbrauchbar. Wir hatten Dut zende Tote und zahlreiche Verletzte zu verzeichnen. Wenn uns nicht Ihr Großonkel, Botschafter Horst, und sein neuer Verbündeter, das Konstrukt, geholfen hätten, wären wir jetzt nicht hier.«
Großonkel?, dachte Robert. Das wird ja immer verrückter.
»Ich glaube, da hat jemand meinen Namen erwähnt«, ertönte von hinten eine Stimme. Robert wappnete sich und drehte sich um … ja, tatsächlich, da kam er selbst, bekleidet mit einem halbförmlichen Anzug. Allerdings stammte diese Erscheinung aus der Zeit vor seiner Begegnung mit dem Konstrukt. Das war Robert Horst als unverjüngter Siebzigjähriger, weißhaarig, hager und faltig.
»Großonkel«, sagte er. »Ich kann gar nicht sagen, was es mir bedeutet, dich wiederzusehen.« Doch ihm schwirrte der Kopf, denn er musste daran denken, wie man ihn für die Ermordung des brolturanischen Botschafters verantwortlich gemacht hatte. Nach allem, was Robert aus dritter Hand erfahren hatte, war Velazquez Zeuge dieser Ereignisse gewesen. Wie kam es dann, dass er dieser Version – bei der es sich offenbar um eine Simulation des Konstrukts handelte – vertraute?
Der weißhaarige Botschafter nickte lächelnd, genau wie in den alten Videos. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.
»Rudy, mein Junge, jemand musste für dich die Kastanien aus dem Feuer holen, und wo ich schon mal hier war …« Das Lächeln wurden noch breiter. »Außerdem scheint es so, als ob du über eine wichtige Information verfügtest – das war jedenfalls der Nachrichtensonde zu entnehmen, die dein Schiff vor der Selbstzerstörung gestartet hat.«
»Ich bin froh, dass sie durchgekommen ist … äh … Großonkel, ja, wirklich …«
»Botschafter«, warf Captain Velazquez ein. »Ich muss wieder auf die Brücke und mich um die laufenden Angelegenheiten kümmern. Sobald Sie Mr. Bauer ins Bild gesetzt haben, stehe ich zur Verfügung, um Ihre nächsten Schritte zu planen.«
»Sehr schön, Captain«, sagte die Simulation. »Bis bald dann, und noch einmal danke.«
Der Captain bog um die nächste Ecke, und Robert wandte sich an das Konstrukt-Sim.
»Ich bin beeindruckt«, sagte er. »Die Ähnlichkeit ist frappierend.«
»Statt von Ähnlichkeit sollte man von Identität sprechen«, erwiderte die Simulation. »Das Konstrukt hat keinen Aufwand gescheut, um die physischen Merkmale zu kopieren, von den stimmlichen Charakteristika ganz zu schweigen.«
»Und Velazquez? Er war doch vor Ort, als ich nach der Ermordung des Brolt-Botschafters verschwunden bin – wie hast du ihn auf deine Seite gezogen, als du hier unten wieder aufgetaucht bist?«
»Er hat die Anschuldigungen nie geglaubt«, sagte die Sim. »Und kurz vor dem Angriff der Spiralarmada wurde ihm ein Video des Attentats zugespielt, das ein amerikanischer Reporter namens Macrae aufgenommen hat und welches belegte, dass Kuros’ Ezgara-Söldner dahintersteckten. Ich musste ihn natürlich noch ein wenig bearbeiten und ihm erklären, dass ich vom Konstrukt weggezaubert wurde, das ein Bündnis mit der Erdsphäre schließen wolle. Es hat ihn stark beeindruckt, als ich ihm berichtete, dass meine persönliche AI chirurgisch entfernt worden ist – das heißt, deine natürlich! Am Ende aber waren die Reparaturbots, mit denen ich sein sterbendes Schiff gerettet habe, mein größter Trumpf. Allerdings ist es durchaus hilfreich, dass wir derzeit keinen Kontakt mit irgendwelchen Erdsphäre-Stützpunkten aufnehmen können. Jetzt aber würde ich gern mit dir unter vier Augen über drängendere Angelegenheiten sprechen.«
Das Quartier der Botschafter-Sim lag auf dem Offiziersdeck. Auf dem Weg dorthin berichtete die Sim Robert, dass er tatsächlich einen Großneffen namens Rudy Bauer habe, den Enkel seines jüngeren Bruders Werther. Robert hatte Mühe, sich Werthers Gesicht zu vergegenwärtigen. Er wurde von nagendem Zweifel erfasst, der sich einfach nicht legen wollte.
Die Kabine war geräumig und schummrig, Wandleuchten und kleine Tischlampen spendeten gedämpftes Licht. Nach einer Dampfdusche machte Robert es sich in einem Sessel mit niedriger Lehne bequem, nippte an einem Glas Brandyimitat und sammelte seine Gedanken. Die Botschafter-Sim musterte ihn über einen Ziertisch mit Lampe hinweg.
»Bist du bei deinem letzten Zusammentreffen mit dem Konstrukt auch meiner Tochter Rosa
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