Die Ahnen von Avalon
jetzt ist unser Wiedersehen im Traum nie abgelaufen. Wie kann sie nur so beherrscht sein? Sie ist die Frau, die ich liebe! Und doch kommt sie mir vor wie eine Fremde…
»Tiriki…« Das war weniger eine Begrüßung als vielmehr ein Stöhnen, doch das war ihm jetzt gleichgültig. Dann sah sie ihn an, und er spürte einen Blitz, der zwischen ihnen hin und her zuckte. Es ist alles in Ordnung, dachte er erleichtert. Worte können warten… die Bande zwischen uns bestehen noch! Er trat zu ihr, um sie in die Arme zu schließen, um ihre Lippen zu suchen, so wie ein Verdurstender einen Brunnen sucht.
Nach einem endlos erscheinenden Augenblick kam ihm zu Bewusstsein, dass Tjalan wieder sprach, und zögernd ließ er Tiriki los, obwohl er die Arme immer noch mit den ihren untergehakt hielt.
»Edle Dame… lasst mich zunächst mein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass irgendwelche Missverständnisse möglicherweise etwas überschattet haben könnten, was eine freudige Wiedervereinigung hätte sein sollen. Ich bin sicher, dass Euer Abgesandter, Reidel, ein ausgezeichneter Schiffskapitän war, und zweifellos besitzt er auch noch andere Qualitäten - aber ich habe den Verdacht, dass er nicht ganz die Feinheiten des diplomatischen Gesprächs sowie die Umgangsformen der höheren Gesellschaft beherrscht.«
Die geistige Berührung Tirikis wärmte Micail so sehr, als stünde er neben einer Flamme, aber ihr Gesichtsausdruck war immer noch nichts sagend. Tjalan wertete das als Zeichen ihrer Zustimmung und deutete auf eine Gruppe von Klappsesseln und -tischen, die unter einer Plane aufgestellt worden waren. An einem Mast daneben flatterte ein Kreis von Falken auf einem Banner in alkonischem Grün.
»Bitte, lasst uns für eine Weile zusammensitzen und in aller Ruhe miteinander reden, so wie Freunde es zu tun pflegen, denn gewiss sind wir solche. Wir haben etwas guten einheimischen Käse und feine Kleinigkeiten zu Eurer Erfrischung vorbereitet und dazu eine Flasche tarissedischen Wein.«
»Ihr seid ein überaus liebenswürdiger Gastgeber, Hoher Herr«, sagte Rendano und nahm mit übertriebenem Eifer Platz. Elis setzte sich voller Unbehagen neben ihn, und ihre Finger spielten nervös auf dem Tisch herum.
»Sehr… angenehm«, sagte Tiriki. »Man könnte beinahe meinen, man befände sich auf einem Ausflug ins Hinterland von Ahtarrath. Die Hügel waren im Frühling fast ebenso grün - und die Wahrscheinlichkeit, dass sie eines Tages mit Ruinen bedeckt sein würden, war ebenso groß.«
»In der Tat, es gibt viele Ähnlichkeiten«, setzte Tjalan an, doch ihre sanfte Stimme überlagerte die seine.
»Doch was werdet Ihr trinken, wenn die Vorräte an diesem Wein zu Ende sind?« Sie drehte ihr Glas so, dass das Licht der Sonne die rubinrote Flüssigkeit darin berührte, dann setzte sie es an die Lippen und trank es in einem Zug aus.
»Eine interessante Frage«, sagte Tjalan. »Es stimmt, dass dieser besondere Jahrgang nicht mehr leicht zu bekommen ist… Aber wir haben etwas, das sich nicht allzu sehr davon unterscheidet, sobald die Handelsrouten erst einmal wieder eingerichtet sind. O ja, die Vogelschwingen werden wieder unterwegs sein, edle Dame. Wir haben bereits drei hervorragende neue Schiffe gebaut, und es befinden sich noch mehr davon im Entstehen.«
»Dann habt Ihr also vor, Euer Fürstentum wieder aufzubauen?«
Prinz Tjalan lächelte. »Ein Fürstentum? Nein, ein Kaiserreich - strahlender als zuvor. Die Bevölkerung unterstützt dieses Vorhaben, und es gibt die geeigneten Männer - wie Euren Gemahl -, um ein solches Reich zu regieren.«
Micail hatte das Gefühl, dass er keinen Ton herausgebracht hätte, selbst wenn er hätte sprechen wollen. Tirikis hübsches Gesicht - die kühlen Augen, grau-grün wie das Meer -, dieses Bild füllte ihn völlig aus, auch wenn ihr Blick auf Tjalan gerichtet war.
»Es stimmt«, antwortete Tiriki ruhig, »dieses Land birgt viel Kraft in sich. Und Ihr habt noch etwas anderes gebaut als Schiffe, wie ich gehört habe.«
»Ja«, sagte der Prinz und lächelte. »Ein Sonnenrad - einen Kreis aus Steinen. Die Steine sind bis jetzt noch nicht alle an ihren Platz gehoben worden - das geschieht mittels Gesang -, doch wenn das Ganze vollendet ist, befähigt uns das zu den unglaublichsten Dingen, ohne Einschränkung. Ihr seht also, Tiriki, Ihr könnt Euer Volk ohne Angst mir anvertrauen. Wir haben die Mittel, allen Unterkunft und Nahrung zu bieten, und es gibt Nützliches zu tun.« Tjalan warf
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