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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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diesem Grunde halten wir es in Ehren, ohne darüber zu vergessen, dass das Symbol nichts ist, alles dagegen die Wirklichkeit, der es seine Entstehung verdankt. So lasset uns denn unsere Energien mit den Kräften der Erde vereinen, um den Himmel zu beschwören. Seid ihr bereit, den Ring zu schließen, auf dass das Licht wiedergeboren werde?«
    Zustimmendes Gemurmel antwortete ihm.
    »Führe uns aus der Unwirklichkeit«, sang Chedan, »ins Reich des Wirklichen…«
    »Führe uns aus der Finsternis«, sang Liala, »ins Reich des Lichtes…«
    »Führe uns aus der Angst vor dem Tode«, sangen die Priesterschüler mit dünnen Stimmen, »zur Erkenntnis des Ewigen…«
    » Steht auf ihr Streiter für das Licht!
Erwachet und lebet in der Welt der Sterblichen,
Erstrahlt dem Monde gleich in Manoahs Schein,
Auf dass sein Glanz stets auf uns ruhe… «
    Chedan sah nicht, wie sich die Teilnehmer an den Händen fassten, aber er spürte, wie sich die Atmosphäre veränderte, sobald der Kreis sich schloss. Liala stand auf der anderen Seite des Altars, die Arme ausgestreckt, die Handflächen ihm zugewandt. Er nahm die gleiche Haltung ein, und schon spannten sich knisternd die ersten Kraftfäden von einem zum anderen.
    Gemeinsam sangen sie die heiligen Silben des Ersten Wortes, und aus der Erde stieg die Kraft durch ihre Füße bis zum unteren Ende ihres Rückgrats. Chedan hielt den Ton, wenn Liala Atem holte, und atmete seinerseits, wenn sie wieder einsetzte. Der Kreis nahm den Gesang fast ansatzlos auf und setzte ihn fort. Das Wort der Macht ging in Wellen von Mund zu Mund und verstärkte sich, bis der Heilige Berg unter ihren Füßen mitzuschwingen schien.
    Beim nächsten Atemzug ließ Chedan die Kraft bis in die Bauchhöhle steigen, dann stimmte er das Zweite Wort an. Als der Kreis es aufnahm und verstärkte, geriet die rohe Kraft in seinem Unterleib in Bewegung, und sein Geschlecht richtete sich auf. Sobald er die sexuelle Erregung spürte, sammelte und bündelte er die Energie neu. Das war doch sonst nicht so schwierig gewesen? Der Schweiß stand ihm in dicken Tropfen auf der Stirn.
    Dem Kreis gelang ein glatter Übergang in das Dritte Wort, aber Chedan zuckte kurz zusammen. In seinem Sonnengeflecht flammte es auf wie Feuer, und die Energien rasten wie sprühende Funken durch alle Nerven. Als das Summen nachließ, war Liala nur noch ein goldener, von blaugrünen Blitzen durchzuckter Fleck. Doch ihre Kräfte schwanden. Die Schwäche griff auf Chedan über, er drohte in Panik zu geraten.
    Doch es gab kein Zurück mehr. Mit einem weiteren tiefen Atemzug sang er das Dritte Wort ein zweites Mal und lenkte dabei seine ganze Kraft auf die Gestalt in der Maske Ni-Terats.
    Liala begann an allen Gliedern zu zittern, blaue und violette Bänder ringelten sich um sie wie hungrige Schlangen, dann gab es einen Ruck, die Barriere brach zusammen, und eine mächtige Energiewoge rollte über den Kreis hinweg. Ein erschrockenes Keuchen ging durch die Reihen.
    Vor Erleichterung zitternd, sammelte Chedan die restlichen Schwingungen und formte daraus den höheren Ton für das Vierte Wort. Die Herzen aller taten sich auf und wurden überschwemmt von Wellen der Liebe. Beim Fünften Wort rauschte es wie ein Windstoß durch den Kreis, und die Schönheit des Klanges steigerte sich ins schier Unerträgliche. Als die Energie zum Kraftpunkt im dritten Auge weiterzog, war es wie eine Erlösung.
    Das Sechste Wort entstand in sichtbaren Schallwellen, die mehrfach zurückgeworfen wurden, und löste so den Widerstreit zwischen Wahrnehmung und Illusion. Nicht einmal Chedan vermochte zu sagen, ob die Aura der anderen heller oder sein Sehvermögen empfindlicher geworden war; jedenfalls konnte er jeden Einzelnen im Kreis deutlich sehen - und nicht nur in seiner physischen Gestalt. Sein Blick drang bis auf den Grund der Seelen. Er erkannte Lialas Opferbereitschaft und ihren Stolz, aber auch ihr unerfülltes Verlangen nach Liebe. Doch all das ging unter, als sich die Macht zu einer gewaltigen Lichtsäule aufbaute, die Himmel und Erde miteinander verband.
    Langsam verfestigte sich der Bogen, und Chedan begann damit, die Energien an sich zu ziehen und über seine Schultern in seine Hände zu leiten.
    Über dem Holzstapel auf dem Altarstein kräuselte sich ein dünner, heller Rauchfaden. Goldene Blitze schossen knisternd durch das Holz, dann schlugen die Flammen hoch. Der Duft erlesener Öle erfüllte die Luft.
    »Preiset das Licht!«, sang der Chor. »Preiset das Licht,

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