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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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wie es ist, nie zu wissen, ob die Vorräte ausreichen, immer nur auf die Götter zu vertrauen…« Sie sah Damisa an. Ihr Lachen klang nicht ganz echt. »Ich hätte allerdings gedacht, das hätten wir auf dem Schiff zur Genüge erlebt! Außerdem ging es uns schon einmal besser als im letzten Jahr. Im ersten Jahr nach unserer Ankunft zum Beispiel! Da hatten wir wenigstens ausreichend zu essen.«
    »Still«, mahnte Damisa. »Du hast keinen Grund, dich aufzuregen. Das gegenwärtige Jahr ist immer schlechter als das letzte - ist dir das noch nicht aufgefallen? Und du bist immer hungrig, welches Jahr wir auch schreiben.«
    Selast schnitt eine Grimasse, widersprach aber nicht. Selbst zu Hause auf Cosarrath, wo sie so viel und so oft hatte essen können, wie sie wollte, hatte sie nie ein Gramm Fett angesetzt. Und hier auf diesem Pfad, in ihrer kurzen blauen Tunika, sah sie wahrhaftig aus wie ein Geschöpf der Wildnis, stets wachsam, mit straffer brauner Haut, unter der die Muskeln spielten.
    Dabei sagte erst neulich einer von den Jungen, sie sehe etwa so niedlich aus wie ein abgezogenes Kaninchen, überlegte Damisa kopfschüttelnd. Das begreife ich nicht.
    In früheren Zeiten, das hatte sie jedenfalls gehört, durfte sich eine Priesterschülerin, auch wenn sie verlobt war, einen oder auch mehr als einen Liebhaber nehmen. Von ihnen hatte das offenbar keine getan. Wie sollten sie auch, wenn es kaum Männer gab, zumindest keine, die der Priesterkaste angehörten?
    Da wäre Kalaran, aber der reizt mich gar nicht, und Rendano, der offensichtlich kein Interesse hat, und natürlich Meister Chedan, aber der…
    Ein Bild von Reidel drängte sich auf, Reidel mit den warmen, seelenvollen Augen und den starken Schultern… Damisa schüttelte den Kopf, um sich davon zu befreien. In Atlantis hätten die Tempel-Genealogen eine solche Verbindung entrüstet abgelehnt, und sie gab ihnen Recht. Doch Tiriki hatte erst kürzlich in Erwägung gezogen, jemanden aus den Reihen der Seeleute oder der Händler in die Priesterschaft aufzunehmen. Damisa wusste natürlich, dass sich die Tempel in den unruhigen Zeiten vor der Gründung des Seereiches ihren Nachwuchs oft genug aus anderen Kasten geholt hatten. Sie selbst entstammte der königlichen Familie von Alkonath, und auch Selast kam aus dem Hochadel, aber die Mehrzahl der Priesterschüler hatte Vorfahren aus einfacheren Verhältnissen.
    Als ob das noch eine Rolle spielte! Damisa seufzte. Wir Mädchen müssen uns einfach zueinander legen wie einst die Kriegerinnen auf den Ebenen des Alten Landes, wenn die Gerüchte stimmen… Sie lachte in sich hinein, doch ihr Blick kehrte nachdenklich zu Selast zurück. Fast unbewusst ahmte sie den geschmeidigen Gang der Cosarranerin nach, bis sie sich selbst dabei ertappte, einen roten Kopf bekam und über die eigenen Sandalen stolperte.
    Gleich hinter der nächsten Biegung hatten die Sumpffrauen vor einem ihrer Waldheiligtümer, einer hohlen Eiche mit einem primitiven Fetisch aus geflochtenem Stroh und Federn, Halt gemacht und brachten ein Opfer aus Wildzwiebeln und Knollen dar.
    Als Damisa das sah, packte sie der Hunger wie ein wildes Tier. Seltsam, dass hier ein paar Wurzeln kostbarer waren als ein Weihrauchopfer… Auch die Heiligtümer am Wegesrand waren bescheidener als die Pyramiden und Türme von Atlantis. Aber die herrschenden Mächte waren wohl mit dieser schlichten Form der Verehrung zufrieden und schienen sie zu belohnen.
    Obwohl das Jagen und Sammeln viel Zeit in Anspruch nahm und wenig Raum für religiöse Betrachtungen ließ, hatte Damisa den Eindruck gewonnen, die Geister dieses Landes stünden den Menschen sehr viel näher als die atlantidischen Götter, die in einer anderen Welt als der der Sterblichen angesiedelt waren. Trotz aller Schrullen und Streitereien, die man Manoah oder Ni-Terat andichtete, waren sie eigentlich keine Individuen, sondern Vertreter jener unendlichen Mächte, die den Lauf der Sonne und der Gestirne lenkten.
    Die Seeleute mochten zum Sternenbildner beten, weil er der Herr des Meeres war, und die Kinder zum Großen Schöpfer, um des Nachts ruhig schlafen zu können, aber nicht einmal Ni-Terat, die Dunkle Allmutter, hatte jemals auch nur ein einziges Menschenleben gerettet. Allein Caratra der Nährerin, dem Kind, das zur Großen Mutter wurde, unterstellte die Überlieferung eine aufrichtige Anteilnahme an den gewöhnlichen Sterblichen, und auch das nur einige Male im Jahr.
    Dagegen ehrten die Angehörigen des Seevolks die

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