Die Ajima-Verschwörung
Sichtkontakt?«
»Zeitweise, aber wir fallen jetzt ein paar Kilometer ab, damit wir aus dem Fahrerhaus nicht mehr gesehen werden können.«
»Verstanden.«
»Vergessen Sie nicht, auf der festgelegten Frequenz weiterzusenden.«
»Ja, Mama«, erwiderte Weatherhill gutgelaunt. »Ich verlasse die Kiste jetzt und mache mich an die Arbeit.«
»Bleiben Sie in Verbindung.«
»Verstanden. Würde mir nicht im Traum einfallen, Sie im Stich zu lassen.«
Weatherhill entfernte die falsche Verkleidung unterhalb des Rücksitzes, schlängelte sich aus seinem Versteck heraus und kroch in den Kofferraum des Murmoto, der als drittes Auto in den Anhänger geladen worden war. Er öffnete das Kofferraumschloß von innen und schob die Heckklappe nach oben. Dann kletterte er hinaus, stand auf und streckte die schmerzenden Glieder.
Nachdem Männer einer Spezialabteilung des Zolls dabei geholfen hatten, ihn zu verstecken, hatte Weatherhill fast vier Stunden zusammengekauert darin verbracht, bevor Furukawa und der Sattelschlepper aufgetaucht waren. Die Sonne, die auf das Dach brannte, und der Mangel an Luft – die Fenster konnten nicht mal einen Spalt weit geöffnet werden, um den Verdacht der Fahrer nicht zu wecken – hatten ihm schnell den Schweiß aus den Poren getrieben. Er hätte nie gedacht, daß ihm vom Geruch eines neuen Wagens einmal so übel werden würde.
Es war dunkel im Anhänger. Er nahm eine Taschenlampe aus der Tasche, die am Gürtel seines Automechanikeroveralls hing, und richtete sie auf die im Anhänger verstauten Wagen. Die vier Wagen standen auf Rampen jeweils paarweise übereinander.
Da der Sattelschlepper über den schnurgeraden Freeway durch Kalifornien fuhr, war die Fahrt ruhig.
Weatherhill beschloß, zunächst die Murmotos auf der oberen Rampe zu untersuchen. Er kletterte hinauf und öffnete leise die Motorhaube des Wagens, der dem Fahrerhaus des Lastzugs am nächsten stand. Dann zog er einen kleinen Geigerzähler aus der Tasche und beobachtete die Anzeige, während er das Gerät um den Kompressor der Klimaanlage herumbewegte.
Die Zahlen notierte er sich auf dem Handrücken. Danach legte er ein paar kleine Werkzeuge auf dem Kotflügel zurecht. Er hielt in seiner Tätigkeit inne und meldete sich über Funk.
»Hallo, Team Buick.«
»Bitte kommen«, antwortete Stacy.
»Beginne mit Überprüfung.«
»Passen Sie auf und durchtrennen Sie keine Arterie.«
»Keine Angst.«
»Bleiben auf Sendung.«
Innerhalb von fünfzehn Minuten hatte Weatherhill das Kompressorgehäuse auseinandergebaut und die Bombe entschärft. Er war ein bißchen enttäuscht. Die Konstruktion war keineswegs so raffiniert, wie er erwartet hatte. Sie war nicht schlecht, doch er selber hätte einen wirkungsvolleren Sprengsatz entwerfen und bauen können.
Weatherhill hielt inne, als er das Quietschen der Luftdruckbremsen hörte und merkte, wie der Sattelschlepper langsamer wurde. Doch der Fahrer nahm offenbar nur eine Abfahrt auf einen anderen Freeway und beschleunigte wieder.
Er baute den Kompressor wieder zusammen und ging zum nächsten Wagen weiter.
»Hören Sie mich noch?« fragte er.
»Wir hören Sie noch«, antwortete Stacy.
»Wo befinden wir uns?«
»Sie passieren gerade West Covina und fahren in Richtung San Bernardino.«
»Bin mit dem ersten Wagen fertig. Bleiben noch drei.«
»Viel Glück.«
Eine Stunde später schloß Weatherhill die Motorhaube des vierten und letzten Autos. Erleichtert seufzte er auf. Alle Bomben waren entschärft. Keine von ihnen würde auf ein Funksignal aus Japan hin hochgehen. Der Schweiß rann ihm übers Gesicht, und er vermutete, daß der Sattelschlepper östlich von San Bernardino auf die Wüste zufuhr.
»Ich habe sämtliche Guthaben vom Konto abgehoben und damit alle Bankgeschäfte erledigt«, funkte er. »An welcher Haltestelle soll ich aussteigen?«
»Einen Moment, ich überprüfe den Fahrplan«, gab Stacy zurück. Wenige Augenblicke später meldete sie sich wieder.
»Vor Indio gibt es eine Kontrollwaage. Der Fahrer muß dort zur Inspektion halten.
Sollten die beiden Männer aus irgendeinem Grund abbiegen, dann lassen wir den Lastzug von einem Polizeiwagen anhalten.
Ansonsten müßten Sie innerhalb der nächsten fünfundvierzig oder fünfzig Minuten an der Wiegestation ankommen.«
»Bis dann«, sagte Weatherhill.
»Gute Reise.«
Nun, da der schwierige Teil der Operation vorbei war, entspannte sich Weatherhill und langweilte sich, weil es für ihn so gut wie nichts mehr zu tun gab.
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