Die Ajima-Verschwörung
gekrochen war, um sie abzuholen. Seltsamerweise fehlte die Riesenhavanna, die er normalerweise im Mund hatte, und seine Hände waren über der Brust verschränkt, ein sicheres Anzeichen für innere Anspannung. Seine Augen wirkten eisig. Ganz offensichtlich machte ihm irgend etwas schwer zu schaffen.
Pitt entschied sich, ihm entgegenzukommen. »Wohin geht’s von hier aus?« erkundigte er sich.
»Wie bitte?« murmelte Sandecker gespielt unaufmerksam.
»Was hat der Große Häuptling denn als nächstes mit uns vor? Hoffentlich ein hübsches ruhiges Wochenende?«
»Wollen Sie das wirklich wissen?«
»Sicher nicht, aber Sie werden’s mir trotzdem erzählen, stimmt’s?«
Sandecker gähnte, um die Quälerei noch zu verlängern. »Nun, ich fürchte, euch beiden steht ein weiterer Flug bevor.«
»Wohin?«
»In den Pazifik.«
»Wohin genau im Pazifik?«
»Palau. Das Team, oder besser das, was von ihm übrig ist, soll sich am Informationssammelpunkt einfinden, um vom Leiter der Operationen vor Ort neue Instruktionen in Empfang zu nehmen.«
»Wenn man den ganzen Titelzirkus mal wegläßt, heißt das wohl im Klartext, daß wir Mel Penner treffen.«
Sandecker grinste, und sein Blick wurde merklich weicher.
»Sie haben eine unnachahmliche Art, direkt zum Kern des Problems vorzustoßen.«
Pitt war argwöhnisch. Er ahnte, daß die Axt gleich niedersausen würde.
»Wann?« fragte er schnell.
»In genau einer Stunde und fünfzig Minuten. Sie nehmen den Linienflug von Dulles aus.«
»Schade, daß wir dann nicht dort gelandet sind«, erwiderte Pitt säuerlich, »und Ihnen die Fahrt erspart haben.«
»Das geschah aus Sicherheitsgründen. Kern hielt es für das beste, wenn Sie mit dem Auto am Flughafen ankommen, sich die Tickets abholen und wie jeder gewöhnliche Tourist, der in die Südsee fliegt, an Bord gehen.«
»Es wäre nicht verkehrt, wenn wir uns mal umziehen könnten.«
»Kern hat jemanden losgeschickt, saubere Klamotten einzupacken. Die Koffer wurden schon aufgegeben.«
»Wie rücksichtsvoll. Ich muß unbedingt daran denken, daß ich bei meiner Rückkehr die Alarmanlage auswechsele –«
Pitt brach mitten im Satz ab und warf einen prüfenden Blick in den Rückspiegel. Seit sie auf den Beltway eingebogen waren, hatten sie ein und dasselbe Paar Scheinwerfer hinter sich.
Während der letzten Kilometer hatten die beiden Wagen exakt den gleichen Abstand gehalten. Er schaltete den Tempomat aus und beschleunigte etwas. Die Scheinwerfer fielen zurück und kamen dann wieder näher.
»Stimmt was nicht?« fragte Sandecker.
»Wir werden verfolgt.«
Giordino drehte sich um und blickte durch das große Rückfenster.
»Das ist mehr als einer. Ich sehe drei Lieferwagen, die im Convoy fahren.«
Nachdenklich blickte Pitt in den Rückspiegel. Er grinste. »Wer da auch hinter uns her ist – er geht keinerlei Risiko ein. Diesmal haben sie gleich einen ganzen Trupp losgeschickt.«
Sandecker griff nach dem Autotelefon und wählte die Nummer des MAIT-Teams.
»Hier ist Admiral Sandecker«, knurrte er kurzangebunden, ohne sich um den normalen Code zu scheren. »Ich befinde mich auf dem Capitol Beltway in der Nähe von Morning Side und fahre in Richtung Süden. Wir werden verfolgt –«
»Sagen Sie ruhig gejagt«, unterbrach Pitt ihn. »Die holen jetzt schnell auf.«
Plötzlich krachte eine Salve aus einer Maschinenpistole durch das Dach des Jeeps, unmittelbar über ihre Köpfe hinweg.
»Irrtum«, bemerkte Giordino seelenruhig. »Es muß heißen: angegriffen.«
Sandecker kauerte auf dem Boden des Jeeps, sprach schnell ins Telefon und gab Richtungsanweisungen und Befehle.
Pitts Fuß drückte bereits das Gaspedal durch. Das gewaltige Drehmoment der großen 5.9 Liter V-8 Maschine setzte ein, und der Jeep schoß mit hundertfünfzig Kilometern in der Stunde über den Beltway.
»Der diensthabende Agent alarmiert die örtliche Polizei«, sagte Sandecker.
»Sagen Sie denen, sie sollen sich beeilen«, empfahl Pitt und fuhr mit dem großen Jeep in Schlangenlinien über drei Fahrbahnen hinweg, um den Verfolgern das Zielen zu erschweren.
»Die sind unfair«, beklagte sich Giordino. Er ließ sich auf den Boden zwischen Vorder- und Hintersitzen fallen, als ein erneuter Feuerstoß das Glas des Rückfensters über ihm zersplittern ließ, den Wagen durchschlug und die halbe Windschutzscheibe mitnahm. »Die haben Schrotflinten, und wir nicht.«
»Ich glaube, den Mangel kann ich beheben.« Pitt warf ihm einen kurzen Blick zu und sah
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