Die Ajima-Verschwörung
diesen abzuriegeln.
Er schätzte, daß es drei Minuten dauern würde, zum Jeep zu stürmen, die Opfer zu erledigen und mit den Lieferwagen zu verschwinden. Das Ganze, dachte er, müßte sich leicht und schnell bewerkstelligen lassen. Zur Vorsicht schoß er die Straßenlaterne aus, so daß die Straße im Dunkel lag und seine Männer sich vor dem Lichtkegel nicht als Silhouetten abzeichneten, wenn sie angriffen. Er hob eine Pfeife an die Lippen und gab das Signal, die Waffen bereitzuhalten und den Sicherungshebel an den einundfünfzigschüssigen Sawa-Maschinenpistolen vom Kaliber 5.56 Millimeter auf ›feuerbereit‹ umzuschalten. Dann pfiff er dreimal kurz, und sie griffen an.
Wie Wassermokassins in einem Tümpel in Georgia glitten die Männer blitzartig durch das Zwielicht, schlängelten sich paarweise durch das zerstörte Schaufenster und verschwanden schnell im Schatten.
Die ersten sechs Mann, die in den Laden eindrangen, verharrten, ließen die Läufe ihrer Waffen von links nach rechts und wieder zurück schwenken und versuchten mit ihren Blicken die Dunkelheit zu durchdringen.
Da flog plötzlich ein Zwanzig-Liter-Kanister mit Nitroverdünnung, in dessen Öffnung ein brennendes Stück Stoff steckte, durch die Luft, knallte auf den Gehsteig und explodierte in einem Meer blauer und orangefarbener Flammen. Pitt und Giordino eröffneten das Feuer gleichzeitig, während Sandecker einen weiteren Kanister mit der leicht brennbaren Flüssigkeit hinausschleuderte.
Pitt hielt in jeder Hand einen Colt. Er schoß auf die Männer, gab sich aber nicht die Mühe, sorgfältig zu zielen. In seinem Kugelhagel gingen drei Männer zu Boden, die rechts vom Fenster liegenblieben, bevor sie überhaupt mitbekommen hatten, daß sie getroffen waren. Einem von ihnen blieb noch die Zeit, eine kurze Salve abzugeben, die in einer Reihe von Farbdosen einschlug und Lack über die Ware spritzte, die kaputt auf dem Boden verstreut lag.
Giordino feuerte, und der erste Mann auf der linken Seite flog rückwärts durch die Scheibe bis fast zur Straßenmitte. Die beiden anderen waren bloß Schatten in der Dunkelheit, doch er nahm sie unter Beschuß, bis die Remington leer geschossen war.
Er ließ die Flinte fallen, riß die andere hoch, die er zuvor geladen hatte, und schoß so lange weiter, bis niemand mehr sein Feuer erwiderte.
Pitt blickte durch die Flammen und den Rauch, der um die vordere Fassade des Ladens wirbelte, und lud seine Magazine nach Gefühl. Die Mörder in ihren schwarzen Ninja-Anzügen waren verschwunden, suchten Deckung oder lagen im Rinnstein und hatten Glück, weil der hohe Bürgersteig ihnen Schutz bot.
Doch geflohen waren sie nicht. Sie warteten noch immer da draußen, noch ebenso gefährlich wie zuvor. Pitt war klar, daß sie überrascht worden waren und jetzt so gereizt wie Hornissen sein mußten.
Sie würden sich neu gruppieren und wieder angreifen; doch diesmal geschickter, vorsichtiger. Und beim nächsten Mal würden sie sehen können – das Innere des Eisenwarenladens wurde von den Flammen erhellt, die inzwischen auf die hölzerne Fassade des Geschäfts übergegriffen hatten. In wenigen Minuten würden das gesamte Gebäude und die drei Männer mit ihm zu Asche verbrannt sein.
»Admiral?« rief Pitt.
»Hier drüben«, meldete sich Sandecker. »In der Farbenabteilung.«
»Wir sind schon zu lange geblieben. Können Sie nach der Hintertür suchen, während Al und ich die Stellung halten?«
»Bin schon unterwegs.«
»Bist du okay, Junge?« Giordino machte eine Bewegung mit der Remington.
»Keine neuen Einschüsse.«
»Zeit zu verschwinden. Wir müssen das Flugzeug noch erreichen.«
»Verstehe.«
Pitt warf noch einen letzten Blick auf die zusammengekrümmten Leichen der Fremden, die er umgelegt hatte. Er gr iff nach unten und zog einem der Toten die Kapuze vom Kopf. Im Licht der Flammen sah er die asiatischen Gesichtszüge. Wut stieg in ihm hoch. In seinem Hirn dröhnte der Name Hideki Suma. Ein Mann, den er niemals zuvor gesehen hatte, vo n dem er gar nicht wußte, wie er aussah. Doch der Gedanke, daß Suma alles Böse und Schlechte verkörperte, hinderte Pitt daran, auch nur mit einem der Männer, die er getötet hatte, Mitleid zu empfinden. Für ihn stand vollkommen fest, daß der Mann, der für diese Toten und das Chaos verantwortlich war, ebenfalls sterben mußte.
»Durch die Holzabteilung«, schrie Sandecker plötzlich. »Da ist eine Tür, die auf die Laderampe führt.«
Pitt ergriff Giordinos Arm und
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