Die Ajima-Verschwörung
zischte Mancuso und zerrte mit rotem Gesicht an seinen Ketten. »Ich habe die Brutalitäten, die Männer Ihres Schlages den alliierten Kriegsgefangenen während des Krieges zufügten, miterlebt. Sie finden Ihr Vergnügen darin, andere zu quälen, doch den Gedanken, selbst zu leiden, können Sie nicht ertragen.«
Kamatori sah Mancuso voller Abscheu an. »Sie werden der letzte sein, den ich erledigen werde, Mr. Mancuso. Sie werden zusehen, wie die übrigen leiden, bis Sie selber dran sind.«
»Ich melde mich freiwillig als nächster«, erklärte Weatherhill ruhig. Er hatte innerlich bereits alle Gedanken an eine Flucht abgeschrieben und konzentrierte sich nur noch auf ein Ziel.
Wenn er sonst schon nichts erreichen konnte, dann war die Ermordung von Kamatori etwas, wofür es sich zu sterben lohnte.
Kamatori schüttelte bedächtig den Kopf. »Diese Ehre hat Miss Stacy Fox. Eine professionelle Agentin bedeutet eine interessante Herausforderung. Viel interessanter als Dirk Pitt, hoffe ich. Er war eine herbe Enttäuschung.«
Weatherhill spürte, wie ihm übel wurde. Nie hatte er den Tod gefürchtet, oft genug und immer wieder sein Leben riskiert.
Doch hilflos dasitzen zu müssen, während eine Frau brutal umgebracht wurde, eine Frau, die er kannte und die er schätzte, dieser Gedanke machte ihn krank.
Stacys Gesicht war fahl, als Kamatori aufstand und den Robotern befahl, ihre Ketten zu lösen. Doch sie sah ihn mit eisiger Verachtung an. Die Schlösser öffneten sich auf ein Elektroniksignal hin, und sie wurde, nachdem sie von ihren Ketten befreit war, unsanft auf die Beine gezogen.
Kamatori deutete auf die Tür, die sich nach außen öffnete.
»Gehen Sie«, befahl er mit schneidender Stimme. »In einer Stunde nehme ich die Verfolgung auf.«
Stacy sah die übrigen, wie sie meinte, ein letztes Mal an.
Mancuso schien erschüttert zu sein, während Weatherhill ihren Blick aus tieftraurigen Augen erwiderte. Nur Giordinos Reaktion versetzte sie in Staunen. Er zwinkerte ihr zu, nickte und lächelte.
»Sie vergeuden Ihre Zeit«, erklärte Kamatori kalt.
»Kein Grund zur Eile«, erklang eine Stimme hinter den beiden Robotern.
Stacy drehte sich um und war sicher, daß sie träumte.
Dirk Pitt stand auf der Schwelle, lehnte lässig am Türrahmen und sah an ihr vorbei Kamatori an. Beide Hände ruhten auf dem Griff eines langen Säbels, der im polierten Fußboden stak. Seine dunkelgrünen Augen funkelten, und auf seinem Gesicht lag ein erwartungsvolles Lächeln.
»Tut mir leid, daß ich so spät komme, aber ich mußte erst noch einem Hund Manieren beibringen.«
51
Keiner bewegte sich, niemand sagte ein Wort. Die Roboter standen bewegungslos da und warteten auf einen Befehl von Kamatori. Ihre Prozessoren waren nicht auf eine solche Situation programmiert.
Doch der Samurai war offensichtlich sprachlos, als er Pitt dort stehen sah, ohne einen einzigen Kratzer am Körper. Mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen starrte er ihn an. Dann verzogen sich seine Lippen langsam zu einem gezwungenen Lächeln.
»Sie sind nicht tot«, stellte er fest, als er die Fassung wiedergewonnen hatte, und sein Gesicht wurde zu einer finsteren Maske. »Sie haben Ihren Tod vorgetäuscht, aber das Blut –«
»Ich habe mir in Ihrer Krankenstation ein paar Dinge ausgeliehen«, erklärte Pitt lässig, »und mir dann selbst Blut abgezapft.«
»Aber Ihnen blieb doch gar kein Ausweg, nur die Brandung und die Felsen unterhalb der Klippen. Und wenn Sie den Fall überlebt hätten und ins Wasser gefallen wären, hätte die starke Unterströmung Sie fortgetragen. Sie konnten einfach nicht überleben.«
»Ich habe den Baum, den Sie in der Brandung treiben sahen, benutzt, meinen Fall ins Wasser zu dämpfen. Dann habe ich mich von der Strömung hinaustragen lassen, bis sie mich einige hundert Meter von der Küste entfernt losließ. Nach einer Weile konnte ich mir die anlaufende Flut zunutze machen und bin in eine kleine Bucht geschwommen. Dort bin ich über die Klippen zur Ferienanlage hochgeklettert.«
Die Verblüffung in Kamatoris Augen schlug in ungläubige Neugierde um. »Die Sicherheitsabsperrung. Wie haben Sie es geschafft, an den Robotern vorbeizukommen?«
»Ich habe sie im wahrsten Sinne des Wortes ausgeschaltet.«
»Kann nicht sein«, Kamatori schüttelte den Kopf. »Ihre Spürsysteme arbeiten fehlerlos. Sie sind nicht darauf programmiert, einen Eindringling passieren zu lassen.«
»Da wette ich mit Ihnen.« Pitt hob den Säbel und
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