Die Ajima-Verschwörung
er nach rechts aus, der Felsbrocken verfehlte ihn und knallte ein paar Zentimeter entfernt auf den Boden.
Pitt hob den anderen Brocken, die einzige Waffe, die ihm noch blieb, auf und tat so, als wolle er werfen. Doch mitten in der Bewegung hielt er inne und beobachtete, daß der Hund wieder nach rechts sprang. Dann stellte Pitt wie ein Kanonier Berechnungen an und ließ den Brocken durch die Luft segeln.
Das Timing war perfekt, er hatte gut gezielt. Der Hund, offenbar darauf programmiert, bei einem Angriff nur nach rechts auszuweichen, machte einen Satz, der ihn direkt unter den herabstürzenden Felsen brachte.
Kein Bellen oder Winseln, kein Zischen kurzgeschlossener Stromkreise und auch kein Funkenregen.
Das mechanische Tier sackte, nachdem Computer- und Sichtsysteme zerschmettert waren, langsam auf seinen Speichenläufen ein, fiel aber nicht um. Pitt tat es fast leid, als es langsam, wie ein Elektrospielzeug, dessen Batterien zu Ende gingen, zur Ruhe kam. Er sprang von seinem Felsen herunter und trat dem Ding in den Elektronikbauch, so daß es auf die Seite fiel. Pitt vergewisserte sich, daß die Videokamera ausgefallen war, und zog dann den Beutel mit dem Blut wieder unter dem trockenen Holz und den Blättern hervor.
Obwohl er sich so viel Blut abgezapft hatte, schien sein Kreislauf nicht allzu geschwächt zu sein. Das war gut so, denn er brauchte für die Aufgabe, die jetzt vor ihm lag, jedes bißchen Kraft, das ihm zur Verfügung stand.
Kamatori kamen erste Bedenken, als das Bild auf dem winzigen TV-Monitor an seinem Handgelenk plötzlich verschwand. Die letzte Angabe vom Spürsystem des Roboterhundes hatte Pitts Aufenthaltsort mit ungefähr hundertfünfundsiebzig Metern in südöstlicher Richtung bei den Klippen an der Küste bezeichnet. Er war erstaunt, daß Pitt sich bereits zu einem derart frühen Zeitpunkt der Jagd hatte in die Enge treiben lassen. In diese Richtung lief er jetzt, wobei er zunächst an einen Fehler im System dachte. Doch noch während er auf die angegebene Stelle zueilte, begann in seinem Kopf allmählich der Gedanke Gestalt anzunehmen, daß der Grund möglicherweise bei seinem Wild zu suchen war.
Das war ihm bei einem früheren Opfer nie passiert.
Niemandem war es je gelungen, den Roboter zu besiegen oder ihm auch nur einen Schaden zuzufügen. Wenn Pitt geschafft hatte, woran alle anderen gescheitert waren, dann mußte er sehr vorsichtig vorgehen, beschloß Kamatori. Er verlangsamte seinen Schritt und kümmerte sich nicht länger darum, wie schnell er vorankam. Er hatte genug Zeit.
Fast zwanzig Minuten brauchte er, um aufzuschließen. Dann erreichte er die kleine Lichtung über den Klippen. Durch das Unterholz machte er undeutlich die Umrisse des Roboterhundes aus. Er befürchtete das Schlimmste, als er sah, daß der Roboter auf der Seite lag.
Im Schatten der Bäume beschrieb er einen weiten Kreis um die im Freien liegenden Felsen. Vorsichtig näherte sich Kamatori dem Hund, der still und bewegungslos dalag. Er zog sein Schwert, packte den Griff mit beiden Händen und hob es hoch über seinen Kopf.
Im
Kiai
erfahren, verstand sich Kamatori darauf, sich durch Aufbietung innerer Kräfte in einen Kampfrausch zu versetzen und so die wilde Entschlossenheit zu erlangen, den Gegner zu überwältigen. Er holte tief Luft, stieß einen gellenden Schrei aus und stürmte vor, in der Hoffnung, genau in dem Moment auf Pitt zu stoßen, in dem der verhaßte Feind seinerseits ausatmete.
Doch da war kein Pitt.
Die kleine Lichtung sah aus wie nach einem Massaker. Überall war Blut verspritzt, auf dem Roboterhund, den Felsen, und kleine Rinnsale liefen an der Außenseite der Klippe hinunter. Er musterte den Boden.
Die Fußabdrücke von Pitt waren tief und derart durcheinander, daß sie keinerlei Aufschlüsse gaben.
Von der Lichtung führte jedoch keine Blutspur fort. Er blickte hinunter aufs Meer und die Felsen und entdeckte einen Baum, der vom zurückweichenden Wasser mitgezogen wurde, nur um dann von einer heranrollenden Welle wieder gegen die Felsen geschleudert zu werden. Kamatori sah sich auch das Loch im Boden und die herausgerissenen Wurzeln am Rande des Abgrunds an.
Einige Minuten lang betrachtete er die Szene, untersuchte den zerfetzten Knüppel und den Felsbrocken neben dem Roboter.
Der Hund war nicht zur Zerstörung entwickelt worden, sondern nur zur Verfolgung und zum Aufspüren der Beute. Pitt mußte sich gestellt und den Kampf aufgenommen, seinen Verfolger beschädigt und das
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