Die Ajima-Verschwörung
dünnen Gesteinsschicht und ließ die gigantische Schürfmaschine auf die gegenüberliegende Wand des Grabens hin abschwenken. Pitt kämpfte darum, die Richtung zu korrigieren, doch die Wand gab nach, und der Sandwall ergoß sich über die eine Seite des Fahrzeugs.
Er schob den Gashebel bis zum Anschlag vor und zog ihn dann zurück, legte den Rückwärtsgang ein und ließ
Big John
vor- und zurückschaukeln. Der kompakte Atomreaktor hatte zwar genug Kraft, doch die Ketten fanden einfach keinen Halt.
Felsbrocken und Schlick lösten sich von den Kettengliedern, während sie im schlüpfrigen Schlamm durchdrehten.
Immer noch saß das Gefährt in seinem engen Gefängnis fest.
»Vielleicht sollten wir damit aufhören und erst einmal den Schlamm abtragen«, schlug Plunkett todernst vor. »Oder noch besser, wir machen eine Pause und überlegen, was zu tun ist.«
Pitt hielt nur einen Moment lang inne, um den Briten mit einem durchdringenden, eisigen Blick zu bedenken. Plunkett schwor anschließend, Pitts Augen hätten einen Gutteil seiner Gehirnzellen weggebrannt.
»Eine Menge Leute und ich haben lang und hart gearbeitet, um die erste Tiefseestation zu bauen«, erklärte er mit einer Stimme, die fast bösartig klang. »Und irgendwer, irgendwo, ist für ihre Zerstörung verantwortlich. Und das sind dieselben Menschen, denen der Verlust Ihres Tauchboots, Ihres Versorgungsschiffs und seiner Mannschaft angelastet werden. So sieht es aus! Was mich angeht, so werde ich mich durch diese Scheiße hindurchwühlen, und wenn ich dem Ding die Eingeweide rausreißen muß, mich heil und ganz zur Meeresoberfläche durchkämpfen, die Schweinehunde, die hinter diesem Unglück stecken, finden und ihnen die Zähne einschlagen.«
Dann drehte Pitt sich um und ließ die Ketten in ihrem Bett aus Schlick und Stein wieder durchdrehen.
Mit einem leichten Rütteln griff die große Maschine und schob sich einen Meter vor, dann zwei Meter. Plunkett saß wie versteinert da, vollkommen eingeschüchtert und doch überzeugt.
Mein Gott, dachte er, ich glaube, der Kerl schafft das wirklich!
13
Curtis Meeker parkte den Mercury Cougar seiner Frau und ging die drei Blocks bis zu Ford’s Theatre zwischen den Straßen E und F auf der Zehnten Straße zu Fuß weiter. Ihn fröstelte in der Herbstluft, und er knöpfte seinen Mantel zu und schloß sich einer Gruppe älterer Mitbürger an, die sich an diesem späten Samstagabend auf einer Besichtigungstour durch die Hauptstadt befanden.
Ihr Führer ließ sie vor dem Theater, in dem John Wilkes Booth Abraham Lincoln erschossen hatte, stehenbleiben und hielt einen kurzen Vortrag, bevor er seine Herde über die Straße zum Peterson Haus trieb, in dem der Präsident gestorben war.
Unbemerkt löste Meeker sich von der Gruppe, zeigte dem Portier seinen Dienstausweis und betrat die Lobby des Theaters.
Er unterhielt sich kurz mit dem Manager und nahm dann auf einem Sofa Platz, wo er sich in aller Ruhe in ein Programm zu vertiefen schien.
Auf jeden Spätankömmling, der die erste Abendvorstellung besuchte und schnell an Meeker vorbei zu seinem Platz eilte, wirkte er wie ein gelangweilter Theaterbesucher, dem die Wiederholung des Stücks aus dem ausgehenden neunzehnten Jahrhundert, das sich mit dem Spanisch-Amerikanischen Krieg befaßte, auf die Nerven ging und der es vorzog, das Ende draußen in der Lobby abzuwarten.
Doch Meeker war weder Tourist noch Theaterbesucher. Er bekleidete den Rang eines Stellvertretenden Leiters für Schwierige Technische Operationen, und abends ging er selten woanders hin als in sein Büro, in dem er dann die Fotos geheimer Aufklärungssatelliten studierte.
Im Grund war er ein schüchterner Mann, der selten mehr als ein oder zwei zusammenhängende Sätze sprach, doch in Geheimdienstkreisen war er als einer der besten Fotoanalytiker im Geschäft hochgeachtet. Er gehörte zu den Männern, die Frauen ›gutaussehend‹ fanden – graumeliertes Haar, ein freundliches Gesicht, ein nettes Lächeln und Augen, aus denen Gutmütigkeit sprach.
Während seine Aufmerksamkeit sich scheinbar völlig auf das Programm richtete, schob er seine Hand in die Tasche und drückte auf den Knopf eines Senders.
Im Theater kämpfte Raymond Jordan gegen den Schlaf an.
Seine Frau warf ihm einen scharfen Seitenblick zu, als er beim Anhören des hundert Jahre alten Dialoges gähnte. Zum Glück für die Zuschauer, die auf den altmodischen, harten Stühlen saßen, waren die Stücke und Schauspiele, die im Ford’s
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