Die Ajima-Verschwörung
und zog dann ein Hochdruck-Ersatzrohr für den Dampfgenerator heraus.
Als nächstes entnahm er dem Schrank einen schweren Vorschlaghammer.
Als er mit seinen Vorbereitungen fertig war, war das Wasser um einen weiteren halben Meter gestiegen. Seine Behelfskonstruktion mußte einfach funktionieren. Wenn nicht, gab es nicht das Geringste, was Plunkett und er noch tun konnten, außer darauf zu warten, entweder zu ertrinken oder vom Druckanstieg zerquetscht zu werden.
Langsam, unendlich vorsichtig, beugte er sich, das Rohr in der einen und den Hammer in der anderen Hand, nach vorn. Ganz ruhig stand er im schnell steigenden Wasser, atmete tief durch, hielt den Atem einen Moment lang an und stieß ihn wieder aus.
Dann schob er das eine Ende des Rohres über das Leck, vorsichtig das andere Ende von sich entfernt haltend, und rammte es blitzschnell gegen die Wölbung des dicken Schotts, das Turbinenraum und Reaktorgehäuse voneinander abtrennte.
Wie wild hämmerte er das untere Ende des Rohres fest, bis es dicht saß und nur noch ein feiner Sprühregen oberhalb und unterhalb des Rohrs austrat.
Die behelfsmäßige Abdichtung war geschickt durchgeführt, doch noch immer drang Wasser ein. Es war nur eine Frage von Stunden, bis sich das Leck verbreiterte oder das Rohr unter der laserstarken Energie platzte. Sie brauchten schon etwas Glück, um bis dahin den Gipfel erreicht zu haben.
Pitt sank nach hinten, kalt, naß und viel zu erschöpft, um das Wasser zu spüren, das um seinen Körper schwappte. Komisch, dachte er, wie man im Eiswasser sitzen und trotzdem schwitzen konnte.
Zweiundzwanzig elende Stunden, nachdem das unermüdliche Fahrzeug sich aus seinem Grab gebaggert hatte, war es so weit bergan gefahren, daß der Gipfel in Sichtweite war. Pitt hatte die Steuerung wieder übernommen, die Zwillingsketten gruben sich ein, drehten durch und krallten dann ihre Glieder in das sandbedeckte Lavagestein, kämpften sich Meter für Meter weiter aufwärts, bis sich die riesige Raupe schließlich über den Rand auf ebenen Grund schob.
Erst jetzt hielt
Big John
an, und die Motoren verstummten, während sich ringsum auf den abgeflachten Gipfel des Conrow Guyot langsam eine Sandwolke senkte.
»Wir haben’s geschafft, alter Junge«, lachte Plunkett aufgeregt und schlug Pitt auf den Rücken. »Wir haben’s tatsächlich geschafft.«
»Ja«, stimmte Pitt erschöpft zu, »aber wir haben noch ein weiteres Hindernis zu überwinden.« Er nickte in Richtung des digitalen Tiefenmessers. »Noch dreihundertzweiundzwanzig Meter.«
Plunketts Freude verflüchtigte sich schnell. »Irgendwas von Ihren Leuten zu sehen?« erkundigte er sich ernst.
Pitt fuhr die Sonarsonde aus. Auf dem Bildschirm lag der zehn Quadratkilometer große Gipfel wie ein Tischtuch leer und eben vor ihnen. Das erwartete Rettungsfahrzeug war nicht eingetroffen.
»Niemand zu Hause«, stellte er ruhig fest.
»Kaum zu glauben, daß niemand an der Oberfläche unsere plärrende Musik gehört und unsere Fahrt verfolgt haben sollte, oder?« meinte Plunkett eher verärgert als enttäuscht.
»Die hatten sehr wenig Zeit, ein Rettungsunternehmen in Gang zu setzen.«
»Dennoch hätte ich eigentlich erwartet, daß eines Ihrer Tauchboote zurückkommen und uns Gesellschaft leisten würde.«
Pitt zuckte müde die Achseln. »Technisches Versagen, schlecht es Wetter; die könnten mit allen möglichen Problemen konfrontiert sein.«
»Wir sind doch nicht so weit gefahren, um hier an diesem Höllenort zu sterben.« Plunkett sah hinauf zur Wasseroberfläche. Das Pechschwarz hatte sich in schwaches Dunkelblau verwandelt. »Doch nicht so kurz vorm Ziel.«
Pitt war sicher, daß Giordino und Admiral Sandecker Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatten, Plunkett und ihn zu retten. Er schob die Möglichkeit, daß sie seinen Plan nicht erkannt haben könnten, einfach beiseite. Schweigend stand er auf, ging nach hinten und hob die Tür zum Motorenraum. Das Leck hatte sich vergrößert, und der Wasserstand lag über einem Meter. Noch weitere vierzig Minuten, vielleicht auch eine Stunde, und das Wasser würde die Turbine erreichen. Wenn sie absoff, dann würde der Generator ausfallen. Ohne Versorgungssysteme würden auch Pitt und Plunkett es nicht mehr lange machen.
»Die kommen«, sagte sich Pitt mit unterschütterlichem Vertrauen. »Die werden kommen.«
16
Zehn Minuten vergingen, dann zwanzig. Die furchtbare Einsamkeit legte sich drohend über sie. Das Gefühl, auf dem Meeresboden allein zu
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