Die Ajima-Verschwörung
wurde nicht eingeleitet«, gab Senator Diaz gereizt zurück. »Was ich sagte, war, daß die Unternehmen, die auf amerikanischem Boden arbeiten und hier Gewinne erzielen, denselben Regeln und Steuervorschriften unterliegen sollten wie amerikanische Betriebe. Ihr Kapitalmarkt ist uns verschlossen. Amerikaner haben keine Möglichkeit, Immobilien und Anteile an japanischen Unternehmen zu erwerben, während die japanischen Interessen dieses Land langsam erdrosseln, Mr. Tsuboi, und das wissen Sie verdammt gut.« Der einzige, der sich nicht von Tsuboi einschüchtern ließ, war der demokratische Abgeordnete New Mexicos, Michael Diaz, Vorsitzender des Komitees und treibende Kraft hinter einer Bewegung, die ausländische Investitionen im Haushalt, in der Geschäftswelt und im Immobilienbereich nicht nur beschränken, sondern zurückführen wollte.
Wenn es nach ihm gegangen wäre, wären auf sämtliche importierten japanischen Produkte längst Zölle erhoben worden.
Diaz war Ende Vierzig, Witwer, hatte tiefschwarze, nach hinten gekämmte Haare, ein rundes Gesicht mit dunklen Augen und weißen, ebenmäßigen Zähnen, die beim Lächeln oft aufblitzten. In Vietnam hatte er als Helikopterpilot Dienst getan, war abgeschossen und am Knie verwundet worden. Er war gefangengenommen und nach Hanoi gebracht worden, wo er zwei Jahre als Kriegsgefangener verbracht hatte. Der Feind hatte sich um sein Knie kaum gekümmert, daher humpelte er heute und ging am Stock.
Als entschiedener Gegner des Einflusses und der Verstrickung des Auslandes in die amerikanische Innenpolitik kämpfte Diaz für Handelsbeschränkungen und hohe Zölle und gegen das, was er als unfaire Handels- und Investmentpraktiken der japanischen Regierung ansah. Seiner Meinung nach war der Wettstreit mit Japan weniger ein ökonomischer Kampf, als vielmehr ein Finanzkrieg, in dem die Vereinigten Staaten sich bereits auf der Verliererseite befanden.
»Herr Vorsitzender?«
Diaz nickte einer attraktiven Frau zu, die ebenfalls dem Komitee angehörte. »Ja, Kongreßabgeordnete Smith, bitte sehr.«
»Mr. Tsuboi«, begann sie, »Sie haben zuvor geäußert, daß der Dollar durch den Yen ersetzt werden sollte. Halten Sie diesen Standpunkt nicht für reichlich extrem?«
»Nicht, wenn man bedenkt, daß japanische Investoren fünfzig Prozent Ihres Haushaltsdefizits finanzieren«, erwiderte Tsuboi mit einer lässigen Handbewegung. »Die Umwandlung Ihrer Währung in die unsere ist nur eine Frage der Zeit.«
Die Kongreßabgeordnete Loren Smith aus Colorado konnte kaum glauben, was sie da hörte. Sie war groß und hatte langes, kastanienbraunes Haar, das ein Gesicht mit hohen Wangenknochen und violetten Augen umrahmte. Loren Smith repräsentierte ein Gebiet im Westen des Kontinents. Sie war voller Energie, elegant wie eine Wildkatze und unerschrocken wie ein Wildfang. Ihrer politischen Klugheit wegen wurde sie sehr geschätzt und hatte im Kongreß eine recht gewichtige Stimme.
Viele einflußreiche Männer in Washington hatten versuchte, innerhalb und außerhalb des Capitols ihre Gunst zu gewinnen, doch sie lebte zurückgezogen und verabredete sich nur mit Männern, die weder mit der Wirtschaft noch mit der Politik etwas zu tun hatten. Mit einem Mann, den sie aus tiefstem Herzen bewunderte, hatte sie eine lockere, geheime Affäre, und der Gedanke, daß sie beide nie als intime Freunde oder als Ehepaar zusammenleben konnten, war ihr angenehm. Jeder ging seiner Wege, und sie trafen sich nur, wenn es ihnen beiden paßte. »Wie könnten wir noch enger zusammenrücken, als das im Augenblick schon der Fall ist?« fragte Loren. »Die Guthaben der Niederlassungen japanischer Banken in den Vereinigten Staaten übersteigen bereits bei weitem die Summe der Guthaben, die bei amerikanischen Banken gehalten werden.
Mehr als eine Million Amerikaner sind in diesem Land bereits für japanische Arbeitgeber tätig. Ihre Lobbyisten haben die Regierung praktisch in der Tasche. Ihnen gehören in Amerika erstklassige Immobilien im Wert von vierzig Milliarden Dollar.
Was Sie sagen wollen, Mr. Tsuboi, ist doch wohl, daß unsere beiden Nationen noch enger zusammenrücken sollten, damit Ihre Nation uns die Wirtschafts- und Außenpolitik diktieren kann? Stimmt das? Bitte beantworten Sie meine Frage.«
Tsuboi war es nicht gewöhnt, von einer Frau auf diese Weise angegriffen zu werden. Eine Frauenbewegung existierte in Japan so gut wie überhaupt nicht. In der Geschäftswelt Japans spielten Frauen keine Rolle.
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