Die Ajima-Verschwörung
Niemals hätte ein Japaner Anweisungen von einer Frau entgegengenommen.
Tsubois Haltung begann zu bröckeln, und seine Berater saßen mit offenem Mund da. »Der Präsident und der Kongreß könnten zunächst einmal garantieren, daß Sie Ihre Märkte nie vor unseren Produkten oder Investitionen verschließen werden«, antwortete Tsuboi ausweichend. »Gleichfalls müßten Sie uns gestatten, ohne das Hindernis eines Visums in Ihr Land einreisen zu können.«
»Und wenn wir derartigen Vorschlägen nicht nachkommen?«
Tsuboi zuckte die Achseln und lächelte gehässig. »Wir sind eine Gläubigernation. Sie sind Schuldner, der größte der Welt.
Wenn wir uns bedroht sehen, dann haben wir keine andere Möglichkeit, als unsere Kapitalanlagen im Sinne unserer Interessen zu verwenden.«
»Mit anderen Worten, Amerika ist von Japan abhängig.«
»Da die Vereinigten Staaten sich auf dem absteigenden Ast und meine Nation sich in einem ungeheuren Aufschwung befinden, sollten Sie sich vielleicht mit dem Gedanken anfreunden, unsere Vorgehensweise zu übernehmen. Die amerikanische Bevölkerung sollte unsere Kultur gründlich studieren. Vielleicht könnte sie dabei etwas lernen.«
»Ist das ein Grund, weshalb Ihre ausgedehnten Operationen außerhalb Japans von Ihren Landsleuten durchgeführt werden und nicht von Arbeitskräften des Gastlandes?«
»Wir heuern vor Ort Personal an«, erwiderte Tsuboi und tat gekränkt.
»Aber nicht für Führungspositionen. Sie stellen Manager für die untere Ebene, Sekretärinnen und Pförtner ein. Ich darf hinzufügen: auch nur sehr wenige Frauen und Angehörige von Minderheiten. Und Sie sind sehr erfolgreich, wenn es darum geht, die Gewerkschaften draußen zu halten.«
Die Kongreßabgeordnete Smith mußte auf eine Antwort warten, während Tsuboi sich auf japanisch mit seinen Mitarbeitern beriet. Die Tatsache, daß ihre leise Unterhaltung aufgezeichnet und übersetzt wurde, war ihnen entweder nicht bekannt oder gleichgültig. Innerhalb von Minuten hatte Diaz die Übersetzungen auf dem Tisch.
»Sie müssen verstehen«, erwiderte Tsuboi schließlich, »daß wir es einfach nicht für eine gute Geschäftspraktik halten, wenn wir Bürger aus dem Westen, die mit unseren Methoden nicht vertraut sind und denen unsere Gebräuche nichts bedeuten, in unseren Auslandsunternehmen mit hohen Positionen betrauen.«
»Das ist keine weise Geschäftspolitik, Mr. Tsuboi«, antwortete Loren knapp. »Ich glaube, ich spreche im Namen der meisten Amerikaner, wenn ich behaupte, daß wir uns in unseren eigenen vier Wänden nicht gerne von Ausländern mit Verachtung behandelt sehen.«
»Das ist bedauerlich, Kongreßabgeordnete Smith. Was mein Volk angeht, so befürchten wir eine derartige Interessenkollision nicht. Wir wollen lediglich Geschäfte machen, ohne irgend jemandem weh zu tun.«
»Ja, uns ist der krasse Egoismus der japanischen Geschäftswelt durchaus bekannt. Der Verkauf strategisch wichtiger Militär- und Computertechnologie an den sowjetischen Block beispielsweise. Für Wirtschaftsbosse wie Sie stellen die Sowjetunion, Ostdeutschland, Kuba, Iran und Libyen lediglich Kunden dar.«
»Die internationale Ideologie oder irgendwelche moralischen Aspekte spielen für uns keine Rolle. Unserer Auffassung nach ist es unsinnig, ihnen, was den Handel betrifft, Priorität vor praktischen Erwägungen einzuräumen.«
»Gestatten Sie noch eine weitere Frage«, sagte Loren. »Trifft es zu, daß Sie unserer Regierung angeboten haben, den Staat Hawaii zu kaufen, damit das Handelsdefizit mit Japan ausgeglichen werden kann?«
Diesmal konsultierte Tsuboi seine beiden Berater nicht, sondern antwortete wie aus der Pistole geschossen: »Ja, diese Maßnahme habe ich vorgeschlagen. Die Bevölkerung von Hawaii besteht zum größten Teil aus Japanern, und wir besitzen mittlerweile zweiundsechzig Prozent des Grundstücksmarkts.
Ich habe ebenfalls vorgeschlagen, daß Kalifornien in einen gemischten Wirtschaftsraum umgewandelt werden sollte, der von Japan und Amerika gleichermaßen genutzt werden kann.
Wir besitzen ein großes Arbeitskräftepotential, das exportiert werden kann, und unser Kapital ist in der Lage, Hunderte von Produktionsstätten zu errichten.«
»Ich halte Ihr Konzept für äußerst geschmacklos«, erklärte Loren, bemüht, ihre Wut hinunterzuschlucken. »Auf keinen Fall wird Kalifornien von der japanischen Wirtschaft vergewaltigt werden. Bedauerlicherweise ist mir zu Ohren gekommen, daß bereits eine Reihe von
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