Die Ajima-Verschwörung
V-8 Motor angetrieben wurde und beinahe die doppelte PS-Zahl hatte. Zudem war dies mehr als eine Entführung durch Kriminelle, das wußte er. Er hatte Angst, die Entführer würden Loren umbringen.
Pitt hielt das Lenkrad umklammert, als sie seitwärts schleudernd mit quietschenden Reifen auf den Highway kamen, der außen am Rennkurs entlangführte, und nahm mit leichtem Heckwedeln die Verfolgung des Lincoln auf.
»Die haben einen ganz schönen Vorsprung«, meinte Mancuso scharf.
»Den können wir aufholen«, erwiderte Pitt entschlossen. Er schlug das Lenkrad ein, um einem Wagen auszuweichen, der aus einer Seitenstraße kommend auf den Highway einbog, und fuhr dann wieder geradeaus. »Solange die nicht wissen, daß sie verfolgt werden, werden sie die Geschwindigkeitsbegrenzung einhalten, um nicht zu riskieren, von einem Polizisten angehalten zu werden. Das Beste, was wir tun können, ist, in Sichtweite zu bleiben, bis die Staatspolizei eingreifen kann.«
Pitts Theorie hatte Hand und Fuß. Der Abstand zur Limousine begann sich zu verringern.
Mancuso deutete nach vorn. »Sie biegen auf Highway Fünf ein, der am James River entlangführt.«
Pitt fuhr wie der Teufel, wagemutig und selbstbewußt. Auf einer geraden Straße mit leichten Kurven war der Stutz in seinem Element. Er liebte den alten Wagen, seine komplizierte Mechanik, das großartige Styling und die fabelhafte Maschine.
Pitt trieb den Oldtimer hart an. Der Abstand war für den Stutz zu groß, doch Pitt redete ihm gut zu, ignorierte die verwirrte Miene Mancusos, flehte den Wagen an und drängte ihn, schneller zu fahren, als er konnte.
Der Stutz reagierte.
Mancuso kam es unglaublich vor. Er hatte das Gefühl, daß Pitt den Wagen durch persönliche Anstrengung zu einer höheren Geschwindigkeit brachte. Er starrte auf das Tachometer und sah, daß die Nadel auf achtundneunzig Meilen pro Stunde stand.
Selbst als der Motor neu war, war die dynamische Maschine sicher nie so schnell gefahren worden. Mancuso hielt sich am Türgriff fest, als Pitt Personenwagen und Lastwagen überholte, manchmal mehrere nacheinander und mit einer solchen Geschwindigkeit, daß Mancuso sich wunderte, daß sie in engen Kurven nicht von der Straße flogen.
Plötzlich hörte er ein Geräusch, das den Auspufflärm des Stutz übertönte, und blickte aus dem offenen Fahrerhaus zum Himmel.
»Wir haben Helikopterbegleitung«, stellte er fest.
»Polizei?«
»Keine Kennzeichen. Sieht nach einer Privatmaschine aus.«
»Schade, daß wir kein Funkgerät haben.«
Sie waren bis auf zweihundert Meter an die Limousine herangekommen, als man den Stutz offenbar entdeckte und der Lincoln mit Loren an Bord unverzüglich beschleunigte und davonzog.
»Was macht der Hubschrauber?« fragte Pitt beiläufig.
Mancuso legte den Kopf in den Nacken. »Ist immer noch da.
Hält sich auf der rechten Seite über der Limousine.«
»Ich habe das böse Gefühl, daß die beiden zusammenarbeiten.«
»Eigenartig, daß der Vogel keine Markierungen trägt«, pflichtete ihm Mancuso bei.
»Wenn sie bewaffnet sind, sitzen wir in der Patsche.«
Mancuso nickte. »Soviel ist sicher. Meine Erbsenpistole vermag gegen Automatik-Schnellfeuerwaffen aus der Luft nicht viel auszurichten.«
»Andererseits hätten sie das Feuer längst eröffnen und uns in Bedrängnis bringen können.«
»Da wir gerade von Bedrängnis reden«, sagte Mancuso und zeigte auf den Kühler.
Die Beanspruchung machte sich am Oldtimer langsam bemerkbar. Wasserdampf drang zischend unter dem Filterverschluß unterhalb der Sonnengöttin hervor, und Öl floß in breiten Bächen aus den Lüftungsklappen über die Motorhaube. Als Pitt vor einer engen Kurve bremste, war es, als trete er auf Watte. Die Bremstrommeln waren überhitzt und ließen in ihrer Wirkung stark nach. Das einzige, was passierte, als Pitt auf das Pedal trat, war, daß die Bremslichter aufleuchteten.
Vor Pitts innerem Auge tauchte Lorens Bild auf, gefesselt und geknebelt auf der dick gepolsterten Rückbank der Limousine.
Wie ein eisiger Windhauch durchfuhr ihn die Angst. Wer immer sie entführt haben mochte, hatte sie vielleicht schon umgebracht.
Er schob die entsetzliche Vorstellung beiseite und tröstete sich damit, daß die Kidnapper es sich nicht leisten konnten, sie als Geisel zu verlieren.
Doch wenn sie ihr etwas zuleide taten, dann würden sie sterben, das schwor er sich.
Er fuhr wie besessen, beherrscht nur von dem einzigen Gedanken, Loren zu retten. Erbarmungslos verfolgte
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