Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter
weitaus mehr nützliche Seiten für die Menschheit gezeigt. Birkenteer, wie es auch genannt wird, kam auch als Droge zum Einsatz. Zum Beispiel gegen Fußschweiß!« Meister Zachus lachte meckernd. »Sehr nützlich ist es außerdem bei Parasitenbefall, also bei Faden-oder Bandwürmern zum Beispiel. Falls ihr also bei einer Flut mal in die eine oder andere Lage kommt, wisst ihr jetzt, wie ihr euch da behelfen könnt.«
»Kann man denn in einer Flut von solchen Würmern befallen werden?«, fragte Fili erstaunt.
»Alles ist möglich«, gab der Werkmeister gelassen zurück. »Vielleicht musst du auch einmal einem Fußkranken helfen oder ein kleines Geschwür behandeln.«
Rufus starrte den kleinen Mann an. Er wirkte wie ein breitschultriger Gnom, der vor Energie nur so brummte. Was er da gerade sagte, klang ja geradezu so, als würde man bei so einer Flut nicht nur sehen und hören, was passiert war, sondern richtig dabei sein?! Rufus wollte eben fragen, ob das wirklich so war, als der Werkmeister fortfuhr: »Die Teere sind jedenfalls entzündungshemmend. Es ist immer gut, im Notfall das richtige Mittel zur Hand zu haben. Aber denkt daran, es stinkt auch wie die Pest, alles klebt und ihr verschmutzt eure Kleidung aufs Grässlichste. Wisst ihr, wie man den Teer am besten von der Haut abbekommt? Rufus Minkenbold?«
Rufus schüttelte den Kopf.
»Mit Butter«, erklärte Meister Zachus. »Oder auch mit warmen Wasser.« Er blinzelte den dreien zu. »Das hättet ihr euch allerdings denken können. Oder seid ihr doch ein wenig denkfaul? Na, das werden wir gleich herausfinden. Und wieso meine ich, dass ihr es euch hättet denken können?«
Wieder sah er Rufus an.
Rufus überlegte, worauf der Werkmeister wohl anspielte. No hatte vorhin gesagt, dass das Birkenpech von der Handwärme weich wurde. Und wenn es weich wurde, dann löste es sich vielleicht auch von der Haut.
Im selben Moment sagte Fili: »Wenn das Pech schon von Hautwärme weich wird, gilt das natürlich auch für warmes Wasser.«
Werkmeister Zachus zwinkerte Rufus zu. »Ich hoffe, das wäre auch dein Gedanke gewesen. Leider hat deine Mitschülerin ihn dir gerade vor der Nase weggeschnappt. Und damit einen Erkenntnispunkt für dich, Filine Breulhahn.«
»Was sind denn Erkenntnispunkte?«, fragte Rufus.
»Die sammelt ihr im Unterricht, bei Experimenten, damit, wie ihr eine Flut bewältigt, wenn ihr in eine geratet, und natürlich bei Aufgaben, die wir Lehrer euch stellen.«
»Und wozu dienen diese Punkte?«, wollte Fili wissen.
Der Werkmeister blickte sie jetzt aufmerksam an. »Na, irgendwann wirst du vom Lehrling zum Gesellen. Ihr seid doch hier in einer Ausbildung. Und die Punkte sind der Maßstab. Wenn du genug Punkte hast, dann bist du Geselle.«
»Wie viele Punkte sind denn dazu nötig?«
»Das ist bei jedem Lehrling verschieden. Wir Meister vergeben die Punkte und tragen sie in das Punktekontobuch ein. Aber am Ende entscheidet die Akademie. Sie schickt irgendwann fast jedem Lehrling eine kleine Flut, die außer ihm niemand sehen kann. Und wenn er die löst, platzt sein Punktekonto. So nennen wir das. In diesem Moment wird man dann zum Gesellen. Man muss auf alle Fälle schon ein paar Fluten erlebt haben, ehe man Geselle wird. Für euch ist das also noch ein langer Weg. Ihr seid ja gerade erst angekommen. Ich freue mich jedenfalls, euch hier begrüßen zu können. Willkommen zur ersten Unterrichtsstunde!«
Werkmeister Zachus wandte sich ab, öffnete eine schwere Truhe und nahm eine goldene Krone heraus.
»Habt ihr so eine schon mal gesehen?«
»Nein«, sagten Rufus, Fili und No gleichzeitig.
»Jedenfalls nicht in echt«, fügte No hinzu.
»Gut.« Meister Zachus drückte Rufus die Krone in die Hand. »Das ist möglicherweise eine goldene griechische Königskrone. Ganz schön schwer, oder? Nun, die Frage ist, ist sie wirklich aus purem Gold?«
»Aus purem Gold?!«, rief No. »Und das geben Sie uns einfach so?«
»Wenn es so ist – natürlich. Im Übrigen werdet ihr noch sehr viel wertvollere Dinge in die Hände bekommen. Materialwert ist hier nicht von so besonderer Bedeutung. Der historische Wert hingegen schon. Und da kann ein Stück Holz sehr viel bedeutender sein als ein Diamant.«
Rufus betrachtete den breiten Reifen in seiner Hand. Er zweifelte immer noch. Konnte es wirklich sein, dass der kleine Mann ihm eben eine jahrhundertealte echte Goldkrone in die Hand gedrückt hatte?
»Findet also bitte heraus, was ich euch gefragt habe«, sagte
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