Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter
eine Ausnahmeerscheinung hier. Ihr Vater und ihre Mutter waren auch Akademiemitglieder. Das gab es eigentlich noch nie. Nur von Direktor Saurini heißt es, dass er eine vergleichbare akademische Ahnenreihe vorzuweisen hat. Und deswegen dreht sie immer ziemlich auf. Aber sie ist auch echt gut!«
»Und sie hat ein wirklich ungewöhnliches Fragment«, mischte sich ein zierliches Mädchen mit einem großen Mund, in dem eine Reihe winziger Zähne blitzte, lachend ein. Das Mädchen hatte ein etwas schiefes Gesicht und blinzelte kurzsichtig, aber dabei wirkte es nicht eine Spur weniger fröhlich als der dickliche Auberginenjunge. »Hallo, ich bin Lucy. Lucy Dinknesh. Und das ist Ottmar von Mittelbach. Wir sind beide seit drei Jahren hier. Habt ihr wirklich gedacht, dass sich Gold mit Wasser vollsaugt?«
»Natürlich nicht!«, sagte Rufus entrüstet. »Aber wenn die Krone im Inneren aus Holz oder Sand oder irgend so etwas gewesen wäre, dann vielleicht schon. Dann hätte das Wasser zumindest durch die Vergoldung dringen können, oder?«
Lucy und Ottmar nickten.
»Ja, stimmt. Coralia lässt sich aber nie auf Ideen von anderen ein, wenn sie sie falsch findet. Sie weiß eine ganze Menge. Und sie findet auch viel falsch. Außerdem hört sie nicht besondern gerne zu, wisst ihr?!«
»Sie hatte ja auch recht«, gab Filine zu. »Trotzdem hätte sie nicht gleich so schnippisch sein müssen.«
»Manchmal ist sie auch ganz nett«, verteidigte sie Ottmar. »Wenn man mit ihr zusammenarbeitet jedenfalls.«
»Ja, wahrscheinlich wenn sie glaubt, dass man ihr Erkenntnispunkte bringt«, brummte No. »Ich kenne solche Typen zur Genüge aus meiner alten Schule. Und finde sie einfach nur anstrengend. Mann, so eine Angeberin. Die Königin von Saba ist nichts dagegen.«
»Wie kommst du denn da drauf?« Ottmar sah No erstaunt an.
»Na ja, so wie Coralia angezogen war und dazu noch so eitel …«
»Ach, so!« Der dickliche Junge lachte vergnügt. »Und ich dachte schon, du kennst die Geschichte.«
»Welche Geschichte?«, wollte No wissen.
»Von Coralias Fragment«, erklärte Lucy.
»Was ist denn damit?«
Lucy schnalzte mit der Zunge. »Sie hat angeblich ein Stück Gold in ihrem Beutel, von dem sie steif und fest behauptet, es sähe aus wie von einem Ring.«
»Ja«, sagte Ottmar verschwörerisch. »Und darin soll eine eingravierte Linie zu sehen sein. Wie von einem Quadrat oder so. Und ein Rubinsplitter!«
Fili hatte große Augen bekommen. »Und was ist das?«
Lucy senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Coralia ist sich sicher, dass es sich um den Ring des Salomon handelt!«
»Was soll denn das sein?« No schüttelte fragend den Kopf.
»Das ist eine sehr alte Legende«, entgegnete Ottmar. »Der weise König Salomon soll einen Ring besessen haben, auf dem ein Quadrat samt seinen beiden Diagonalen eingraviert war. Und in diesem Muster sollen die Zahlen von Null bis Zehn verborgen gewesen sein. Und diesen Ring soll später vielleicht auch die Königin von Saba besessen haben, die bei ihm war, um von seiner Weisheit zu lernen.«
»Aha!«, rief No. »Jetzt weiß ich, was ihr meint. Aber da finde ich ja doch diesen Ring wesentlich interessanter als unsere Königin von Saba.« Er grinste breit.
Rufus hatte die ganze Zeit schweigend zugehört, jetzt mischte er sich plötzlich ein. »Aber dieser Ring des Königs Salomon, heißt es denn nicht, in dem Ring sei ein Saphir gewesen? Kein Rubin?«
»Das stimmt!«, nickte Lucy. »Ein Saphir, weil diese Diamanten nach altem Glauben dabei helfen, in die Zukunft zu sehen. Aber vielleicht war ja auch ein Rubin dabei?«
No sah verblüfft in die Runde. »Woher wisst ihr das alles?«
Lucy Dinknesh verzog ihr schiefes Gesicht zu einem entwaffnenden Grinsen. »Wir lernen hier schon eine Weile, Frischling, und Rufus scheint sich auch für das ein oder andere, was Geschichte betrifft, zu interessieren.«
»Das habe ich tatsächlich mal gelesen«, gab Rufus zu.
»Nein, das meine ich nicht.« No grinste Lucy ebenfalls an. »Den Diamantenkram und welche geheimnisvollen Ringe und Beziehungen zwischen weisen Königen und reichen Königinnen früher geherrscht haben, werde ich ja wohl hoffentlich bald selber wissen. Aber woher wisst ihr das über Coralias Artefakt? Jeder hier trägt seines doch in einem Beutel mit sich. Das sieht man doch gar nicht.« Er schaute auf Ottmars und Lucys Lederbeutel, die sie am Gürtel und um den Hals trugen.
»Na ja«, antwortete Ottmar. »Coralia wartet schon lange auf eine
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