Die Akte Daniel (German Edition)
Luft, aber beide wussten, wie es gemeint war.
Doch während der nächsten Stunde waren Worte überflüssig. Es gab nur Gefühle und Instinkte.
Erst als ein nebelverhangener Mond durch einen Spalt in den Vorhängen blinzelte, kamen sie wieder zu Atem. Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, hatte Demetrius sich an seinen Liebhaber geschmiegt und machte keine Anstalten, sofort wieder aufzustehen. Mit einem zufriedenen Ausdruck, dessen er sich selbst nicht bewusst war, kraulte er durch das seidige Fell.
Fearman hatte sich wieder ganz in einen Panther verwandelt. Er war damit nicht wirklich gesprächsbereit, aber dafür zeigte er genauso wenig Ambitionen wie Demetrius, so schnell wie möglich das Bett zu verlassen. Fearman leckte ihm gerade über die Brust. Die raue Katzenzunge reizte und das sollte sie wohl auch.
»Verwechsle mich nicht wieder mit einem Teller Sahne.« Wieder huschte ein Schmunzeln über Demetrius’ Gesicht und das so unvermittelt und leicht, als ob die simpelsten menschlichen Ausdrücke der Freude endlich ihren Weg an die eisige Oberfläche gefunden hatten. Nach so langer Zeit .
Fearman sah ihn kurz an und ein amüsiertes Funkeln war in seinen Augen zu sehen. Er leckte kurzerhand weiter über Hände, Hals, Brust und Gesicht. Genau auf diese Weise hatte ihre intime Beziehung begonnen.
Demetrius schwankte irgendwo zwischen Lachen und Aufseufzen; die raue Zunge war gleichzeitig kitzelnd und erregend. Er ließ sich wieder nach hinten fallen. »Schmecke ich?«, wollte er leise wissen.
Fearman verwandelte sich und sah ihn lachend an. »Ich kann so nicht reden. Mich das zu fragen, ist nicht ganz fair«, meinte er.
»Dein Benehmen war ja fast Antwort genug.« Demetrius wurde wieder ernst. »Wie lange bleibst du dieses Mal? Eine Nacht?«
»Ich kann länger bleiben, aber nicht ewig. Deine Sicherheitsstufe ist herabgesetzt worden, obwohl es dir besser geht. Es ist nicht mein Betreiben.« Fearman setzte sich auf. »Man will sehen, was du tust. Bleibst du, gehst du, fliehst du, kommst du wieder. Es ist dir überlassen. Wir wissen, dass die Firma dich umbringen wird, wenn du zurückgehst. Das ist nicht unsere Methode. Bestrafen können und werden wir dich nicht. Wir haben noch niemals jemanden bestraft. Nicht mal die Verräter des Ordo . Ich glaube, wir sind eine seltsame Vereinigung. Doch wir glauben, dass man sich nur selbst verraten kann.«
»Dann bin ich ja sicher«, gab Demetrius gewohnt kühl zurück. »Ich will nicht den Rest meines Lebens in diesem Haus verbringen. Aber wohin ich sonst gehen könnte, weiß ich nicht. Selbst wenn mir der Weg offen stehen würde ... ich würde auch nicht zurück zur Foundation gehen.«
»Sicher?«
»Wie sicher weiß man schon wirklich etwas im Leben?« Demetrius streckte sich und zerzauste dabei unbewusst seine Haare, die ausgebreitet auf dem Kissen lagen. Ansonsten immer um ein tadelloses Erscheinungsbild bemüht, gewährte Demetrius Fearman als Einzigem diesen Anblick.
Fearman lachte leise. »Hatte ich schon gesagt, dass du mir gefehlt hast? Ich glaube, ich werde das noch eine Weile wiederholen, bis du es mir glaubst.«
»Ich glaube es dir ja. Und ich muss noch einiges wieder gut machen zum Dank, schon vergessen?« Er zog Fearman wieder zu sich hinunter.
Fearman sah ihn erstaunt an. »Und wie willst du das machen?«
»Besondere Wünsche? Sonst versuche ich es mit etwas Katzenminze.”
Fearman lachte schallend. »Oh, das reicht mir nicht.«
»Nein?« Weiße Fingerspitzen geisterten über eine jetzt wieder haarlose, dunkle Brust. Fragend, interessiert und gespannt.
Fearman hatte jedoch keine Wünsche. Zumindest keine, von denen er wusste. Er hatte sich nur für den Ordo und Demetrius interessiert. Für Letzteren, seit er ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen hatte. Es war damals für ihn wie eine Offenbarung gewesen. Wie ein schneeweißer Engel war er ihm erschienen.
Doch er war auch unerreichbar für jeden normalen Menschen gewesen einschließlich für jedes Mitglied des Ordo . In den Fängen der Firma merkte sein Engel nicht, dass er gefangen war, auch wenn er selbst damals diesen Weg gewählt hatte. Eisprinz, weißer Adler. Viele Bezeichnungen hatte er für Demetrius gefunden. Und er war immer der gewesen, den er hatte bei sich haben wollen.
Unvermutet landete ein Kuss auf Fearmans Mundwinkel. Demetrius wusste selbst nicht, woher auf einmal dieses Bedürfnis kam, sich anzuschmiegen, zu berühren. Festzuhalten . Das Gefühl von Melancholie hatte sich auf
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