Die Akte Daniel (German Edition)
sagen.« Sunday lächelte leicht.
»Äh!« Daniel wurde nun wirklich rot, obwohl er das bisher hatte unterdrücken können, und dazu war ihm auch noch ziemlich heiß. Sein Gegenüber kicherte. »Du müsstest mal dein Gesicht sehen! Als hätte ich was Unanständiges gesagt.«
»Hast du auch«, schnappte Daniel.
»Habe ich nicht. Unanständig wäre etwas anderes«, verteidigte Sunday sich. »Aber das willst du bestimmt nicht wissen. Können wir denn Freunde bleiben? Ich glaube, das fragt man in solch einer Situation.«
»Hab ich schon gesagt, dass du bescheuert bist? Ja, natürlich bleiben wir Freunde, weil wir Freunde sind , du Doofkopf!«, brauste Daniel auf, der nicht mehr wusste, was er noch denken sollte. Er hatte nicht einmal im Ansatz an so etwas gedacht. Dafür fühlte er sich jetzt so, als hätte ihn jemand ins tiefe Wasser gestoßen und er könnte nicht schwimmen.
»Wirklich? Puh!«, murmelte Sunday. Dann jedoch stahl sich ein spitzbübisches Funkeln in die goldenen Augen. Noch ehe Daniel sich wehren konnte, umarmte ihn Sunday stürmisch. Reflexartig hielt der ihn fest und sah ihn einmal mehr entgeistert an. »Du kennst echt keine Grenzen«, meinte Daniel, grinste dann aber breit. »Aber wenn du noch mal eifersüchtig bist, dann ... na ja, mir wird schon etwas einfallen.«
»Ach, und was?«, wollte Sunday prompt wissen.
»Wenn es soweit ist!«
»Okay, dann weiß ich ja, was ich mache, wenn dich das nächste Mal eines der Mädchen anspricht!«
Daniel knuffte ihn in die Seite und bald befanden sich die beiden in der schönsten Keilerei. Dass es nichts Ernstes war, konnte man an ihren Gesichtern sehen. Erst, als sie Atem schöpfen mussten, hörten sie auf.
Sie waren während des Gerangels von der Bank gefallen und lagen nun lang ausgestreckt im Gras. Sunday zupfte ein paar Halme aus seinen Haaren und lächelte. »Ich dachte, du wärst vom Karate ausgelastet?«, zog er Daniel auf.
»Ach Quatsch, das ist einfach nur zum Aufwärmen. Und das hier war überhaupt nicht anstrengend. Aber du hast ganz schön Kraft. Sieht man gar nicht unter deinen ganzen Klamotten!«, frotzelte Daniel gutmütig.
»Tja, du hast mich bequatscht, mitzutrainieren, schon vergessen? Ansonsten kann ich auch was ausziehen, damit du meine Muskeln bewundern kannst.« Sunday zupfte an seinem Ärmel.
»Du machst mich an! Du machst mich wirklich an. Ich glaub es nicht! Und das Komische ist, ich hatte jetzt vor, dir unter den Rock zu gucken. Dabei macht man das nur bei Mädchen, weil nur die einen Rock haben!«, zog Daniel ihn auf, während er mit dem Schrecken über eigene Erkenntnisse kämpfte.
»Dabei bin ich kein Mädchen und trage trotzdem einen. Praktisch, oder? Und du kannst gerne drunter gucken. Karierte Boxershorts, nichts Aufregendes«, meinte Sunday eindeutig frech – und dieses Mal schien er es zu sein, der die Fähigkeit des Gedankenlesens beherrschte.
»Kariert?« Daniel sah ihn entsetzt an. Das war mehr als nur eine Modetorheit, wenn er das richtig einschätzte. Er lupfte prompt den dezent rosa getönten Tüll und sah drunter. »Was für ein Stilbruch!«, kommentierte er bei dem sich ihm bietenden Anblick trocken. »Ich hätte jetzt mit allem gerechnet, aber nicht damit.«
»Ist doch gut, wenn ich dich überraschen kann. Aber das nächste Mal ziehe ich etwas anderes an. Extra für dich!« Sunday tippte Daniel auf die Nase und kicherte eindeutig etwas überdreht, weil er froh war, dass Daniel noch immer mit ihm stritt, statt einfach zu gehen.
»Und was?«, fragte dieser ganz in seiner Rolle.
»Das wirst du sehen, wenn es soweit ist!«
Daniel schaute kurz über seine Schulter. Hinter der Ecke unweit ihres Lieblingsbaumes drängelten sich wohl fast zehn Mädchen und versuchten einen Blick auf sie zu erhaschen, ohne dass man sie dabei natürlich bemerken sollte. »Kann es sein, dass die halbe Schule denkt, dass wir ein Paar sind? Wie kommen sie darauf? Liegt es an dir? Oder denken sie, wir sind tatsächlich zusammen?«
Sunday zuckte mit den Schultern. »Mir wird einiges nachgesehen. Aber ich glaube, sie haben so etwas einfach gern. Ist wohl schlicht romantisch für Mädchen, keine Ahnung. Die denken noch verquerer als ich und das will definitiv etwas heißen.«
»Dann würde ich sagen, geben wir ihnen romantischen Stoff. Was soll’s! Ich bin Telepath, bin ein Pseudo-Waisenkind und einen Ruf habe ich auch nicht. Also brauche ich mir wohl keine Gedanken machen, wenn ich einen Jungen küsse, der Kleider liebt und gerade
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