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Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
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Moment keinen Traumgänger.
    Doch egal, was er dachte oder glaubte, er gehörte in diese Welt des Ordo und er vertraute darauf, dass Mrs. Terranto ihm die Wahrheit sagte. Das bedeutete auch, dass er akzeptieren musste, dass diese Welt nicht perfekt und harmlos war.
    »Ich werde es noch einmal probieren. Aber ich bin müde.«
    Mrs. Terranto lächelte. »Ein Versuch noch, dann machen wir für heute Schluss, ja?«
    Daniel nickte. Er versuchte noch einmal, nicht Mrs. Terrantos Gedanken zu lesen. Als er das Bild eines Balls empfing, hörte er auf. »Dabei muss es doch einen Trick geben«, murmelte er.
    »Vielleicht gehst du die Sache falsch an, Daniel. Versuchen, an etwas nicht zu denken, wird fast automatisch dazu führen, dass du es doch tust. Sieh es vielleicht eher so: Du solltest nicht versuchen, mich aufhalten, in dein Haus hineinzugehen, sondern stattdessen sollst du deine eigene Tür einfach nur zuschließen. Probiere es doch noch einmal!«
    »Eine Tür? Einfach eine Tür schließen?« Daniel sah Mrs. Terranto zweifelnd an, stellte sich aber dennoch vor, wie sich eine Tür schloss. »Denken Sie jetzt etwas?«, fragte er.
    Sie lächelte. »Ja. Hast du etwas gemerkt?«
    »Äh, nein. Aber wie weiß ich, dass ich etwas nicht gelesen habe?«
    »Das wirst du merken. Die wenigsten Menschen können ihr Denken völlig stoppen, und wenn sie gelernt haben, sich abzuschirmen, dann spürst du das dadurch, dass ihre Gegenwart für dich angenehm ist. Doch für jeden anderen Menschen, der das nicht kann, wirst du lernen müssen, dich selbst abzuschirmen. Aber das reicht für heute. Versuch es zwischendurch immer wieder, und am Montag üben wir weiter.«
    Mrs. Terranto erhob sich und lächelte Daniel an. Der, auf diese Weise ermutigt, nickte. Daniel wollte sein Bestes geben und nicht mehr daran denken aufzugeben. »Bis Montag«, verabschiedete er sich.
    Eigentlich sah er Mrs. Terranto öfter, da er sie zum Teil auch in einigen Fächern hatte. Aber sein persönlicher Unterricht bei ihr in ihren Räumlichkeiten war ein besonderer. Daniel hatte festgestellt, dass alle Telepathen am Anfang immer Einzelunterricht bekamen, jedoch selten so lange, wie es bei ihm der Fall war. Später wurden sie dann in Klassen zusammengefasst, wo sie voneinander lernten und auch angeleitet wurden.
    Das Alter spielte dabei im Gegensatz zu den anderen Fächern keine Rolle, denn, so hatte er gehört, später spielte das Alter auch keine Rolle, wenn es um das Beherrschen der Fähigkeit als solche ging. Sie mussten mit jeder Situation zurechtkommen und mit jeder Art von Gedankenumgang, den es bei einem Menschen geben konnte.
    Aber zumindest der kleine Erfolg heute hatte Daniel beflügelt, ganz im Gegensatz zu den vorherigen, ziemlich erfolglosen Versuchen. Gut gelaunt verließ er das Übungszimmer und ging hinaus auf den Flur.
    Die Nachmittagssonne schien schräg durch die großen Glasfenster, und einige Schüler saßen noch draußen. Daniel hatte seine Hausaufgaben schon gemacht, sodass er sich ohne schlechtes Gewissen zu ihnen setzen konnte. Es gab wieder riesige Eisbecher; die Sonne war warm genug, um solche Gelüste aufkommen zu lassen.
    Sunday saß in einem Pulk von Mädchen und unterhielt sich mit ihnen. Daniel ging erst einmal zur Theke und bestellte sich selbst einen großen Schoko-Erdbeer-Becher, über den er kaum hinübergucken konnte. Dann setzte er sich dazu.
    »Hi, Daniel«, begrüßte Kate ihn gleich. »Wie war die Stunde? Kommst du voran?«
    »Ich habe es heute das erste Mal geschafft, keine Gedanken zu lesen«, erklärte Daniel nicht ohne Stolz.
    »Echt? Klasse!« Kate strahlte ihn an. »Ich wusste doch, dass du das mit etwas mehr Zeit hinbekommst. Wir anderen haben es ja auch geschafft.«
    Sunday war verdächtig still. Außer einem kurzen Blick, als er Daniels ansichtig geworden war, hatte er weder etwas gesagt, noch ihn begrüßt. Er nuckelte nur an seinem Eiskaffee und sah zwischen Kate und Daniel hin und her; ganz ohne den üblichen Überschwang, der ihm eigentlich noch nie abhandengekommen war. Daniel warf ihm einen Blick zu. Ein wenig fragend, aber eindeutig verwirrt.
    »Hey, was ist mit dir, Sunday?«, fragte er ihn, weil sein Freund allein auf Blicke hin nicht sagte, was ihn bewegte.
    »Hm?« Der Angesprochene sah auf. »Nichts ist. Ich dachte nur gerade, dass du ein bisschen zu direkt bist, Kate. Seid ihr Frauen sonst nicht raffinierter?«
    »Hä, was meinst du?«, fragten Kate und Daniel fast wie aus einem Mund. Sie schauten einander

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