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Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
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und die das Leben einfach lebenswert machten.
    Zwei Jahre war es nun her, dass er aus seiner Heimatstraße entführt worden war und man ihm glaubte, dass er Stimmen hörte, Bilder sah und Gefühle fühlte, die nicht die seinen waren. Er war ein Telepath und er war einer der Stärksten, die es seit langer Zeit gegeben hatte. So, wie er gegen fremde Gedanken hatte kämpfen müssen, so leicht fiel es ihm jetzt, einfach das Tor zu schließen und zu öffnen. Er kämpfte zwar immer noch mit imaginären Schatten, die es für ihn gab und die manchmal äußerst real waren, aber sie hatten keine Macht mehr über ihn.
    »Hallo Sunday!«, rief er plötzlich, als er seinen Freund sah, der sich lässig auf einem Ast lümmelte und ihn beobachtete.
    Sunday lächelte ihm zu und winkte. »Na, du hast es ihm aber ordentlich gezeigt! Der steht nicht wieder auf.«
    So sehr Daniel sich auch in den zwei Jahren verändert hatte, so wenig schien Sunday von der Zeit berührt worden zu sein. Das koboldhafte Gesicht hatte zwar etwas Babyspeck verloren, aber das war alles; außerdem schien es so, als würde Sunday die 1,70-Meter-Marke nicht mehr sprengen. Und nach wie vor trug er seine verrückten Klamotten, die heute in einem Dunkelrot und mit etwas Schwarz richtig dezent wirkten.
    »Was ist mit dir los, Sunday«, rief Daniel, »Bist du in Trauer?«
    »Wieso glaubst du das?« Leichtfüßig sprang dieser vom Ast und kam zu Daniel hinüber. »Ich hatte nur mal wieder Lust auf diese Sachen. Ich hatte sie an, als wir uns das erste Mal trafen und du hast gleich gelästert.« Er kicherte bei dieser Erinnerung vergnügt.
    Daniel sah ihn entgeistert an. »An was du dich alles erinnerst, aber nicht wissen, wie das Periodensystem zu lesen ist.«
    »Mathe und Chemie und Physik und das ganze Zeugs ist mir zu hoch«, erklärte Sunday in seiner bei diesem Thema gewohnt ernsten Art. »Da behalte ich lieber Wichtigeres im Kopf. Zum Beispiel den Speiseplan für heute Abend. Es gibt Schokoladenpudding.«
    »Och, Schokopudding gibt es jeden Samstag. Erzähl mir etwas, was ich noch nicht weiß«, meinte Daniel.
    »Hm ...« Sunday krauste die Stirn, als müsse er scharf nachdenken. »Die Häschen im Wald haben Junge bekommen, fünf Stück. Sie sind heute Nacht auf mir herumgekrabbelt.«
    »Ich glaube, ich bin eifersüchtig«, murmelte Daniel halblaut, als er sich das Bild vorstellte.
    Sunday grinste, er hatte das natürlich gehört. »So, willst du auch ein kuscheliges kleines Häschen sein?«
    »Wenn ich mir das so überlege, klar. Dann kann ich auf dir herumhopsen und du findest das gut.« Daniel grinste frech. Er hatte die Arme verschränkt, um seine Muskeln und seinen Brustkorb deutlicher zur Geltung zu bringen. Er liebte diesen Effekt. Er hoffte jedoch auch, dass er damit Sunday beeindrucken konnte.
    Dieser legte den Kopf schief und schmunzelte. »Sofern ich vorher nichts gegessen habe, okay. Oh, und du musst schon Hasenohren haben und einen Puschelschwanz.«
    Daniel versuchte, sich das Bild vorzustellen. Dann nickte er jedoch ernsthaft. »Okay, ich besorge Hasenohren und Puschelschwanz«, meinte er.
    »Cool!« Sunday war begeistert. »Du bist mir sowieso noch lieber als die Häschen.«
    Jetzt war es an Daniel zu lachen. »Ne, ernsthaft«, beruhigte er sich und lenkte wieder auf das Eigentliche. »Ich wäre gern mal ein Nachtling. Ein Hase ist gar nicht mal so schlecht. Ob ich im Kostümverleih so was finde?«
    »Versuch’s. Aber ich glaube nicht, dass du wirklich gerne ein Nachtling wärst«, wurde Sunday nun auch wieder ernst. »In der eigenen Haut zu bleiben ist gesünder.«
    »Wie? Was meinst du mit gesünder?«
    »Siehst du doch an mir, an Diadree, an den anderen von uns. Das wirst du nicht wollen.« Sunday zögerte, dann umarmte er Daniel spontan. »Es reicht, wenn einer von uns beiden gaga ist. Bleib du bei den künstlichen Hasenohren«, flüsterte er.
    Daniel drückte ihn ein Stück von sich und zwang ihn, ihm in die Augen zu blicken. »Du bist nicht gaga!«, stellte er klar. »Du bist anders und die anderen Nachtlinge auch. Aber das ist nicht ungesund.« Er küsste Sunday kurz und mit Nachdruck. »Also sag nicht so einen Unsinn!«
    Aber sein Freund schüttelte den Kopf. »Nenn es, wie du willst, es ist so. Ich beklage mich ja nicht, im Gegenteil. Aber komm nicht auf die Idee, mit einem von uns tauschen zu wollen.« Er rieb seine Nase gegen die Daniels. »Also, wann sehe ich dich mit Plüschohren?«
    »Mhm, wie wäre es mit heute Nacht?«, schlug

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