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Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
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Daniel!«
    Daniel hörte ihn jedoch nicht mehr. Er war Kraft, er war Fleisch und er war Gedanke. Er wusste nicht, dass er wie ein dunkler Schatten wirkte. Dass sich seine Gedanken verschleierten für seine Feinde. Er war nahezu unsichtbar, weil er sich in allem verbarg. Ihre Feinde konnten ihn nicht sehen, weil er nicht gesehen werden wollte. Daniel dachte nur am Rande über dieses merkwürdige Gefühl nach, aber dann überließ er sich ganz seinem Instinkt, der ihn sicher führte.
    Einem Radar gleich fand Daniel die Kinder, die die Flucht nicht geschafft hatten und sich verstecken mussten. Selbst die Nachtlinge waren für ihn irgendwie spürbar, auch wenn er sie nicht telepathisch erreichen konnte. Doch die Versteckten waren vorerst in Sicherheit. Schlimmer war die Situation für die, die schon fortgeschleppt wurden.
    Daniel sah nur schemenhaft die Angreifer, in schwarze Kampfanzüge gehüllt wie Alptraumgeschöpfe. Er wusste aus irgendeinem Grund, dass es sich um Projektionen in seinem Kopf handelte, um ihn und die Kinder überhaupt abzuschrecken und sie so zu lähmen, dass sie sich gegen ihre Entführung nicht wehrten. Selbst die Waffen, die sie trugen, konnten nicht soviel Schrecken verbreiten. Die Aura der Invasoren glich giftigen Dämpfen, die jeden in Reichweite lähmten.
    Für einen Moment hinterließen sie deutliche Abdrücke in Daniels eigener Aura. Aber dann konnte er seine Gedanken wieder fokussieren. Er stürzte sich auf den Nächstbesten, der einen bewusstlosen Nachtling mit sich trug. Es war Teresa, ein Mädchen, das sich in einen kleinen Puma verwandeln konnte. Daniel hatte nicht viel mit ihr zu tun gehabt, aber er kannte sie und das hier machte ihn wütend.
    Mit einer Kraft in sich, die er im Dojo nie gespürt und daher auch nie ausgespielt hatte, schlug er den Entführer nieder und fing Teresa auf. Er brachte sie zu einem nahe bei ihm versteckten Nachtling, der sie ängstlich in seine Arme nahm und Daniel verzerrt anlächelte.
    »Ich kann nicht kämpfen«, wisperte der kleine Junge. Daniel erinnerte sich, dass er ein Neuer war und sich in ein Schneekäuzchen verwandelte. Sein Name war wie seiner: Er hieß auch Daniel.
    »Pass einfach auf sie auf!«, bat er ihn und lief wieder los.
    Obwohl Daniel nur Chaos im Äther der Gedanken wahrnahm, wusste er doch, wohin er laufen musste: weiter nach oben. Und tatsächlich hörte er im nächsten Querflur erneut Schüsse. Sekundenbruchteile später stolperte ihm Diadree entgegen; der Ärmel ihres Kleidchens war blutig.
    »Daniel? Da hinten sind noch mehr ...«, flüsterte sie. Daniel nahm sich hoch, schaute sich gehetzt um und entdeckte einen tiefen Wandschrank. »Ich setze dich auf die obersten Regalbretter«, flüsterte er. »Versteck dich da und rühr dich nicht. Lass dich nicht von ihnen erwischen. Sie sind auch draußen im Garten. Du kannst nicht weglaufen. Ich gehe zu den anderen und helfe ihnen.« Daniel untersuchte eilig, woher das Blut kam. »Deinen Arm werden wir später versorgen, Kleines, nicht wahr?«, fragte er. Ein Hauch Panik hatte sich in seine Stimme geschlichen und Daniel merkte entsetzt, dass er nicht glaubte, dass sie alle Kinder würden retten können.
    Diadree nickte. »Mach ich. Ich bin ganz leise. Beeil dich bitte!« Daniel hob das Mädchen hoch und schob die Türen zu; er konnte nur hoffen, dass wirklich keiner der Angreifer hier nachsah. Wieder donnerten Schüsse durch das Haus und ließen einige der versteckten Kinder leise wimmern. Die Schüsse kamen aus den Räumen am Ende des Flurs.
    Daniel sah, wie einer der Schattenangreifer auf die herbeigeeilten Wachen schoss, die, verwickelt in die Verteidigung des Instituts, ihn nicht bemerkten. Daniel merkte am Rande, dass auf die Kinder offenbar gar nicht geschossen wurde. Wenn sie getroffen wurden, dann lag das daran, dass es ein ziemliches Chaos gab. Daniel spürte jedoch noch mehr. Er hörte , dass die Entführer telepathische Anweisungen bekamen. Er konnte diese nicht direkt lesen. Aber es machte Sinn, die Invasoren auf diese Weise zu koordinieren.
    Daniel schwankte einen Moment zwischen sich konzentrieren, um herauszufinden, wer die Befehle gab und wie sie lauteten, und dem unbändigen Drang loszustürmen, um die Angreifer aufzuhalten. Letzteres gewann die Oberhand. Erneut huschte eine schattenhafte Gestalt über den Korridor, und diesmal rannte Daniel los. Er spürte, wie sein Körper sich an all die erlernten Kampftechniken erinnerte, auch wenn in ihm selbst die Wut Oberhand gewonnen

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