Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
Vom Netzwerk:
bleibt auch so«, gab Demetrius mit einer Kälte in der Stimme zurück, die in Kontrast zu seinen vorherigen Worten erschreckend war. »Und falls ich unsere Abmachung gebrochen habe, nehme ich alles zurück.« Er griff nach seinem Glas. »Das meine ich ernst.«
    Fearman sah ihn fast anklagend an, dann trat er zum Fenster. Die Anspannung war ihm deutlich anzusehen. »Du willst heute sehr vieles wissen«, erklärte er, ohne den Blick nach draußen abzuwenden. »Was denkst du, was ich glauben soll?«
    »Das Übliche: dass ich dich letztendlich doch nur ausnutze, um zu erfahren, was ich wissen will. Das hatten wir alles schon einmal.« Demetrius lehnte sich zurück und sah zu Fearman, der nur eine Silhouette im schwachen Licht des Fensters war.
    Dieser sah Demetrius an. »Du kennst die Regeln, unter denen wir uns hier treffen können«, erinnerte er seinen schneeweißen Gegenpart in jeglicher Hinsicht. »Warum willst du das aufs Spiel setzen, nur um deine Neugier zu stillen? Hast du ein Interesse daran, das hier zu beenden, oder wie soll ich das verstehen? Sag es mir bitte!«
    »Nein. Ich hatte nur persönliche Gründe zu fragen. Aber ich werde damit aufhören, damit du dich wieder entspannen kannst.« Demetrius trank sein Glas leer und schenkte sich nach. »Dein Essen wird kalt.«
    Fearman entschied, dass er wohl oder übel die Gefahr liebte. Er setzte sich wieder an den Tisch. Demetrius lächelte ihn an. Es wirkte nicht im Geringsten gefährlich, aber das hieß nichts. »Wie wäre es mit Nachtisch?«, fragte er leise.
    Fearman lehnte sich zurück. Seine Gedanken rasten. Dann entschied er, dass der Chef der Abteilung der Firma in London sicher kein Interesse daran hatte, sich in demütigender Lage vor seinen Leuten zu befinden. Also stand Nachtisch durchaus an. Fearman lächelte. »Warum nicht?«, stellte er die rein rhetorisch gemeinte Gegenfrage.
    Demetrius stand auf, um gleich darauf aus der Küche mit einem Teller Vanilleeis wiederzukommen. Er reichte Fearman einen Löffel. »Hier, ehe es schmilzt.«
    Fearman lachte. »Nur ein Teller? Für uns beide? Nun, dann ...« Er stach sich ein Stück Eis ab und aß mit sichtlichem Vergnügen.
    Demetrius setzte sich wieder und angelte sich mit seinem Löffel ebenfalls ein Stück Eis. Es war genau richtig; nicht mehr steinhart gefroren, aber auch noch nicht flüssig. »In manchen Kulturen muss man ein solches Vergnügen mit der eigenen Seele bezahlen, heißt es«, sinnierte er.
    »Oh, das lohnt sich aber dann nicht sonderlich. Wenn, dann muss man schon richtig sündigen!«, meinte Fearman.
    »Stimmt.« Demetrius’ Augen blitzten herausfordernd, während er sich noch einen Löffel Eis in den Mund schob.
    Fearmans Aussehen wandelte sich unmerklich und wurde eindeutig tierhafter. »Ich will dich sehen, mein weißer Todesengel«, flüsterte er rau.
    Betont genüsslich leckte Demetrius seinen Löffel ab und stand dann auf, um langsam zu seinem Gegenüber zu gehen. »Aber lass heute deine Krallen eingefahren«, flüsterte er.
    »Hast du Angst?«, fragte Fearman ihn provozierend.
    »Nein, aber mein Anzug ist neu; ich hätte ungern Risse darin«, gab Demetrius zurück und beugte sich vor. Seine langen, weißblonden Haare strichen über Fearmans Wange, die deutlich schwarze Behaarung aufwies, welche noch vor zwei Sekunden nicht da gewesen war. Demetrius wusste, dass auch das blendend weiße Gebiss jetzt ausgeprägtere Eckzähne aufwies.
    Fearman knöpfte die Knopfleisten seines Jacketts und seines Hemdes auf. »Dann zieh dich aus. Vollständig!«, riet er.
    Demetrius zögerte keine Sekunde, der Aufforderung Folge zu leisten. Stück für Stück flatterte der schwarze Seidenanzug zu Boden, enthüllte Haut, die die gleiche Farbe wie das Vanilleeise hatte. Perfekt und ebenmäßig bis auf einige dünne Narben auf der Brust, die zu denen in seinem Gesicht passten. Demetrius streckte die Hand aus und schaltete das Licht im Esszimmer aus. Nur der Mond sandte noch sein fahles Licht durch die Fenster.
    Fearman wurde von der Dunkelheit komplett verschluckt, während Demetrius selbst wie ein Neonschild leuchtete. Es raschelte leise. Fearman zog sich aus und war dann lautlos bei Demetrius.
    Der fühlte dies mehr, als das er es sah. Die große, dunkle Präsenz, warmes Fell, die Spitzen von felinen Ohren. Im Dunkeln glühende Augen, denen nicht der leiseste Atemzug entging. Aber Demetrius wich nicht zurück. Er hatte es nie getan, vom ersten Moment an nicht.
    Fearman küsste ihn sanft und schnurrte.

Weitere Kostenlose Bücher