Die Akte Daniel (German Edition)
Traumgänger gegen alle. Sie versuchten, selbst die Nachtlinge zu erreichen oder zumindest zu verwirren.
Aber nun waren die Tracker am Zuge. Und wenn sie heute zwei der vermissten Kinder wieder sicher in die Schule zurückbringen konnten, war etwas gewonnen.
Gordon zückte sein Infrarotfernglas und beobachtete die Wachen am Eingang. Laut Georges Information sollte gleich Wachwechsel sein. Er winkte Stella und Jeremy unauffällig zu. Es war bald soweit.
Das Zwielicht verbarg sie mehr schlecht als recht. Aber noch einen Meter näher und sie würden entdeckt werden – vor allen Dingen, wenn die Wachen derart in Bewegung waren. Fahrzeuge fuhren wie Hornissen aus einem Stock ein und aus.
»Die kriegen da keine Ruhe rein!«, murrte er.
Derweil waren seine beiden Teamkollegen ebenfalls näher gekrochen. »Wir müssten sie ablenken«, wisperte Stella. »Die Tür ist leider der einzige Eingang.«
»Das ist eine Festung«, bestätigte Jeremy.
»Also, Jungs«, Stella sah zwischen den Zwillingen hin und her, »ich fürchte, diesmal brauchen wir wirklich ein kleines Feuerwerk. Derweil sehe ich zu, dass ich hineinkomme.«
»Die werden uns abwehren. Ich habe Kinetiker gesehen. Das geht nicht gut«, murmelte Jeremy. Gordon begegnete seinem Blick. Stella unterdrückte einen Fluch.
»Wenn die uns abwehren«, murmelte Gordon, »dann haben wir hier einen echten Kleinkrieg und der Wald im Umkreis von dreißig Kilometern ist Geschichte.«
»Sonstige Ideen, meine Herren? Jede Minute, die die Kinder weiterhin in den Händen dieser Verbrecher sind, ist gefährlich. Ich finde, wir sollten das Risiko eingehen. Das ist unser Job«, meinte Stella.
»Das Risiko fürchte ich nicht. Mir geht es mehr um den Erfolg und der misst sich daran, ob wir die Kinder heil da raus bekommen«, wandte Jeremy ein. »Nein, wir können da nicht rein mit Feuer und raus mit Feuer. Wir brauchen die Schwachstelle in dieser verdammten Festung und wir müssen eine Schneise bei der Überwachung schneiden. Die Telepathen bereiten mir Kopfzerbrechen.«
»Problem ist nur, dass unsere Telepathen im Augenblick nicht helfen können. Wir sind in der Hinsicht auf uns gestellt«, gab Stella zu bedenken. Eine gute Nachricht klang anders.
»Dann eben gute alte Agentenarbeit«, meinte Gordon. »Wir gehen jeden Zentimeter ab und suchen die Schwachstelle.«
Die beiden anderen nickten; etwas anderes blieb ihnen auch nicht übrig. Vorsichtig krochen sie weiter und teilten sich dann auf, um lautlos um das ganze Gelände schleichen zu können. Aber auch nicht die kleinste Lücke schien sich in der Verteidigung ihrer Feinde auftun zu wollen.
Inzwischen war es Nacht geworden. Missmutig beobachtete Stella die patrouillierenden Wachen. Warum konnten sie alle nicht einfach müde werden und spontan ein Nickerchen halten? Sie blinzelte und lächelte dann, als ihr eine Idee kam.
Gordon und Jeremy kamen zu ihr. »Ein Panzer wäre nicht schlecht«, brummte Jeremy als Vorschlag. »Dann fahren wir damit direkt auf die Stromversorgung und legen das Lager lahm.«
»Ich fürchte, so schnell bekommen wir den nicht«, wisperte Stella, »Aber ich weiß etwas anderes. Holt mal die Gasgranaten aus dem Auto. Wenn wir sie zeitgleich auf alle Wachposten werfen, kann niemand Alarm schlagen.«
»Die mit dem Schlafgas?«, fragte Gordon und grinste breit. »Aye, Ma’am, wird erledigt.«
Die beiden jungen Männer huschten lautlos davon, während Stella die Wachen weiter im Auge behielt. Wenn sie wieder einen Wachwechsel abpassten, könnten sie mehrere Wachen mit einem Schlag außer Gefecht setzen. Keine halbe Minute später war jeder von ihnen mit einem halben Dutzend Granaten ausgestattet. Tatsächlich stand ein neuer Wachwechsel bevor; schließlich hatten sie lange genug gewartet, um den Rhythmus vorherzusagen. Jeremy sicherte noch einmal ihren Rücken und alles, was sie einsehen konnten und mussten. »Ich habe auch die Nebelraketen ausgerichtet. Sag, wann ich sie starten soll!«, flüsterte er Gordon zu.
Dieser nickte.
Langsam bezogen die drei ihre Posten. Stella sah hinüber zu den Wachen. Jetzt gleich ... »Los!«, zischte sie. Die beiden jungen Männer reagierten sofort. Zischend flogen die Nebelraketen auf, die Wachen sahen alarmiert hoch und drängten sich noch etwas dichter aneinander, um eine Abwehrfront zu bilden. Gleichzeitig warfen jedoch die drei Tracker auch noch die Gasgranaten ab.
Jeremy, Stella und Gordon zogen sich ihre Masken über und fächerten sich auf, um das freie
Weitere Kostenlose Bücher