Die Akte Daniel (German Edition)
Daniel nun in ihrer Mitte zu haben.
Daniel machte das am ersten Tag nichts aus, nicht am zweiten oder am dritten, doch nach fast einer Woche lagen seine Nerven blank. Er war noch nie gemobbt worden. Die Schüler seiner alten Schule taten das nicht und hatten es auch nie getan. Im Gegenteil, von Anfang an zeigten sie ihm gegenüber eine Herzlichkeit, die die Wunden schnell hatten heilen lassen. Sie wussten, wer Daniel war und sie hatten auch nicht vergessen, dass viele von ihnen von ihm gerettet worden waren. Er war sogar mit einigen befreundet und mit allen anderen in guter Bekanntschaft verbunden. Doch hier, bei den fremden Telepathen in der neuen Schule bekam er etwas zu spüren, was er noch nie erlebt hatte: Er wurde gehasst. Selbst, als er noch bei seinen Eltern gelebt hatte und dort zur Schule gegangen war – es schien hundert Jahre her zu sein – hatte man ihn nie geärgert, sondern nur ignoriert.
Daniel taumelte nach einer letzten spitzen Attacke in sein zerebrales Zentrum durch den Gang und hielt sich an den Fensterbrettern fest, die zu seinem Glück in kurzen Abständen angebracht waren.
»Hey, Danny«, meldete sich Stellas vertraute Stimme hinter ihm. Die junge Frau trug wie immer die Haare hochgesteckt und eine schlichte schwarze Jeans samt Bluse, aber ihr Eindruck war ein wenig, nun, lehrerhafter als sonst. »Alles okay?«, fragte sie.
Daniel blinzelte sie an. Seine Sicht war noch immer verschwommen. »Alles klar. Kein Problem. Ich werde pünktlich zum Kampftraining da sein«, versprach er.
»Das meinte ich nicht.« Stella verschränkte die Arme. »Ich bin kein Telepath, aber ich sehe, dass es dir nicht gut geht. Also, was ist passiert?«
»Ach nichts, ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen. Kann sein, dass ich doch nicht so gut bin.« Daniel zuckte vage mit der Schulter. Er musste wirklich bald besser werden.
»Geh zu Mrs. Terranto und bitte sie, dir mit deinen Abschirmübungen zu helfen. Hier sind die Umstände anders«, riet ihm Stella. »Ich werde nachfragen, ob du mit ihr gesprochen hast.«
Daniel fluchte stumm. »Ja, werde ich«, brummte er missmutig. »Hatte ich sowieso vorgehabt.« Damit drängte er sich vorbei. Die neue Schule war nervig. Er verfluchte die Firma und alles, was sie tat und getan hatte. Ohne ihren Angriff wäre er immer noch auf dem alten Internat und alles wäre in Ordnung. Aber wo sollte er jetzt sonst hin? Sobald er da draußen war, würde die Firma ihn einkassieren, also blieb ihm nichts übrig, als hier auszuhalten, bis er besser wurde.
Daniel ging schnurstracks zu Mrs. Terranto. So richtig hatte er keinen Hunger, obwohl jetzt Mittagspause war. Er würde sowieso wieder gemobbt werden und niemand bekam etwas mit, weil es nicht körperlich geschah.
Seine Mentorin war gerade dabei, ihr neues Büro zu verlassen. »Hallo Daniel«, begrüßte sie ihn. »Auf dem Weg zum Mittagsessen? Und ganz ohne Sunday, das ist etwas Neues.«
»Ich habe ein wenig Kopfschmerzen«, antwortete Daniel wahrheitsgemäß. »Ich wollte nur Bescheid geben. Stella meinte, ich soll gleich zu Ihnen gehen.«
Mrs. Terranto musterte ihn kurz, und Daniel spürte eine leichte mentale Berührung. Dann runzelte sie die Stirn. »Kein Wunder, dass du Kopfschmerzen hast. Geh dich ausruhen, ich werde mich darum kümmern.«
»Nein!«, rief Daniel. »Nicht darum kümmern!« Er sah sie entsetzt an.
»Wieso nicht? Es geht nicht an, dass ein paar der anderen dir mit Absicht Kopfschmerzen bereiten. Das ist gegen die Schulregeln.«
»Sie hassen mich schon jetzt«, entgegnete Daniel. »Sie werden mich noch mehr hassen, wenn ich wegen jedem kleinen Ärger zu den Lehrern renne.«
»Und was willst du tun? Einfach so weitermachen? Nein, Daniel. Würden sie dich verprügeln, würde ich sagen, dass du das selber regeln musst, aber das hier ist etwas anderes.« Mrs. Terranto sah entschlossen aus, als sie das sagte.
»Nein, so ist es falsch. Wenn es nicht sein darf, dann bringen Sie mir bei, wie ich mich selbst schützen kann. Es kann nicht sein, dass mir jeder dahergelaufene Telepath Kopfschmerzen verpassen kann, wenn ich einmal ein Tracker werden will. Das muss anders gehen«, erklärte Daniel deutlich aufgeregt.
»Nun, darum werden wir uns auch kümmern. Komm heute Nachmittag zu mir, dann arbeiten wir an deinen Barrieren. Und jetzt geh etwas essen, du siehst blass aus.«
»Werden Sie etwas tun?«, fragte er sie ängstlich.
»Daniel, ich kann nicht zulassen, dass solche Methoden hier um sich greifen. Kein Telepath
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