Die Akte Daniel (German Edition)
»Okay. Ich werde daran denken.« Sie kratzte sich etwas verlegen, dann musste sie schallend lachen. »Entschuldigt, Jungs, aber das ist einfach nur ...«
»Was denn?« Sunday verschränkte die Arme. »Was ist so dumm daran, sich ordentlich zu informieren?«
»Na ja, braucht ihr dazu nicht noch ein paar Dinge, die mehr der Praxis zugetan sind?«
Daniel brummte: »Einmal Kondome vielleicht, und weiß nicht, was man sonst so braucht.«
»So’n Zeugs, Gleitcreme, glaube ich«, warf Sunday ein. »Ansonsten ... wenn du noch was Nützliches findest, bring es mit.«
»Hört sich gut an, die Auswahl«, konstatierte Stella und sah auf ihr Nutellabrötchen; sie fragte sich, wie sie denn da jetzt hatte hineingeraten können. »Ich werde mal schauen, was es da so gibt. Auch irgendetwas Rosafarbenes? Oder was mit einem Regenbogenmotiv?«
»Öh, Kondome mit Geschmack? Das klingt irgendwie witzig«, fügte Sunday noch ein. »Oh, und mir ist der Kajal ausgegangen. Einmal Black Magic, wasserfest.«
»Noch was? Lippenstift? Mascara? Lidschatten?«, säuselte Stella, die sich nicht erinnern konnte, jemals so etwas für sich gekauft hätte.
»Sein Lidschatten ist auch aus«, murmelte Daniel mit einer Stimme, die jedem riet, nicht weiter nachzufragen.
»Stimmt, danke.« Sunday war sich des vagen Spotts nicht bewusst. »Da hätte ich gerne den Anthrazitfarbenen mit Silber drin. Soll ich das alles vielleicht mal aufschreiben?«
»Nein, ich denke, dass ich mir das merken kann. Eine besondere Marke?« Stella sah zu Daniel, der das Gesicht verzog.
»Öhm, ich nehme immer die Sachen von Star Glamour . Das Geld bekommst du hinterher wieder.«
Stella nickte. »Du brauchst nichts?«, fragte sie Daniel.
Der schaute auf. »Nein, mag kein Make-up. Das ist zu langwierig, zu schmierig und bleibt im Bettzeug hängen. Das von Sunday reicht.«
Stella unterdrückte ein Husten ähnlich dem von Daniel.
»Hey, ich nehme Wasserfestes, das schmiert nicht. Sogar das Lipgloss ist kussfest«, verteidigte Sunday seinen Kosmetikfetisch. »Nicht jeder ist von Natur aus so schön, wie ihr beide es seid.« Er zog einen Schmollmund.
»Wer sagt, dass du das nicht bist?«, fragte Daniel entrüstet. »Du bist schön. Irgendwie hast du ein Problem. Außerdem kann nicht jeder so gut einen Rock tragen wie du.«
Dem musste Stella im Stillen auch zustimmen. Gut, er war ein Junge. Aber die meisten Mädchen legten nicht annähernd soviel Eleganz in ihre Bewegungen wie Sunday. Eigentlich war es offensichtlich, von welchem Ufer Sunday kam. Daniel schien das nur insoweit zu stören, wie das die meisten Jungs störte, wenn es um ihre Freundinnen ging: Lippenstift auf der Wange, Rouge auf dem hellen Shirt.
»Ach, das ist bloß Übungssache«, winkte Sunday ab. »Du würdest in einem Minirock auch super aussehen, Stella, wenn du so was mal tragen würdest. Okay, Daniel, bei dir würde ich allerdings davon abraten.« Er kicherte.
Sein Freund knuffte ihn kräftig. »Lass das!«, murmelte er. Es war peinlich vor Stella, die sich tapfer in ihr Brötchen verbiss, damit sie nicht lachen musste. Sunday war nun brav still, schien sich aber keiner Schuld bewusst. Schließlich hatte sich Stella wieder soweit im Griff, dass sie antwortete: »Na gut, Jungs, ich werde mal sehen, was ich machen kann. Wie, äh, eilig ist das denn?«
Sunday überlegte nicht lange. »Am besten sofort!«
Daniel hustete erneut. Stella verspürte den gleichen Reiz.
»Sobald es geht«, relativierte Daniel und lächelte gequält.
»Na gut. Wir haben noch einiges zu tun, aber am Wochenende komme ich sicher mal in die Stadt.« Stella erhob sich und sah die beiden an. »Bis dahin, na ja ...« Sie wusste nicht so recht, was sie sagen noch sollte. »Stellt keinen Unsinn an«, fiel ihr dann ein und sie fand, dass das in Anbetracht dessen, was die zwei vorhatten, wirklich ein unsinniger Rat war.
»Ohne Theorie keine Praxis!«, meinte Sunday und Daniel hoffte, dass das Gespräch damit endlich endete, ehe er sich nicht mehr aus dem Boden ausgraben konnte, in dem er Stück für Stück versank.
Stella schwieg zu Sundays Kommentar wohlweislich und wechselte einen Blick mit Daniel. Sie war erleichtert, dass es dem Jungen nicht sehr viel besser erging als ihr. Im Leid vereint. »Schont euch«, riet sie, aber dieses Mal zum Scherz, und ging aus dem Zimmer.
»Na bitte, ein Problem gelöst«, kommentierte Sunday zufrieden und griff nach dem nächsten Brötchen. Es war bereits das Vierte.
Daniel wäre am liebsten
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