Die Akte Daniel (German Edition)
zusammen und trat durch die Glastür.
»Hallo, was kann ich für Sie tun, junge Dame?«, hörte Berenice eine Frauenstimme unweit von ihr. Eine Frau näherte sich ihr gerade über den Gang entlang. Sie trug eine dieser Aktentaschen, die jemanden sehr wichtig erscheinen ließen. Die Frau mit ihrem teuer wirkenden Kostüm lächelte sie einnehmend an.
»Ich ... äh ...« Berenice wusste nicht wirklich, was sie sagen sollte. All ihre Zuversicht schien mit Jason verschwunden zu sein. Dann jedoch wählte sie die Worte, die ihr ganz sicher alles eröffnen oder alles verschließen würden: »Ich suche jemandem vom Ordo Divinatio . Es ist wichtig.«
Die Frau verlor ihr Lächeln. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, antwortete sie, aber es war offensichtlich, dass sie log.
»Bitte, ich weiß, dass ich hier richtig bin. Ich bin ein Nachtling, wissen Sie. Ich kann es Ihnen bei Tag ja nicht beweisen, aber ich brauche wirklich Hilfe!«
Die Frau wurde blass. Dann nickte sie. Sie zog einen Schlüssel aus ihrer Tasche und bedeutete Berenice, dass sie schweigen sollte. Sie öffnete eine große Bürotür mit einem Messingschild daneben und bat sie herein.
Berenice folgte ihr erleichtert. Offenbar war sie wirklich richtig hier. »Ich heiße Berenice Stockwell«, erinnerte sie sich an ihre guten Manieren.
»Mein Name ist Mary Blackwood. Ich bin hocherfreut, Sie kennenzulernen, Miss Stockwell. Wir haben Sie schon seit sehr langer Zeit vermisst.«
»Vermisst? Kennen Sie mich denn?«, wollte Berenice überrascht wissen.
»Nun, kennen wäre zu viel gesagt. Wir hätten Sie nur gern früher kennengelernt. Wir haben zu spät von Ihnen erfahren. Als wir von Ihnen erfuhren, waren Sie für uns unerreichbar. Aber jetzt setzen Sie sich doch erst einmal und erholen sich von dem Schrecken!« Mary Blackwood deutete in eine Ecke des nobel ausgestatteten Büros, wo ein Ledersofa und zwei Ledersessel sich um einen Tisch gruppierten.
Berenice kam der Aufforderung nach; sie fühlte sich schon ein wenig sicherer. »Ich war in einem der Labors der Foundation «, berichtete sie und gab Miss Blackwood einen kurzen Abriss der Geschehnisse. Von Jason zu sprechen schmerzte sie jedoch.
»Der Dämon hat Sie befreit? Wo ist er? Wir hätten nicht gedacht, dass er noch lebt. Er muss schon längst ausgebrannt sein.« Miss Blackwood ging zum Telefon und wählte eine Nummer. »Wir haben einen Dämon im oder um das Haus. Er kann nicht weit weg sein, glaube ich. Er ist von der Firma. Versuchen Sie ihn zu finden. Aber versuchen Sie nicht, ihn einzufangen.«
»Nein, lassen Sie ihn in Ruhe!« Berenice sprang auf. »Er hat alles riskiert, um mir zu helfen! Und er ist keine Gefahr für Sie!«
Miss Blackwood sah sie traurig an. »Gut, wenn Sie ihn sehen sollten, dann ignorieren Sie ihn bitte. Behalten Sie ihn jedoch im Auge. Ich wiederhole, nehmen Sie ihn nicht gefangen.« Sie legte wieder auf. »Ich hatte nicht vor, ihm wehzutun«, erklärte sie.
Berenice sah sie an. »Und was dann? Er ist in der kurzen Zeit sehr schnell gealtert, vielleicht hat er nicht mehr viel Zeit ... könnten Sie ihm denn helfen?«
Miss Blackwood setzte sich zu ihr und faltete die Hände. » Dämonen altern nicht schneller. Aber es ist eine ausgewogene Ernährung und eine gewisse Disziplin notwendig. Bewegen sie sich immer so schnell, dann brennen sie aus. Es gibt nicht viele Dämonen . Jason Ghost hätte man beibringen müssen, dass er sich auch ohne sein Talent schnell bewegen kann. Nur in Notfällen hätte er sich mit seinem Talent bewegen dürfen. Ich fürchte, um den Effekt rückgängig zu machen, ist es zu spät. Aber mit Ruhe, Ernährung und Medikamenten kann er noch sehr alt werden. Auch für einen Menschen, nicht nur für einen Dämon .«
»Wirklich?« Berenice hatte das Gefühl, eine riesige Last würde von ihr genommen. »Dann bitte ich Sie inständig, ihm zu helfen. Ich weiß, er hat im Namen der Foundation Schreckliches getan, aber es hat ihm gewiss keinen Spaß gemacht. Und um mich hat er sich immer gekümmert. Könnten Sie ihm nicht eine Chance geben?«
Miss Blackwood seufzte. »Ich fürchte, so leicht ist das nicht. Wenn Jason Ghost nicht von allein kommt, wird ihm niemand helfen können und jetzt, da er die Firma verraten hat, ist er in Lebensgefahr. Aber ich glaube, das wusste er, als er sie befreit hat. Er wusste, was es für ihn bedeutet, Sie hierher zu bringen.«
»Trotzdem müssen Sie doch irgendwas tun können!«
»Nun ...« Miss Blackwood lehnte sich zurück.
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