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Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Bodenstewardess an, »wäre es möglich mir einen Sitzplatz neben Miss Yadin zuzuweisen? Wir sind alte Freunde und haben uns zufällig hier getroffen.«
    Mit einem freundlichen Lächeln nahm die Stewardess Gropius Ticket zur Hand und tippte irgendetwas in ihren Computer. Schließlich meinte sie: »Tut mir Leid, Mr. Gropius, die Maschine ist ausgebucht; aber vielleicht können Sie im Flugzeug einen Platztausch vornehmen. Miss Yadin sitzt nur zwei Reihen vor Ihnen.«
    Gregor bedankte sich. Er wusste jetzt, dass Sheba in der Maschine war. Wie er allerdings reagiert hätte, wenn neben Sheba ein Platz frei gewesen wäre, das wusste er nicht.

K APITEL 13
    D ie Sonderkommission der Münchner Kriminalpolizei unter Wolf Ingram war inzwischen nicht untätig geblieben. Über Interpol erwirkte Staatsanwalt Markus Renner einen internationalen Haftbefehl für Dr. Fichte, der sich bis vor wenigen Tagen in Monte Carlo aufgehalten hatte. Als die monegassische Polizei sein Appartement stürmte, war der Vogel ausgeflogen. Sein Flugzeug, die zweimotorige Piper Seneca II, stand auf dem Flughafen von Nizza unter ständiger Beobachtung.
    Beim Bundesnachrichtendienst BND konzentrierten sich die Ermittlungen noch immer auf die Dechiffrierung des Kürzels IND, dem für die Enttarnung der Hintermänner des Transplantationsskandals eine besondere Bedeutung zukam. Denn dass Fichte nur ein Rad in einer großen Maschinerie war, die sich das Leid wohlhabender Leute zunutze machte, und dass der Fall vermutlich eine Dimension hatte, die geeignet war, den Fahndern Angstschweiß in den Nacken zu treiben, darüber waren sich alle Beteiligten einig.
    Sowohl für Ulf Peters vom BND wie für Wolf Ingram von der Sonderkommission stand fest, dass sie es mit einer gefährlichen Organisation zu tun hatten, die irgendwo, vielleicht sogar außerhalb Europas, aus dem Verborgenen operierte.
    Die Kranzschleife mit dem rätselhaften Kürzel IND am Grab des von Fichte operierten Thomas Bertram hatte die Fahnder drei Tage lang beschäftigt, bis sie am anderen Ende der Stadt jenes Blumengeschäft fanden, in dem der letzte Gruß in Auftrag gegeben worden war. Die Besitzerin, eine unbedarfte, gutmütige Frau, der man zutrauen konnte, dass sie mit ihren Blumen heimlich Zwiesprache hielt, erinnerte sich an einen untersetzten, dunkelhaarigen Mann in schwarzer Kleidung, der die Bestellung bar bezahlte und obendrein noch ein sattes Trinkgeld gegeben hatte. Summa summarum brachte diese Auskunft die Ermittler jedoch keinen Schritt weiter.
    Auch die von einem Profiler im Landeskriminalamt erstellte OFA (Operative Fallanalyse) wies keine Querverbindungen zu ähnlichen Verbrechen der Vergangenheit auf. Folglich erwies sich auch die Datenbank VICLAS mit Tausenden gespeicherten Gewalt- und Serientätern als Fehlanzeige. Nein, die einzige konkrete Aussage, die der Profiler des LKA treffen konnte, lautete wie folgt: Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen haben wir es mit einer völlig neuen Art von Verbrechen und einem bisher nicht in Erscheinung getretenen Täterkreis zu tun.
    Dass Dr. Fichte und Dr. Prasskov gefasst würden, war in den Augen der Fahnder nur eine Frage der Zeit. Aber Wolf Ingram gab sich keiner Illusion hin, ihm war längst klar, dass sich hinter den einzelnen Todesfällen ein Netzwerk skrupelloser Verbrecher verbarg, die ein ganz anderes Ziel verfolgten, als es den Anschein haben mochte. Er hatte keinen Beweis, aber sein kriminalistischer Verstand und die langjährige Erfahrung im Dezernat 13 (Organisierte Kriminalität) sagten ihm, dass das Motiv dieser Leute vielleicht auf einem ganz anderen Feld zu suchen war. Aber auf welchem?
    Nachdem der Einsatz einer achtköpfigen Sonderkommission, der Informationsaustausch mit dem Landeskriminalamt und die Unterstützung durch den Bundesnachrichtendienst sie der Lösung des Falles kaum näher gebracht hatten, hoffte Wolf Ingram auf den stärksten Verbündeten aller Fahnder dieser Welt, den Zufall. Es ist kein Geheimnis und gewiss nicht dazu da, die Arbeit der Kriminalisten herabzusetzen – aber die perfidesten, raffiniertesten, unlösbar scheinenden Verbrechen werden – oft nach Jahren – durch Zufall aufgeklärt.
    Kein Zufall war die Festnahme Dr. Fichtes auf dem Flughafen Charles de Gaulle in Paris am selben Abend. Fichte hatte für sich und Veronique Gropius einen Nachtflug nach Miami gebucht und gehofft, in den Vereinigten Staaten unterzutauchen und so einer Strafverfolgung zu entgehen. Am nächsten Morgen

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