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Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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klang; in etwas freundlicherem Tonfall meinte sie schließlich: »Kommen Sie, Miss Yadin, mein Onkel Giuseppe besitzt ein Antiquitätengeschäft in der Nähe der Akademie der Wissenschaften. Dort befindet sich, was Sie suchen.«
    Vor dem Haus unter einer Pinie parkte ein uralter Peugeot 504, dessen beste Jahre eine Generation zurücklagen, aber irgendwie passte das dunkelgrüne, verwitterte Fahrzeug zu Signora Selvini. Die Fahrt entlang des Po hinüber zur anderen Seite des Flusses dauerte nicht lange und verlief ziemlich schweigsam, unterbrochen nur von ein paar Bemerkungen über das warme Frühlingswetter. Francesca war nicht ganz wohl bei der Sache und sie behielt den Weg, den der Wagen nahm, fest im Auge. Vor einem kleinen Laden mit vergittertem Schaufenster, in dem sich allerlei Trödel türmte, darunter ein altes Schaukelpferd und eine schäbige Gipsmadonna in Lebensgröße, hielt Signora Selvini an.
    Onkel Giuseppe, ein kleiner Mann mit weißen, flaumigen Haaren, war etwa neunzig, aber korrekt gekleidet und blickte ihnen durch dicke Brillengläser entgegen. Er hörte nicht mehr so gut, und Signora Selvini musste sich durch lautes Rufen verständlich machen, sie wolle dem Tresor etwas entnehmen. Tatsächlich entdeckte Francesca unter all dem Plunder und abgewohnten Mobiliar einen braunen Tresor aus dem 19. Jahrhundert mit aufgemalten Verzierungen. Aus der Jackentasche ihres Kostüms zog Signora Selvini einen altmodischen Schlüssel mit Doppelbart, dann öffnete sie den Geldschrank und entnahm einen etwa zwanzig mal dreißig Zentimeter großen Umschlag mit der Aufschrift: ›Sig. Schlesinger, Monaco di Baviera‹.
    Als Francesca die zögernde Haltung der Signora bemerkte, drehte sie sich um und angelte das Geld aus ihrer Unterwäsche, das sie sicherheitshalber dort verborgen hatte. »Darf ich den Inhalt einmal sehen?«, fragte sie an Signora Selvini gewandt.
    »Ja, natürlich«, erwiderte diese mit einem Unterton, der eine gewisse Gereiztheit verriet. Der Umschlag enthielt zwei Computerausdrucke mit einem kurzen wissenschaftlichen Text und je einem Strichcode. Außerdem zwei in eine Folie von Postkartengröße eingeschweißte und mit einem Siegel des ›Istituto Prof. Luciano de Luca‹ versehene Objekte, von denen das eine dem Tropfen einer Wachskerze glich, während das andere unschwer als ein verfärbtes Stückchen Leinen zu erkennen war, etwa zwei mal zwei Zentimeter im Quadrat.
    Francesca hatte Schwierigkeiten, die Bedeutung und den Wert des Inhalts zu begreifen. Ihr wollte nicht in den Kopf, dass diese läppischen Relikte der Grund sein sollten, Menschen umzubringen, dass der arme Constantino möglicherweise nur deshalb sterben musste, weil man diesen Umschlag in ihrer Wohnung vermutete.
    Als sie der Signora das Geld überreichte und im Gegenzug den Umschlag in Empfang nahm, spürte Francesca ein flaues Gefühl im Magen, wie damals, als sie erfuhr, dass sie nichtsahnend eine Blaue Mauritius nach London transportiert hatte. Von einer plötzlichen Kopflosigkeit erfasst, stürmte Francesca aus dem Laden, rannte, als ob es um ihr Leben ginge, die Via Nizza entlang auf einen Taxistand zu und sprang in ein wartendes Fahrzeug.
    »Zum ›Méridien‹«, sagte sie atemlos, womit sie Gregors Anweisung, den Umweg über den Bahnhof zu wählen, außer Acht ließ.
    Im Hotel angekommen, fiel sie Gropius in die Arme, der unauffällig im Foyer gewartet hatte. Plötzlich löste sich die Anspannung, die sich in ihr aufgestaut hatte, und dicke Tränen rannen über ihr Gesicht. »Alles o.k.!«, schluchzte sie. »Ich habe, wonach du gesucht hast.«
    Gropius nahm ihr den Umschlag aus der Hand und verschwand wortlos in der Herrentoilette im Untergeschoss. Als er zurückkehrte, machte er Francesca ein Zeichen, dass sie gute Arbeit geleistet hatte, und begab sich zum Tresorraum des Hotels, der direkt hinter dem Empfangstresen gelegen war.
    »Was willst du jetzt tun?«, fragte Francesca, nachdem er sich des kostbaren Umschlags entledigt hatte und sich im Foyer zu ihr setzte. Sie trug noch immer ihre Maskerade, und Gropius hatte Mühe, sich das Lachen zu verbeißen. Doch die Frage klang in seinem Kopf nach: Was willst du jetzt tun? Er wunderte sich über sich selbst, weil er so gelassen blieb. Statt Triumph spürte er eine seltsame Niedergeschlagenheit, als plagte ihn ein schlechtes Gewissen. Dabei hatte er sich in keiner Weise schuldig gemacht, er war nur anderen zuvorgekommen, die sich dem Bösen verschrieben hatten.
    »Ich weiß

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